Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
nicht umhin zu denken, dass Xosh Silberglanz trotz all seiner Kampfeskräfte von einem noch stärkeren Gott erschlagen worden war. Das war etwas, das Pinnimon Vash dieser Tage immer öfter beschäftigte: Die Diener der Mächtigen nahmen oft ein böses Ende — und niemand trauerte um sie ...
    Der Autarch hatte unterdes weitergesprochen. »... Und wenn auch in normalen Zeiten ein derart schwacher Widerstand nichts — ja weniger als nichts — bedeuten würde, kann ich mich doch jetzt, da ich in Eile bin, von diesen Bastard-Yisti und ihrem Markenländer-General nicht länger aufhalten lassen. Deshalb haltet ihr jetzt diese Kulikos-Steine in Händen.«
    Kulikos?
Vash schauderte. Er hatte genug von den alten Geschichten gehört, um zu wissen, dass diese mächtigen Zaubermittel vielen den Tod bringen würden — letztlich auch ihren Anwenderinnen.
    Der Autarch erwärmte sich jetzt für sein Thema: Seine Stimme hob sich und hallte von den Felswänden wider. »Mit den Steinen und den Zaubersprüchen, die euch A'lat gelehrt hat, werdet ihr wahre Dämoninnen! Ihr werdet meine Feinde zerreißen, als wären sie Mäuse und Kaninchen, und sie werden vor euch heulend die Flucht ergreifen. Ihr werdet nichts hinter euch zurücklassen als eine breite Spur von Blut, und wenn in der Welt dort oben die Sonne ein weiteres Mal über den Himmel gezogen ist, werde ich vor dem Gott selbst stehen und seine Macht zu meiner machen. Und ihr drei werdet unter meinen geschätztesten Dienern sein!«
    Khobana die Wölfin war die erste der drei Frauen, die auf die Knie fiel. »Heil Sulepis!«, rief sie. »Heil dem Goldenen!« Die anderen beiden nahmen den Ruf auf.
    »Heil, ja, allerdings!«, sagte der Autarch lachend.

31

Das Funderlingstor
    »... Zuriyal erklärte ihrem Bruder Zmeos, der sonderbare Geruch in dem großen Haus komme nur daher, dass sich eine Maus vor der Kälte hereingeflüchtet habe.«
    Der Waisenknabe, sein Leben und Sterben und himmlischer Lohn — ein Buch für Kinder
    »Es ist töricht, und ich werde nicht zulassen, dass Ihr's versucht«, erklärte ihm Bruder Antimon. »Bei allem Respekt, Meister Chert, ich kann nicht. Das würden mir Zinnober und die anderen nie verzeihen.« Er wurde blass. »Oh, bei den Alten der Erde, denkt doch nur, was Frau Opalia mit mir machen würde! Sie würde meine Haut als Putzlappen benutzen!«
    »Sofern Ihr nicht vorhabt, mich zu fesseln und Euch auf mich draufzusetzen, könnt Ihr mich nicht davon abhalten.« Chert sah ihn unwirsch an. »Macht es nicht noch schwerer. Glaubt Ihr, ich hätte keine Angst?«
    »Aber ... aber dort oben ist Krieg!«
    »Hier unten auch. Unsere Freunde kämpfen in diesem Moment und sterben womöglich. Ich bin es ihnen schuldig zu tun, was ich kann.«
    »Aber wie kommt Ihr darauf, dass Bruder Nickel auf Euch hören wird? Er ist stur, Chert, und er hasst Euch.«
    »Auf mich wird er nicht hören — aber auf den Astion.« Er schnürte sein Bündel fertig, stand auf und schlang es sich um. »Nickel ist ein Ekel, aber er ist kein Verräter. Und mein Bruder, so wenig ich ihn leiden kann, auch nicht. Und sie haben das Zunftrecht auf ihrer Seite.« Trotzdem ärgerte es ihn, dass sein älterer Bruder Knoll, der Ratsherr der Blauquarzsippe, einfach anmarschiert kam und sich sofort auf Nickels Seite schlug. »Nein, wenn wir unser Volk retten wollen, müssen wir es auf die korrekte Art tun, auf Funderlingsart — mit dem ganzen nötigen Genehmigungskram.« Er tätschelte den Arm des hochgewachsenen jungen Mannes. »Macht weiter, so gut Ihr könnt, Antimon. Arbeitet heimlich, wenn es geht. Sie werden Euch vermutlich nicht belästigen, wenn ich weg bin, und das werden sie erfahren, dafür sorge ich.«
    »Aber was ist mit Eurer Frau und Eurem Sohn ...?«
    »Das regle ich, Junge. Zinnober und die anderen dort in den Tiefen blicken dem Tod ins Auge. Da werde ich doch wohl den Mut aufbringen, Opalia ins Gesicht zu sagen, was ich vorhabe.«
    Antimon drückte Cherts Hand mit der beklommenen Miene eines Mannes, der einen Freund in den nahezu sicheren Tod verabschiedet.
    »Du willst
was?
Kommt gar nicht in Frage! O nein, du musst über mich wegtrampeln, um aus dieser Tür zu kommen.« Opalia warf sich vor die Schwelle ihres zeitweiligen Quartiers neben der Schießmehlfabrik. Die Frauen, die es mit ihr teilten, hatten schon bei Cherts ersten Worten geahnt, dass sich da ein Unwetter zusammenbraute, und sich unauffällig hinausgestohlen — selbst die unerschrockene Vermillona Zinnober. Chert

Weitere Kostenlose Bücher