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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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erkennbar.

Ansonsten habe ich Euch wenig zu berichten, außer dass sich der gesundheitliche Zustand Eures Vaters nicht gebessert hat. Die starken Schmerzen kommen noch immer ohne Vorwarnung über ihn, und seine Stimmung leidet darunter Die Ärzte kümmern sich beständig um ihn, und ich habe ...«
    »Das genügt«, sagte Eneas abrupt. »Der Rest ist nur für mich bestimmt — kleine Dinge, meinen Haushalt betreffend. Jino und ein paar andere halten für mich ein Auge darauf, wenn ich fort bin.«
    »Euer Vater ist krank ...?«
    Eneas schüttelte etwas zu vehement den Kopf. »Magenbeschwerden. Mein Onkel hat ihm einen berühmten krakischen Arzt geschickt, den besten seiner Kunst. Meinem Vater wird es bald wieder gutgehen.«
    Plötzlich glaubte Briony zu verstehen, worum es ging, oder zumindest, warum Eneas so schroff war.
    »Ihr macht Euch Sorgen, teurer Eneas«, sagte sie. »Nein, sagt nichts. Natürlich macht Ihr Euch Sorgen. Schlimmer noch, Ihr habt Angst, dass Eurem Vater etwas geschehen könnte, während Ihr weg seid.« Sie wollte sagen: Und Ihr habt Angst, dass Ananka und ihre Anhänger am Hof in Eurer Abwesenheit versuchen könnten, den Thron an sich zu reißen. Aber sie wusste, er würde sich verpflichtet fühlen, dem zu widersprechen. Manchmal zwang ihn sein Ehrgefühl zu einer ganzen Kette von Reaktionen, von denen sie und alle anderen wussten, dass sie nicht seinen wahren Gefühlen entsprangen, sondern dem, was er für seine Pflicht hielt. Also sagte Briony stattdessen: »Und Ihr seid hin- und hergerissen zwischen Eurem Treueid mir gegenüber und Eurer Treue zu Eurem Vater und Eurem Land.«
    Er sah erschrocken auf. Graf Helkis und einige andere Edelleute in dem großen Zelt fühlten sich inzwischen sichtlich unwohl. Eneas schickte sie weg und behielt nur die jungen Pagen da, um Brionys Ruf zu schützen.
    »Ihr maßt Euch einiges an, wenn Ihr zu wissen behauptet, was in mir vorgeht, Prinzessin«, sagte er, als sie mehr oder minder allein waren.
    »Es tut mir leid, Hoheit, aber ich glaube, was ich eben gesagt habe, stimmt.«
    Er sah sie streng an. »Selbst wenn — und das räume ich hiermit keineswegs ein —, habt Ihr es nicht vor aller Welt zu erörtern.«
    »Wen meint Ihr — Miron? Graf Helkis? Er ist ein guter Freund und ein Verwandter von Euch. Wie all Eure übrigen Offiziere auch. Meint Ihr nicht, dass sie dasselbe denken? Meint Ihr nicht, dass sie sich auch schon gefragt haben, warum Ihr nach Norden zieht, in fremde Gefahr und anderer Leute Krieg, wenn Ihr die Gefahr in Gestalt des Autarchen an der Schwelle Eures eigenen Landes habt und einen königlichen Vater, um dessen Gesundheit es nicht gut bestellt ist?«
    »Das ist nichts weiter. Mein Vater isst jeden Abend zu viel und zu fett. Diese Frau unterstützt ihn darin.« Für einen Moment zeigte sein Gesicht etwas von seinen wahren Gefühlen Ananka gegenüber: Die Kiefermuskeln waren angespannt, die Zähne zusammengebissen. »Aber darum geht es jetzt nicht. Selbst wenn es so wäre, wie Ihr sagt — ich habe geschworen, Euch nach Hause zu geleiten. Das kann man nicht einfach zurücknehmen ...«
    Kurz schlug Brionys Bewunderung des Prinzen in etwas anderes um — Unmut, vielleicht sogar Ärger. Warum versteiften sich Männer ständig auf ihre Ehre, ihr Manneswort? Meist waren es sowieso Versprechen, um die sie niemand gebeten hatte! Und doch wurden wegen solcher Dinge Kriege geführt, Menschen ins Unglück gestürzt und Länder verwüstet!
    »Gut.« Sie hob die Hand. »Dann nehmt Folgendes zur Kenntnis, Eneas. Ich entbinde Euch hiermit von Eurem Versprechen, falls ich Euch je binden wollte. Was ich meiner Meinung nach nicht wollte. Ihr habt mir aus reiner Herzensgüte einen großen Gefallen getan. Jetzt entlasse ich Euch. Ihr müsst tun, was Euer Herz für richtig hält ... aber lasst Euch nicht durch ein vorschnelles Versprechen, das dem gutgemeinten Bemühen entsprang, mich für die schäbige Behandlung durch den Rest Eurer Familie zu entschädigen, zu etwas zwingen, das Ihr für töricht haltet. Wenn Eure Familie Euch braucht, wenn Euer Land Euch braucht — geht. Ich bin die Erste, die das versteht.«
    Eneas schien völlig verblüfft, als ob er sie nie für fähig gehalten hätte, so zu denken und zu handeln. Eine ganze Weile starrte er sie nur an, als sähe er etwas gänzlich Neues und Fremdes in ihr.
    »Ihr seid ... eine tapfere Frau, Briony Eddon. Und in der Tat verspüre ich einen gewissen Drang, nach Hause zurückzukehren — wie ihn jeder

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