Das Herz Von Elowia
Unbeteiligtheit saß. Das Tier blökte auf, schüttelte sich und entriss Lilith die Zügel. Hastig versuchte sie, das Zaumzeug wieder zu ergreifen, aber es war zu spät, denn das Kenja galoppierte panisch davon. Liliths Augen weiteten sich entsetzt, als sie sah, wie Harukan mit dem Kenja alleine in der weiten Wüste verschwand.
Doch ihr blieb keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn ein weiterer Pfeil schlug neben ihnen ein. Lilith schrie auf. Die Dienerin hatte indes den Angreifer ausgemacht und schleuderte ihm einen Dolch entgegen.
Ein Geschoss traf Fayn am Arm. Ohne mit der Wimper zu zucken, riss sie die Pfeilspitze heraus und flüchtete mit Lilith hinter die Kenjas. Erst jetzt erlaubte sie sich einen leisen, schmerzerfüllten Fluch, als sie ihren Arm betastete. »Du musst Harukan finden, Lilith. Nimm eins der Kenjas und reite los.«
Lilith stand unschlüssig auf, ihr behagte es nicht, Fayn verletzt zurückzulassen. »Geh«, brüllte diese plötzlich.
Das Mädchen stand immer noch regungslos vor ihr.
»Gib mir ein Schwert, ich werde mit dir kämpfen.«
Fayn wischte sich das Blut aus dem Gesicht. »Du kannst nicht kämpfen.«
»Aber ich ...«, setzte Lilith an, aber die Fee winkte energisch ab und ihre Stimme wurde noch eine Spur kälter, als sie sagte: »Und du bist mir nichts schuldig. Verschwinde! Geh weg!«
Ein schwarzer Schatten tauchte neben ihnen auf und eine Schwertklinge blitze im Mondlicht. Fayn sprang auf und beförderte Lilith mit einem groben Schubs aus der Gefahrenzone. Lilith lag im Sand und drehte ihren Kopf zu Fayn und ihrem Gegner hin. Die Fee ließ die Dolche fallen, zog blitzschnell ihr Schwert und parierte den Hieb des Mannes geschickt.
»Komm«, lechzte er. »Gib mir etwas von deinem Blut oder sogar dein ganzes Leben, damit mein Stein mächtiger werden kann.«
Sein opalfarbener Diamant glühte gierig auf, als er sein Schwert hob und auf die Fee zustürmte. Im letzten Moment flammte ein dunkelgraues Schutzschild vor Fayn auf und die Waffe des Wüstenräubers krachte auf die Barriere. Skat stand keuchend hinter der Fee. Von seinem Schwert tropfte Blut, seine Kleidung war zerrissen, doch seine Augen glühten. »Ein Kampfstein gegen einen Heilstein, noch dazu gegen eine Fee. Was bist du nur für ein Feigling.«
Der Wüstenräuber stürzte an Fayn vorbei und auf Skat zu. Opal traf auf Schwarzgrau.
Lilith erhob sich währenddessen wieder und rannte davon. Mitten im größten Tumult erblickte sie Barrn, wie er mit seinem großen Breitschwert einen der Männer eine tödliche Wunde versetzte, sich herumdrehte und auf den nächsten Angreifer lauerte. Seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, seine Kleidung war blutverschmiert, sein Atem ging schwer und er blutete aus zahlreichen Wunden, trotzdem strahlte er eine Furcht einflößende Stärke aus.
Lilith stolperte über etwas, und als sie ihren Blick senkte, sah sie, dass sie über einen toten Wüstenräuber gefallen war. Ihre Kehle zog sich bei dem Anblick des Leichnams zusammen und sie rannte blindlings weiter, ohne darauf zu achten, wohin sie ihre Füße trugen. Sie wollte nur noch eins: weg. Weg von dem blutroten Sand, den Schreien und dem Aufkreischen der Juwelen, wenn sie aufeinandertrafen.
Sie lief und lief und wäre beinahe in das Schwert des Wüstenräubers hinein gerannt, der sich ihr in den Weg gestellt hatte. »Na du kommst mir gerade recht.« Er machte einen Schritt auf sie zu, während sie immer weiter zurückwich.
»Hey, hier ist ein ebenbürtiger Gegner, wenn du schon einen Kampf willst.« Lilith ruckte herum, sie hatte Tränen in den Augen und brachte kein Wort heraus. Sie hielt immer noch krampfhaft ihren Diamanten umklammert.
Barrn war wie aus dem Nichts aufgetaucht und spukte Blut vor dem Mann aus. In seinen verkniffenen Augen spiegelte sich unverhohlener Zorn wieder, als er Lilith an den Schultern packte, sie aus der Angriffslinie und hinter seinen Rücken beförderte. »Du traust dich wohl nicht, gegen jemanden zu kämpfen, der dich in die Scherbenhölle befördern kann.«
Es brauchte keine große Empathie, um die Gedanken des Räubers erraten zu können. Er starrte ungläubig aufs Barrns Oberkörper, so als suche er irgendetwas, was ihm die Anwesenheit eines Diamanten verriet, anhand dessen er einschätzen konnte, wem er da gegenüberstand. Die Tatsache, dass er keine Aura spüren konnte, schien ihn ein wenig zu beunruhigen, aber nicht so sehr, dass er sich nicht mit einem tiefen Knurren vor Barrn aufbaute und seine Waffe
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