Das Herz Von Elowia
verstehe.«
Hanak machte eine ausladende Handbewegung. »Das freut mich. Geh doch schon mal vor. Ich habe hier noch etwas zu erledigen.«
Barrn blieb für einen Wimpernschlag verdutzt stehen. Hatte Hanak ihm gerade wirklich einen Befehl erteilt?
Der Sucher räusperte sich und rührte sich nicht vom Fleck, sodass Barrn sich schlussendlich mit einem Kopfschütteln zur Treppe begab und hinunter zu den anderen Suchern ging. Wäre er nicht so froh gewesen, damit Hanaks Verhör entkommen zu können, er hätte dem Sucher ordentlich die Leviten gelesen.
Draußen saßen die meisten Sucher schon auf ihren Kenjas und warteten ungeduldig darauf, dass es los ging. Nur Hanak fehlte und kam erst nach einer geraumen Weile ebenfalls hinaus. Er hielt etwas in seiner Hand, was Barrn auf die Entfernung nicht erkennen konnte, und stopfte es in seine Tasche. Dann schwang er sich auf sein Tier und sah zu Barrn hinüber.
Barrn, noch von der langen Nacht gezeichnet, hievte sich erschöpft auf sein Tier. Jeder Knochen in seinem Leib schmerzte und Hanak quittierte seinen gequälten Gesichtsausdruck mit einem wissenden Lächeln.
Als Barrn endlich auf seinem Tier saß, sah er zu seinem Erstaunen in lauter erwartungsvolle Augen. Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, dass sie alle nur auf seine Anweisungen warteten. Er hüstelte verlegen, bevor er mit lauter Stimme verkündete: »Wir brechen auf, Männer.«
Ein sanftes Vibrieren ging durch die staubige Erde, als sich die Tiere, samt ihren Reitern, in Bewegung setzten.
Hanak hatte geduldig gewartet, bis Barrn den Befehl zum Aufbruch gegeben hatte, erst dann lenkte er sein Tier neben ihn. Sein Blick streifte Barrns Schwert verächtlich. »Du hast deine eigenen Männer getötet.«
Barrn verwirrt über die erneuten Beschuldigungen seines Freundes, senkte sein Schild um den Sucher besser sehen zu können. »Wie meinst du das? Habe ich dir nicht eben mitgeteilt, dass du dich mit deinen Anschuldigungen zurückhalten sollst, wenn du keine Beweise hast?«
»Jetzt habe ich Beweise«, sagte Hanak und zerrte aus seiner Tasche ein blutiges Kleiderbündel hervor. »Das habe ich unter deinem Bett gefunden.« Anklagend warf er die Kleidung in den Sand.
Barrn starrte einen Moment irritiert auf das Bündel, welches vor ihm auf dem Boden lag, dann begriff er plötzlich. Hanak hatte in seinem Zimmer nicht auf sein Schwert, sondern unter sein Bett gestarrt. Barrn hätte sich am liebsten wegen seiner Unachtsamkeit geohrfeigt. Jetzt hatte er seinem Freund den Beweis geliefert, ihn anzuklagen. »Hanak, ich ...«, begann er verzweifelt.
Aber Hanak ließ ihn nicht ausreden und unterbrach ihn, wobei seine Stimme eigentümlich gelassen klang. »Es waren deine Freunde, daher war es nur eine Frage der Zeit, bis du sie befreien würdest. Ich hatte damit gerechnet.«
Seine Augenfarbe wurde eine Spur dunkler. »Womit ich nicht gerechnet habe, war die Brutalität, mit der du gegen deine eigenen Männer vorgegangen bist.«
Hanak deutete auf die blutbefleckte Kleidung. »Ich werde niemanden sagen, was ich herausgefunden habe, aber ich will von dir wissen, ob du noch ein Sucher bist?«
Barrns Stimme war rau, als er sprach: »Ich bin ein Sucher, aber ich würde es wieder tun, wenn meine Freunde in Gefahr sind.«
»Verdammt«, zischte Hanak. »Du hast unsere Leute getötet.«
»Ich weiß«, gab Barrn reumütig zu. »Aber ich konnte mich nur zwischen ihnen oder meinen Kameraden entscheiden.«
»Ich werde ein Auge auf dich haben, Prinz.«
»Ja, das ist dein gutes Recht«, erwiderte Barrn und sah in das verschlossene Gesicht eines Kriegers, der ihn wie einen Aussätzigen musterte. Hanaks Vertrauen hatte er verspielt.
Der Sucher gab seinem Tier einen Klaps und ließ es davon preschen. Das Bündel ließ er achtlos im Sand zurück.
Barrn folgte ihm unschlüssig. Er wusste nicht, ob sein Freund seine Anwesenheit dulden würde, aber als er ihn erreicht hatte, schien Hanak wie immer zu sein.
Zögerlich sah sich Barrn um, dann sagte er: »Ich muss dich auch noch etwas fragen, Hanak.«
Der Sucher umschloss die Zügel seines Kenjas und sein Kopf ruckte herum. »Wie könnte ich dem Anführer der Sucher eine Bitte abschlagen?«
Barrn ignorierte den Zynismus in Hanaks Stimme und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, der mithören konnte. »Ihr habt auch Azra gefangen genommen, was ist mit ihm passiert? Im Kerker war er nicht. Habt ihr ihn getötet?«
»Azra?« Hanak sah ihn verwundert an. »Du meinst den Söldner, den du angeheuert
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