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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Führung? Der Name der dunklen Fürstin stand für Vernichtung; auch ohne die Feuerblume kannte Barrick die Geschichten derer, die ihren gnadenlosen Zug durch die Markenlande überlebt hatten: Wie sie im Alleingang die Verteidiger aller Städte an ihrem Weg aus ihrer Deckung getrieben und abgeschlachtet hatte, wie sie es manchmal mit einem halben Dutzend zugleich aufgenommen hatte und keiner lebend entkommen war. Doch die Feuerblume hatte ihm noch mehr erzählt — viel mehr. Ihre Stimmen sangen triumphierend von Yasammez der Flammenden, der Geißel der zitternden Ebene, der Tochter eines Gottes! Und in Bildern aus einer so fernen Vergangenheit, dass selbst die Erinnerung der Feuerblume etwas diffus war, sah er die Yasammez jener Tage, umstrahlt von grünem Feuer, das über ihrem Kopf schwebte, wenn sie kämpfte, sodass sie es einatmete und als Funkenschwaden wieder ausstieß. Im Moment eines grellen Blitzes in Silberglanz' Halle, da das ganze Kampfgetümmel, Männer und Qar und auch die Götter selbst, zu einer einzigen Masse gefroren schienen, stand sie in einem Regen von Blut, und die Wucht ihrer Hiebe schleuderte die kopflosen Körper ihrer Feinde durch den Raum. Das war die Waffe, die Saqri in der Scheide ließ. Warum?
    Barrick hatte keine Ahnung, aber er wusste so sicher, wie er seinen eigenen Namen wusste, dass die Frauen des höchsten Qar-Geschlechts und insbesondere die Trägerinnen der Feuerblume ihren Männern an Kampfesschläue nicht nachstanden. Es war wohl das Beste, der Zwielichtlerkönigin einfach zu vertrauen ...
    Und dann war die erste Welle xixischer Pfeile verebbt. Sofort stürmten Saqris Kämpfer vorwärts, in das Geflacker von Schatten und Fackellicht. Diesmal war Barrick dabei; erfüllt von den glorreichen Erinnerungen der Feuerblume, schrie er Dinge, die er selbst nicht verstand.
    Verzerrte Gesichter, Klingen, das Klirren von Metall auf Rüstungsstahl oder manchmal auch das schaurig-erregende Fleischermessergeräusch einer Schneide, die in Fleisch fuhr — Barrick hatte schreckliche Angst und fühlte sich doch zugleich so hart wie Stein, so kalt und klar wie ein Diamant. In ihm waren hundert Könige, manche so kriegerisch wie Yasammez selbst. Ihre Geisterstimmen sangen vor Freude, und ihr Blut drängte und zog in Barricks Adern. Er widersetzte sich diesen Geistern nicht, sondern ließ sich von ihnen führen, führte eine komplizierte Serie von Angriffen und Paraden, denen seine Gedanken zunächst nicht folgen konnten. Er benutzte den
Falkenschwanz,
um eine herabsausende Klinge in der Schere aus seinem Schwert und seinem Dolch zu fangen, trat dann zu und zertrümmerte dem Xixier die Kniescheibe. Noch während der Mann taumelte, wirbelte er an ihm vorbei und zog ihm mit einer Rückhandbewegung seine eigene Klinge durch die Kehle, fasste dann die Waffe, die jetzt schlüpfrig von Blut war, fester, duckte sich unter dem Streich eines zweiten Xixiers weg und trieb ihm im Hochschnellen den Dolch unters Kinn — die
Stachelfaust —,
so nah am Mann, dass er den Südländer nach Luft schnappen hörte und dann den letzten Atemhauch aus dessen Körper entweichen fühlte.
    Aus der Drehung das Schwert schwingen, um dem Feind die hinteren Oberschenkelmuskeln zu durchtrennen, ihm, sobald er am Boden lag, den Kehlkopf eintreten, dann den Speerstoß eines anderen mit dem Armschild abwehren! Barrick überließ sich mehr und mehr einem nicht von ihm selbst gesteuerten Tanz, als wäre er nichts als eine feurige Linie, die sich in einer komplizierten Serie von Bewegungen durch die Höhle zog, so wie die Spur, die ein durch die Nachtluft wirbelndes brennendes Holzstück im Auge hinterlassen kann, wenn es selbst schon weg ist. Doch trotz des Rauschs aus Sinnesempfindung, Erinnerung und Bewegung konnte er nicht übersehen, dass, so viele Feinde er auch tötete oder außer Gefecht setzte und so viele seine Kameraden auch auslöschen mochten, immer neue von beiden Seiten heranströmten wie Wasser, das das gewaltige Gewicht des Meeres durch den Fels drückte.
    Ebenso gut könnte man das Meer selbst töten wollen.
Saqri, wo seid Ihr?
    Hier, Menschenkind. Hinter dir und näher an den Südländern, die bereits hier durchgezogen waren, jetzt aber zurückgekommen sind, um an dem Spaß teilzuhaben.
In ihren Gedanken lag eine schelmische Ironie, die er noch nie wahrgenommen hatte — der Krieg schien ihr zu bekommen.
    Es sind zu viele! Wenn wir einen töten, nehmen drei neue seine Stelle ein!
    Sie sind immer schon zu viele

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