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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Schlafkammer auf und ab und versuchte, aus dem, was er gerade gehört hatte, schlau zu werden. »Hat dieses Rätselraten denn nie ein Ende?«, stöhnte er schließlich. »Was soll ich jetzt tun?«
    Doch der Hofnarr schlief schon wieder.

20

Worte aus dem Verbrannten Land
    »Der große Gott Perin tötete den Entführer seiner Tochter, den Mondherrn Khors, nachdem dieser seinerseits den Kriegsgott Volios erschlagen hatte. Mit dem Tod dieser beiden mächtigen Götter endeten die Kämpfe ...«
    Der Waisenknabe, sein Leben und Sterben und himmlischer Lohn — ein Buch für Kinder
    Briony fand Eneas in seinem Zelt, wo er sich, bis zum Hosenbund entkleidet, von einem Feldscher verbinden ließ. »Ihr seid verwundet!«, rief sie. Die Haut seines flachen Bauchs war mit feinen Schnitten überzogen, die, eben erst gesäubert, schon wieder zu bluten begannen.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist nichts. Ich bin vom Pferd gefallen und ein Stück mitgeschleift worden — das da stammt von meinem eigenen Kettenhemd.« Eneas hatte für den Angriff auf die Wachgarnison seine Plattenrüstung abgelegt, weil er sich in dem leichten, flexiblen Kettenhemd beweglicher fühlte.
    Briony wusste, mitten im Kampfgetümmel vom Pferd zu fallen, war keine Kleinigkeit, aber sie wusste inzwischen auch, dass Eneas Verletzungen lieber herunterspielte. »Und Eure Soldaten?«
    »Wir haben ein paar Schrammen abbekommen, aber keinen Mann verloren — doch vor allem erleichtert es mich, Euch wiederzusehen, Briony. Ich wage kaum zu fragen — habt Ihr Euren Vater gefunden?«
    Sie erzählte ihm die Geschichte, jedenfalls in groben Zügen, da vieles von dem, was zwischen ihr und Olin gesprochen worden war, nur die Familie etwas anging. Der Prinz hörte genau zu.
    »Es ist wunderbar, dass Ihr ihn gefunden habt und seine Lebensgeister ungebrochen sind«, sagte er, als sie ausgeredet hatte. »Wunderbar — aber was er über Mittsommer sagt, irritiert mich. Ist der Autarch wirklich so fanatisch in seinem Aberglauben, dass er einen Angriff riskiert, wenn die Belagerung spätestens in ein paar Wochen das Gleiche bewirken würde?«
    »Mein Vater hat es vom Autarchen selbst. Alle sagen, dieser Sulepis ist völlig wahnsinnig!«
    Eneas runzelte die Stirn. »Scheint so. Aber das lässt uns wenig Zeit. Habt Ihr geruht?«
    »Ja, mir geht es gut.« Der Kundschafter hatte sie kurz vor Sonnenaufgang ins Lager zurückgebracht, und Briony war sofort in tiefen, dunklen Schlaf gesunken, sodass ihr jetzt der ganze Abend und vor allem das Gespräch mit ihrem Vater wie ein Traum erschienen.
    »Aber was können wir tun?«, fragte sie. »Wir haben so wenig Zeit, und ich habe das xixische Lager gesehen — es sind so viele! An die zehntausend Mann bei Südmarkstadt, über die Hälfte davon Krieger. Und soweit ich gehört habe, sind bereits viele weitere in die unterirdischen Gänge vorgedrungen. Ich glaube, sie wollen die Burg von unten her angreifen, über Funderlingsstadt.«
    »Funderling ...?« Er sah sie einen Moment ratlos an, nickte dann. »Ah ja, die Kallikansiedlung. Ich habe davon gehört — die berühmte Höhlendecke, richtig? Euer Vater hat bestimmt recht. Es kann keinen anderen Grund für die Eile des Autarchen geben — Hendon Tolly verteidigt die Burg kaum, und die Schiffe des Autarchen haben die Kontrolle über die Bucht. Meiner Einschätzung nach würde Südmarksburg sogar schon binnen Tagen kapitulieren, wenn die Xixier einfach nur die Mauern weiter mit ihren Kanonen beschießen würden.«
    Briony fühlte Ärger in sich aufwallen. »Tolly ist ein Monster, aber es gibt in Südmark immer noch Männer — und auch Frauen! —, die nicht so leicht aufgeben.«
    »Das glaube ich gern, Prinzessin.« Eneas lächelte; es war ein anerkennendes Lächeln, kein spöttisches. »Ich habe ja gesehen, von welchem Schrot und Korn die königliche Familie ist, wie sollte ich da an den Untertanen zweifeln? Dennoch, eine Entscheidung können wir frühestens morgen fällen. Dann bekommen wir von den Spionen, die wir ins xixische Lager eingeschleust haben, die ersten Erkenntnisse über die gesamte Truppenstärke des Autarchen und vielleicht auch schon über seine Pläne ...«
    »Nein?« Ihr ging auf, dass sie geschrien haben musste: Alle im Zelt starrten sie an. »Ich meine ... mein Vater ... ich will mit seiner Befreiung nicht warten. Ich habe mir überlegt, wie wir es machen können, aber wenn wir noch warten, schaffen sie ihn womöglich aus unserer Reichweite fort.«
    Es dauerte einen

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