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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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fest. Die Burg, die Leute — er empfand nichts für sie. Aber woher kam dann dieses seltsame Sehnen?
    »Wir sollten aufhören zu reden und losgehen«, sagte er laut, was ihm einen eisigen Blick von Yasammez eintrug. »Die Zeit drängt. Nichts wäre schlimmer, als auf Zeitverschwendung und unnötige Fehler zurückblicken zu müssen.«

    »Ah, Freund Chert«, rief der winzige Mann auf der weißen Ratte, als er über dem Dachfirst auftauchte. »Sagte ich's doch Ihrer Majestät! ›Hab ihn gewiss nicht das letzte Mal gesehn, selbgen‹, sagte ich ihr. Und jetzt seid Ihr hier.«
    »Giebelgaup.« Chert musste lächeln. »Gut seht Ihr aus. Das ist eine sehr hübsche Ratte.«
    »Ist aus dem Stall der Königin, selbge«, sagte er stolz. »Als Belohnung, wenn Ihr so wollt.«
    »Es freut mich, dass man Euch behandelt hat, wie Ihr's verdient. Meint Ihr, die Königin lässt Euch noch etwas für mich tun?«
    Der kleine Bursche legte den Kopf schief. Die Ratte begann sich zu putzen. »Sagt nur frei heraus, was Ihr braucht. Ich werd meine Königin fragen.« Er straffte sich ein wenig. »Kämpft jetzt an der Seite der Alten, unsereins, wusstet Ihr's schon? Nach all den vielen hundert Jahren!« Er setzte an, von seinen jüngsten Heldentaten zu erzählen, aber Chert unterbrach ihn.
    »Es ist gut, dass die Qar sich doch noch zum Eingreifen entschlossen haben, aber das, worum ich Euch bitte, ist vielleicht das Wichtigste überhaupt.« Er erklärte rasch sein Anliegen, das Giebelgaup nicht sonderlich zu begeistern schien. »Und dann bringt mir den Astion, so schnell Ihr könnt, an den Ort, den ich auf dieser Karte markiert habe.« Er reichte Giebelgaup den kleinen Pergamentfetzen. »Wenn ich nicht da bin, gebt ihn Bruder Antimon.«
    »Und es ist wirklich so wichtig, selbges?«
    »Sehr, sehr wichtig.«
    Giebelgaup schien nicht recht überzeugt, war aber höflich genug, es für sich zu behalten. »Dann soll es so geschehen, Freund Chert. Doch ohne Billigung meiner Königin kann ich gar nichts tun, also kommt!«
    »Natürlich, führt mich zu ihr. Aber bedenkt bitte, dass ich nicht so gut im Klettern bin.«
    »Nicht so gut?« Giebelgaup lachte. »Wie ein einbeiniger Hund, um der Wahrheit die Ehr zu geben.«
    Wenn man auf einen Gefallen angewiesen ist,
ermahnte sich Chert, während er langsam über die tückischen Ziegel kroch,
sollte man sich durch nichts auf der Welt provozieren lassen, das kleine Männlein, das einem diesen Gefallen tun will, zu Mus zu zerquetschen.

    Der Angriff Angriff der Qar überraschte die Xixier: Ohne Vorwarnung ergossen sich Zwielichtler aus einem Seitengang, der für die Südländer aussehen musste wie hundert andere, die sie auf ihrem Weg in die Tiefe passiert hatten — unscheinbar und so schmal, dass sich die mächtigen Ettins kaum hindurchzuzwängen vermochten. Dennoch waren es Hammerfuß und seine Vettern, die als Erste brüllend und waffenschwingend hervorbrachen, was die Südländer so erschreckte, dass einigen das Herz stehenblieb. Dann ging es Schwert gegen Schwert, als die Qar sich eine Bresche über den Hauptgang zum gegenüberliegenden Quergang zu schlagen versuchten.
    Blut floss wie Gossenwasser, als die Wüstenkrieger und die kämpferischsten unter den Zwielichtlern, Ettins, Erbarmungslose und Wandelbare, im Beinahe-Dunkel aufeinander einhieben und -stachen. Wenn auch einige Ettins unter dem Angriff ganzer Soldatenhorden fielen wie Käfer unter der Attacke eines Ameisenschwarms, wüteten die Riesen doch fürchterlich unter den Südländern, bis schließlich ein xixischer Kommandeur oder jedenfalls der ranghöchste Soldat in diesem Teil der Kaverne seine Männer auf die andere Seite des Hauptgangs zurückzog. Er hatte Bogenschützen in Stellung gebracht, und jetzt schwirrten Pfeilsalven auf die Qar ein, die hinter den riesigen Schilden und panzerhautgeschützten Körpern der Ettins in Deckung gingen, außerstande, den breiten Gang zu überqueren.
    Barrick, der immer noch im Seitengang festsaß, inzwischen jedoch so nah an der Öffnung, dass er sehen konnte, was vor sich ging, fragte sich, wie sie das je überleben sollten. Wenn sie nicht auf die andere Seite gelangten, saßen die Qar in der Falle, eingeklemmt zwischen den Xixiern, die diese Stelle bereits passiert hatten, und jenen, die von oben kamen. So viele Südländer Saqris Krieger auch töten mochten, es würden immer neue nachströmen, bis die Qar schließlich besiegt und ausgelöscht wären.
    Warum überließ Saqri nicht Yasammez die

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