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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Geräusch der Schüsse als auch die Stimme der frisch erwachten Sängerin dröhnten durch die offene Tür heraus. Ich drängte mich an den Leuten vorbei auf die Straße und rannte weiter. Ein gedämpftes Summen erfüllte meine Ohren. Ich nahm nur die Laute meiner Füße, meines Herzens, meiner Lungen wahr. Die Sonne wirkte unglaublich grell, die Gebäude schienen zurückzuweichen, und der Himmel präsentierte sich blau und ruhig.
    Wilson holte mich ein und zog mich in eine Gasse. Kurz sah ich den Anansi an; der Dreck in seinem verbrannten Gesicht war klebrig vor Blut. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, dann beugte ich mich vornüber und übergab mich auf das Kopfsteinpflaster.
    Wir suchten im Keller eines ausgebrannten Hauses am Canal Blanche Zuflucht. Meine Hände zitterten immer noch, als ich Emilys Schrotflinte beiseitelegte und mich gegen die moosbewachsene Ziegelmauer des Kellers plumpsen ließ. Wilson wirkte nervös.
    »Du siehst erbärmlich aus, Junge«, sagte er. »Was sollte das alles?«
    »Wie bist du dorthin gekommen?«, fragte ich und ignorierte seine Besorgnis. »Und was ist aus dem Mechagen geworden?«
    Er verzog das Gesicht, dann kauerte er sich mir gegenüber auf die Fersen. Seine zahlreichen Arme breiteten sich aus und hingen in einem groben Kreis wie die Speichen eines Rades rings um ihn.
    »Sie sind erneut gekommen. Diesmal leiser und zielstrebiger. Einige waren im Wasser – sie hatten so etwas wie Atemmasken. Es gab keinen Ausweg.«
    »Offensichtlich muss es einen gegeben haben«, widersprach ich und mühte mich aus meiner Jacke. »Immerhin bist du hier.«
    »An mir waren sie nicht interessiert. Sie kamen wegen dieses Dings.« Er beobachtete mich aufmerksam, entspannt, aber auf alles vorbereitet. »Tatsächlich kreuzten sie unmittelbar nach eurem Aufbruch auf. Ich habe gekämpft, aber sie waren in der Überzahl.«
    »Wie hast du es hinausgeschafft?«
    »Ich endete an der Decke. Nach dem Einsturz verkroch ich mich in einer der neu entstandenen Spalten.« Er wirkte verlegen, als er das Gewicht verlagerte und sich mit einer Hand unruhig über den versengten Kopf fuhr. »Sie haben versucht, mich auszuräuchern.«
    »Und das Mechagen? Wo war es, während du dich versteckt hast?«
    »Längst weg, Jacob. Diejenigen im Wasser haben es sich geholt, bevor ich überhaupt merkte, dass sie da waren. Sie sind damit durch die Kanäle verschwunden und haben die Zisterne hinter sich gesprengt. Deshalb ist das Dach eingestürzt.«
    »Ich habe es bei dir gelassen, Wilson.« Ich legte die Hände mit den Handflächen nach oben auf meine Knie. »Ich habe dir vertraut.«
    »Wir haben uns gegenseitig vertraut, Jacob. Der zeitliche Ablauf war schon merkwürdig.«
    »Wie war das?«
    »Ich sagte, der zeitliche Ablauf war merkwürdig. Kaum warst du mit Emily gegangen, marschierten sie herein.« Nervös beugte und streckte er die zusätzlichen Arme, während er die Hauptarme lose im Schoß verschränkt hielt, eine Hand in der Nähe der Öffnung seines versengten Mantels. Mir fiel ein, dass er zwei Messer besaß, ich jedoch nur eines davon zerbrochen in der Zisterne gesehen hatte. »Ist euch auf dem Weg nach draußen irgendetwas aufgefallen? Habt ihr vielleicht mit irgendjemandem gesprochen?«
    »Das soll wohl ein Scherz sein«, gab ich zurück. »Alles, was passiert ist, alles, was wir gesehen haben … und du beschuldigst mich, Emily und dich an die Ordnungshüter verraten zu haben?«
    »Du tauchst auf, nimmst das Mädchen mit und läufst gleich wieder los. Erzählst etwas davon, der Kirche des Algorithmus einen Besuch abstatten zu wollen«, meinte er ruhig. Den Zorn, den ich erwartet hatte, verbarg er unter einer Schicht von Erschöpfung. »Du gehst zur Tür raus, und die Ordnungshüter kommen rein.«
    »Du glaubst also, ich hätte ihnen gesagt, wo das Mechagen war, um meine Verluste zu begrenzen? Dass ich mich auf ein Geschäft eingelassen habe?«
    »Ergibt durchaus Sinn. Du hattest Emily bei dir und wusstest, dass sie nicht verletzt werden würde. Wahrscheinlich konntest du ihnen das Mechagen deshalb nicht einfach aushändigen, weil sie dich wohl erledigt hätten, statt dich zu bezahlen. Mit mir jedenfalls sind sie nicht besonders behutsam umgesprungen.«
    »Wieso um alles in der Welt sollte ich das tun, Wilson? Warum sollte ich dich verraten?«
    »Die Dinge sind übel, Jacob. Kompliziert und übel. Vielleicht hast du für dich einen Ausweg gefunden und gewusst, dass ich mich nicht auf das Geschäft einlassen

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