Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)
entstammte Pfeifen und Kolben, die Menschlichkeit nachahmten.
Wilson rührte sich nicht. Meine Hände betätigten das Schloss von Emilys Schrotflinte, obwohl mir einfiel, dass sie ungeladen war.
Ein dunkler Schemen verfestigte sich zu einer Gestalt aus Mechagenen und Metall. Valentine. Und er war nicht allein. Hinter ihm standen andere, die mit Waffen in den Händen in den Schatten blieben. Ich zählte mindestens drei.
»Warum werde ich nur ständig gefunden?«, murmelte ich. »Was um alles in der Welt machst du hier, Boss?«
»Du schlägst eine breite Schneise durch die Stadt, Jacob. Ich habe alle wichtigen Spieler während der vergangenen Tage beobachten lassen. Seit dem Vorfall im Landsitz der Tombs. Als sich deine Wege und die deines Vaters und der Lady Tomb kreuzten, beschloss ich, dass es an der Zeit sei, einzugreifen. Ich würde sagen, wir haben einiges zu besprechen.«
Er zog einen Umschlag aus seiner Weste und warf ihn mir auf den Schoß. Er war an Valentine in Veridon adressiert. Die Ränder des Umschlags waren schmutzig und abgegriffen. Ich öffnete ihn und las das Blatt Papier darin.
Wie vereinbart: PRACHT DES TAGES . Schicken Sie Ihre besten Männer an Bord.
Gezeichnet Marcus Pitts.«
Ja«, pflichtete ich ihm bei. »Ich schätze, das haben wir.«
»Ich betrachte das nicht als Unehrlichkeit, Jacob.«
Wir befanden uns in einer Droschke und waren zu viele Personen für die Kabine. Wilson und ich stanken nach Asche, Abwasser und Blut. Die Ledersitze knarrten, als wir versuchten, genug Platz für uns, unsere Schusswaffen, unsere Messer und unser Misstrauen zu schaffen.
»Ich schon. Das ist nicht persönlich gemeint, Valentine, aber ich kann nicht anders, als das Ganze als unehrlich zu bezeichnen.«
»Schön zu wissen, dass es nichts Persönliches ist«, spie Cacher mir entgegen. Seit er im Keller hinter dem Rücken des Bosses hervorgetreten war, hatte er mich finster angestarrt. Auch für Wilson hatte er einige böse Blicke übrig. Da musste es eine Vorgeschichte geben, die ich nicht kannte.
»Still«, befahl Valentine und nickte Cacher kaum merklich zu. »Jacob, du musst meine Lage verstehen. Ich kann mich nicht gegen den Rat und die Kirche stellen. Das würde zu einem offenen Krieg führen. Meine Organisation kann sich einen solchen Kampf nicht erlauben.«
»Du hättest mich warnen können.«
»Ich war nicht sicher, ob ich das konnte. Ich war nicht sicher, ob du es nicht Emily sagen würdest.«
»Du hast über Emily Bescheid gewusst?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber ich war nicht sicher.«
»Wo ist sie, Mistkerl?«, fragte Cacher und bedrohte mich mit seinem schwarzen Kurzgewehr.
»Halt’s Maul, Cacher.«
»Sag mir nicht …«
»Halt’s Maul, Cacher«, schnitt Valentine ihm das Wort ab.
»Worüber hast du sonst noch Bescheid gewusst?«, wollte ich wissen. »Über das Mechagen und den Rat? Wie hast du von alldem erfahren?«
»Ah. Tatsächlich direkt von Marcus.« Valentine verlagerte das Gewicht und versuchte, es sich auf der Sitzbank gemütlicher zu machen. Cacher wurde dadurch noch weiter gegen die Seitenwand der Droschke gedrängt. Die beiden anderen Kerle befanden sich oben und fuhren uns irgendwohin. »Zwei Wochen vor eurem spektakulären Unfall begannen Botschaften von ihm bei mir einzutrudeln. Sie klangen zunehmend verzweifelter, je näher er Veridon kam.«
»Wusstest du, was er bei sich hatte?«
»Nicht genau. Er wollte Hilfe, hatte Angst. Im Nachhinein gesehen, vor diesem Engel, wenngleich er das nie beschrieben hat. Der Engel tötete die Teilnehmer der Expedition einen nach dem anderen. Marcus hatte Angst, er könnte es nicht zurück in die Stadt schaffen.«
»Genau, wie sie es wollte«, flüsterte ich und dachte an Camillas Plan, Vergeltung nach Veridon zu locken.
»Wer?«
Ich schüttelte den Kopf. »Er wollte also deine Hilfe. Und er hat versucht, sie sich mit dem Mechagen zu erkaufen?«
»Ja. Mit dem Wissen darüber, was es war und woher es stammte.« Valentine breitete die großen, flachen Hände aus. »Offensichtlich konnte ich das nicht tun. Zu viele Unabwägbarkeiten, und ich hatte keine Ahnung, ob man ihm trauen konnte.«
»Also hast du mich geschickt, richtig?«
»Ich wusste, wann er kommen würde. Und ich wusste, dass er verfolgt wurde. Ich wollte einen Mann vor Ort haben.«
»Mich?«
Er nickte.
»Darauf komme ich noch mal zurück, Boss, weil ich das Gefühl habe, dass es ziemlich wichtig ist. Du hättest
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