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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Töchter von Händlern handelte, die sich bei den Namenssitzen des Rats anbiedern wollten, oder ob es ebenjene Kapitalisten waren, die einen Großteil der alten Familien verdrängt hatten, indem sie deren Namensrechte und deren Besitz aufkauften. In beiden Fällen war es ungewöhnlich, sie bei einer Festlichkeit der Tombs zu sehen. Auch den Sitz der Tombs hatte man verkauft, allerdings war die Schuld noch nicht fällig geworden. Der alte Tomb lebte noch, wenngleich marginal. Angela hielt den Sitz im Rat in seiner Abwesenheit, wie es Generationen von Tombs vor ihr getan hatten. Sobald der alte Tomb stürbe, würde der Sitz mit ihm verschwinden. Und vielleicht an einen dieser jungen Gecken gehen.
    Ich konnte mich nicht direkt zu Lady Tomb durchdrängen, deshalb schloss ich mich der trägen gesellschaftlichen Prozession an, trank und plauderte oder lauschte anderen, die sich über Nichtigkeiten unterhielten. Es dauerte eine Weile, aber es gelang mir, mich langsam und kreisend vorzuarbeiten, indem ich Hände schüttelte, auf Schultern klopfte und mich jedes Mal ein kleines Stückchen weiterschob. Schließlich befand ich mich in der Gegenwart von Ratsvertreterin Lady Angela Tomb. Ich nickte ihr zu.
    »Rätin Tomb.«
    Sie betrachtete mich unter langen Wimpern hervor. Ihre Augen waren staubgrau, ihre Haare zu einem goldenen Strang geflochten, der ihr über die Schulter auf den Rücken hing. Angela besaß ein hübsches Kinn und schöne Lippen, doch das Lächeln, das sie damit zur Schau stellte, erreichte nicht ihre Augen. Sie hob eine Hand und bot sie mir beinah, jedoch nicht ganz dar, als wäre sie bereit, einen Kuss darauf zu empfangen oder eine Verbeugung auszuschlagen.
    »Pilot Burn. Der Held der Pracht . Schön, dass Sie kommen konnten.«
    »Ist mir immer ein Vergnügen, das alte Anwesen wiederzusehen, Rätin. Aber ich würde mir nicht die Bezeichnung Held anmaßen.«
    »Nein?« Sie hob ein fast leeres Glas an den Mund und ließ das Eis gegen ihre Zähne klirren. »Soweit ich weiß, waren Sie für die Rettung jeder einzelnen überlebenden Seele verantwortlich.«
    Rings um uns brandete kurz peinliches Gelächter auf. Ich umklammerte mein Glas.
    »Ja, ich denke, das könnte man so sagen. Zumal ich der einzige Überlebende bin.«
    »Oh. Dann habe ich das wohl falsch verstanden. Dennoch bin ich sicher, Sie haben getan, was Sie konnten. Als Pilot, meine ich.«
    Das gefiel mir nicht. Ich war nicht sicher, was sie über die Gründe meiner Anwesenheit wusste – ob sie wusste, dass ich als Vertreter Valentines gekommen war, oder ob sie glaubte, ich wäre nur in meiner Rolle als in Ungnade gefallener Adliger und abgestürzter Kapitän hier – als Beispiel für andere. Was immer sie wusste oder zu wissen glaubte, es gefiel mir nicht.
    Der Uniformierte, der neben Tomb stand, beugte sich mit einem verhaltenen Lächeln auf den Lippen vor. Er war etwas älter und trug die Abzeichen eines Kommodores. Zwar kannte ich sein Gesicht nicht, doch aufgrund seines Alters und Rangs konnte ich getrost davon ausgehen, ihm irgendwann unterstellt gewesen zu sein.
    »Werfen wir besser nicht mit diesem Titel um uns, Lady Tomb. Wie Sie wissen, können Piloten fliegen. Können Sie fliegen, Mr Burn?«
    Ich schwieg, war mir unangenehm meiner Augen und des Summens der toten Maschine in meinem Herzen bewusst.
    »Sie wissen, dass ich es nicht kann.«
    »Ah. Dann wurden Sie zwei Mal falsch betitelt. Als Held und als Pilot. Jammerschade, dass so viel Blut für Sie verschwendet wurde, Jacob Burn.« Es schien den Mann zu befriedigen, meinen vollen Namen zu verwenden, als wäre das Fehlen jeglicher Titel Beleidigung genug. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und ließ mein Glas auf den Steinboden fallen. Es zerbarst, und die Menge verstummte.
    »Können Sie es, Kommodore?« Mein Blick zuckte zum nahen Geländer und zur Leere dahinter. »Fliegen?«
    Niemand rührte sich. Niemand sagte ein Wort. Die Träger der gestärkten Anzüge und Uniformen ringsum umklammerten nur ihre Gläser, zügelten die Zungen und starrten uns an. Lady Tomb musterte mich aufmerksam, rief jedoch nicht um Hilfe. Der Kommodore war erbleicht. Ich spürte, wie sein Herz unter der Haut hämmerte. So gefiel es mir besser. Ich lachte.
    »Egal. Es ist eine schöne Feier, Lady Tomb. Davon sollte es mehr geben.« Ich klopfte dem Kommodore auf die Brust. »Ich mag Ihre Freunde.«
    Damit ging ich, und die Unterhaltungen setzten wieder ein. Ich nahm mir vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners

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