Das Herz
Funderling direkt vor Vansen sank um, einen Pfeil im Hals, einen anderen fällte ein Treffer ins Fleisch des Oberschenkels. Der erste Mann war schon tot, aber dem zweiten half Vansen, indem er sich auf den Felsboden fallen ließ, den Pfeil, so vorsichtig er konnte, herauszog und mit dem Gürtel des Mannes das Bein abband, ehe er weiterstürmte.
Mit seinen längeren Beinen holte er die Vorhut just in dem Moment ein, als sie auf die erste Welle von xixischen Freischärlern traf, die guten Teils noch aus ihren Booten kletterten, wobei sie ihr Bestes taten, nicht mit der seltsamen silbernen Flüssigkeit des unterirdischen Meeres oder Sees in Berührung zu kommen. Manche wirkten fast wie wasserscheue Kinder, als sie vom Bug ihres wackeligen Boots auf den steinigen Strand sprangen. Das brachte Vansen auf eine Idee.
»Drängt sie, wo es möglich ist, in das glänzende Meer zurück!«, rief er. »Sie haben Angst davor!« Erst dann fiel ihm ein, dass die Funderlinge dieses Meer vielleicht genauso fürchteten. Schließlich war es das Herz ihrer religiösen Mysterien.
Die xixischen Soldaten schienen unerschöpflich, als ob der Autarch den Zaubersack des Erntegotts Erilo besäße und einfach herausschütten könnte, was er wollte. Vansen, Malachit Kupfer und ein halbes Dutzend weitere Funderlinge fanden sich inmitten eines Trupps sanischer Fußsoldaten, jeder bewehrt mit zwei Speeren und kleinen Armschilden, die kaum mehr waren als übergroße Handschuhe aus Metall und Leder. Diese beweglichen, schnellen Wüstenkrieger waren schwierige Gegner für die Funderlinge, die in diesem Fall keinen besonderen Vorteil daraus zogen, nah am Boden zu sein. Einer der kleinen Kämpfer starb, als ein Sanier einen seiner Speere schleuderte, noch ehe die Gruppen überhaupt aufeinandertrafen; kurz darauf folgte einem Feuerstoß drüben auf der Insel eine gewaltige Eruption von Dreck und Steinen am diesseitigen Ufer, als eine Kanonenkugel in Malachit Kupfers Nähe einschlug. Zwei Funderlinge flogen verrenkt und blutend durch die Luft; Kupfer selbst hatte Glück und kam mit einem Dutzend neuer Schnittwunden durch umherfliegende Steinsplitter davon.
Die Funderlinge kämpften schon viele Stunden, nach dem erbitterten Gefecht in der Initiationshalle jetzt in diesem glitzernden Halbdunkel. Vansen war erschöpft und wusste, seine Truppen waren es auch. Die meisten Xixier hier waren an den Kämpfen um die Halle gar nicht beteiligt gewesen. Sie waren nicht nur zehnmal so viele, sie waren auch ausgeruht.
Wenn uns nichts anderes einfällt, haben wir verloren,
dachte Vansen verzweifelt, während er vor einem grinsenden hochgewachsenen Sanier zurückwich, der dunkle Tätowierungen im Gesicht hatte und seine beiden Speere so geschickt einsetzte, dass es war, als kämpfte man gegen zwei Mann. Vansen musste sicherstellen, dass niemand in seinem Rücken war, während er sich auf diesen wendigen Gegner konzentrierte, also bewegte er sich ein Stück von Kupfer und den anderen weg, um einen freien Flecken zu finden.
Auch wenn wir schon die letzten Stunden des Mittsommertags haben, es nützt alles nichts mehr — der Autarch ist bereits auf der Insel und hat bestimmt schon mit dem begonnen, was er vorhat.
Der Gedanke breitete sich in ihm aus wie Gift und lenkte ihn ab, sodass ihn ein plötzlicher Speerstoß des halbnackten Saniers um ein Haar in den Bauch getroffen hätte. Er riss rasch den Schild hoch und wich noch ein Stück zurück.
Vansen merkte, dass er zu weit von seinen Gefährten abgedrängt wurde; selbst wenn er es schaffte, diesen Mann zu töten, würde er Schwierigkeiten haben, wieder in den Schutz der Gruppe zurückzugelangen. Der Mann stieß erneut zu, aber es war eine Finte; im nächsten Moment schwang er den anderen Speer, der kurz und biegsam war, gegen Vansens Helm, um den vielleicht so zu verdrehen, dass er ihm die Sicht nahm, aber Vansen gelang es, den Hieb mit der Schildkante zu parieren und einem zweiten, ernsthaften Stoß ausweichen.
Der tätowierte Speerkämpfer lachte, ein seltsam schrilles Lachen. Betrunken vielleicht oder unter Drogen. Es hieß, die xixischen Priester gäben den Männern Tränke, um sie furchtlos zu machen. Manche Gegner mochte das schrecken, aber Vansen kochte erst recht vor Wut. War er ein tumber Bauer, dass er sich bei der Verteidigung seines eigenen Zuhauses von einem kichernden Wilden einschüchtern ließ?
Ein Pfeil schwirrte an ihm und dem Sanier vorbei, und im Moment dieser Ablenkung hieb Vansen dem Mann seinen
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