Das Herz Von Elowia
hinaus.
Ausgelaugt ließ sich Barrn auf einen Holzstuhl gleiten und döste in der sanften Abendbrise ein.
Er träumte von dem Ort, den er für immer vergessen wollte. Er sah wieder die dunklen Schatten und die höhnischen Fratzen der Leute, die ihn quälten. Und inmitten von Blut und Leid stand diese helle Gestalt, die ihm seine Qualen linderte und erträglich machte. Ihre goldenen Augen flackerten in der Dunkelheit des Kellers so wie die warme Abendsonne, die er schon als Kind geliebt hatte.
Barrn schreckte auf. Die Abendsonne schien milde durch das Fenster und Barrn hörte, wie draußen seine Kameraden ihren Sieg feierten. Ihr Gelächter wurde nur von den verzweifelten Schreien der Frauen unterbrochen. Der Duft von gebratenem Mais stieg ihm in die Nase und sein Magen knurrte auffordern.
Gerade als er sich erheben wollte, um ebenfalls etwas zu essen, hörte er ein leises Knacken. Behutsam stand er auf, stellte lautlos den Stuhl hin und horchte angestrengt. Das Geräusch war aus einer Ecke gekommen, in der eine schwere Eichentruhe stand.
Er hörte deutlich ein Wimmern. Mit klopfenden Herzen näherte er sich der Truhe, und als er sein Ohr auf das raue Holz legte, konnte er ein schwaches Schluchzen hören. Seine Finger glitten zu dem Schlüssel, der von außen im Schloss steckte. Das Schloss schnappte mit einem lauten Knall auf und Barrn erstarrte. Was er dort sah, verschlug ihm die Sprache. Die Grausamkeit, die sich ihm hier offenbarte, war kaum zu ertragen. Nicht mal für ihn als Sucher.
Der Anführer der REV
Jolan saß auf einer schmalen Holzbank, die gegenüber dem Zimmer stand, in dem Lilith von einer Heilerin versorgt worden war. Sein Gesicht hellte sich auf, als er Lilith erblickte. Er sprang hastig auf und griff nach ihrem Arm. »Du siehst schon viel besser aus, Lilith.«
»Gehen wir zu deinem Vater?«, wollte Lilith wissen, doch der Junge schüttelte nur seinen Kopf und grinste sie dabei neckisch an. »Du hast wohl vergessen, dass du im Maul eines Totenfliegers warst.«
Lilith stieß einen beleidigten Pfiff aus und Jolan zwinkerte ihr beschwichtigend zu.
»Findest du, dass ich stinke?«
»Stinken?«, er lachte auf. »Das wäre eine Untertreibung.«
Geschickt wich er ihrem Tritt aus und zog sie, immer noch lachend, hinter sich her.
Sie gingen immer weiter in den Berg hinein, bis sie vor einem großen Vorsprung hielten. Lilith stockte der Atem, als sie sich vorbeugte und einen Blick in den Abgrund riskierte. Erstaunt blickte sie auf den Krater hinab. Dort lauerte kein dunkler Schlund, wie sie erwartet hatte, sondern vor ihr lag eine Stadt. Sogar Laternen, Straßen und Stallungen konnte Lilith erkennen.
»Unser geheimer Stützpunkt«, flüsterte Jolan ehrfürchtig.
Lilith konnte sich nur schwer von dem Anblick losreißen, aber Jolan drängte sie vorwärts und zu einer schmalen Steintreppe hin, die jemand in den Fels gehauen hatte. Lilith nicht ganz schwindelfrei, vermied es hinabzusehen, während sie die ungesicherte Treppe nach unten stakste.
Als sie endlich wieder festen Boden erreichten, atmete sie erleichtert auf. Jolan führte sie durch die engen Gassen, bis sie vor einem schlichten Haus hielten. »Hier ist unser Bade- und Waschhaus. Ich werde hier warten.«
Lilith biss sich beschämt auf ihre Lippen.
»So schlimm, wie du gerade schaust, riechst du auch wieder
nicht.«
»Wenn du das sagst«, meinte sie trotzig und versuchte etwas Abstand zwischen sich und dem Krieger zu bringen.
Sie klopfte vorsichtig an die Türe und ein kleines Mädchen öffnete ihr. Ihre Augen blieben neugierig an ihrem Sternendiamanten hängen. Lilith ließ sich in die Knie sinken und fragte freundlich: »Jolan meinte, ich könne hier baden?«
Das Mädchen nickte und ehe sie es verhindern konnte, grapschte das kleine Kind nach ihrem Juwel. Erschrocken fuhr Lilith zusammen. Ihr Diamant säuselte auf und sie spürte, wie er zum Angriff übergehen wollte, gerade noch rechtzeitig sprang sie auf. Eine hagere Frau erschien in Liliths Blickfeld und musterte sie mit einem unfreundlichen Ausdruck. Sie scheuchte das Mädchen beiseite und deutete auf einen der Zuber, die nebeneinander gereiht im Raum standen. Lilith trat ein und zog sich unter dem unbehaglichen Schweigen der Frau aus. Dann stieg sie in einen der Bottiche, und obwohl das warme Wasser eine Wohltat war, konnte sie sich nicht entspannen. Der Vorfall mit dem kleinen Mädchen ließ ihr keine Ruhe, schließlich war der Stein des Kindes friedlich gewesen und trotzdem hatte ihr Juwel
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