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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Feuerblume in dem von Barrick. »Die Stunde ist dal Heute Nacht beginnt das letzte der alten Jahre zu sterben. Lasst uns diesem anmaßenden Sterblichenkönig zeigen, wie das Volk an Mittsommer tanzt!«
    Mit einem Schrei stürmten die Qar auf die Südländer zu, die gerade am diesseitigen Ufer aus ihren Booten stiegen, so zahlreich wie Ameisen. Die Xixier legten bereits Pfeile ein und spannten die Bögen, während sie darauf warteten, dass die Qar in Schussweite kamen.
    »Mittsommer!«, rief Barrick, und die Stimmen in ihm weinten und jubilierten.

    Ferras Vansen hatte schon in erbitterten, furchterregenden Schlachten gestanden. Er hatte mit seinem Ausbilder Donal Murroy gegen Banditen und gegen Rebellen gekämpft. Er hatte als Kundschafter einen quälenden halben Tag lang auf einem Baum gesessen, in dem Wissen, dass schon das leiseste Geräusch oder die kleinste Bewegung sein Tod sein konnte, da eine Söldnertruppe gleich unter ihm lagerte. Er hatte einen südmärkischen Gardesoldaten entwaffnet, der den Verstand verloren und seine eigene Frau und seine vier Kinder umgebracht hatte und den er im vergossenen Blut der eigenen Familie niederringen musste. Er hatte auf Schlachtfeldern, die so bizarr waren wie Alpträume, gegen die Qar selbst gekämpft — aber auf diesen letzten tödlichen Kampf tief unter Südmark hatte ihn nichts davon vorbereitet.
    Als Vansen und die noch kampffähigen Funderlinge das untere Ende der Felswand erreichten, hatten sich die Qar und ihre kleine, stille Königin bereits den ersten anlandenden Xixiern entgegengeworfen. Vansen konnte nicht erkennen, wer die Oberhand hatte, denn das Licht in der riesigen Kammer flackerte und changierte jetzt, da Farben, die er kaum zu identifizieren vermochte, tief im Inneren des Leuchtenden Mannes pulsierten wie Glut in der Holzasche eines Feuers.
    »Schneller, Männer!«, rief Vansen. »Sonst lassen uns die Zwielichtler womöglich keine mehr übrig!«
    »Ha!« Malachit Kupfer keuchte neben ihm her. »Ich wusste ja, dass die Frühen unheimlich sind — aber dass sie auch gierig sind, wusste ich nicht.« Kupfer war während des letzten Gefechts in der Initiationshalle am Bein verletzt worden, humpelte aber tapfer weiter und tat sein Bestes, nicht den Anschluss zu verlieren. Er hatte geflucht, als Vansen vorschlug, er solle doch zurückbleiben und sich um seine Wunde kümmern. »Na ja, Hauptmann, dann müssen wir eben nehmen, was sie uns übrig lassen.«
    Vansen blickte zurück. Die Funderlinge, die ihm folgten, hatten geweitete Augen. Es war nicht nur Furcht: Sie schienen über den Augenblick und vielleicht sogar über ihr eigenes kurzes Leben hinauszublicken. Schwer an der Last von Waffen und Rüstung tragend und kaum mehr als halb so groß wie Vansen, hielten sie dennoch mit ihm Schritt, als ob sie sich nach allem, was sie durchlitten hatten, immer noch beweisen wollten. »Schlegel Jaspis wäre stolz auf euch«, rief er ihnen jetzt zu. »Er blickt auf uns!«
    »Macht euren Wachführer stolz, Jungs!«, keuchte Malachit Kupfer und stolperte kurz vor Erschöpfung. Sie waren jetzt am Rand des Getümmels, einer dämmrigen Welt von unsteten Gestalten, die aufeinander einhieben, während der Stein über ihnen aufleuchtete und wieder erlosch, aufleuchtete und wieder erlosch.
    »Auf sie!« Vansens Herz war seltsam voll jetzt am Ende, trotz allem, was er verloren, und allem, was er nie gehabt hatte. »Auf sie, meine tapferen Männer!«

    Zu Giebelgaups Erstaunen erwartete ihn die Königin der Dachlinge persönlich, als er die Stallungen in den Ruinen des Wolfszahnturmes betrat. Sein Lieblingsreittier, Mockel, war gesattelt und scharrte ungeduldig — eine prachtvolle, starke junge Flattermaus, so dunkel wie süßes Bier und beinah so groß wie eine Taube —, aber Giebelgaup hatte nur Augen für seine Herrin.
    »Majestät.« Er verbeugte sich, so tief er nur konnte. »Ihr erweist unsereinem schier zu viel der Ehre.«
    »Unsinn.« Altania lächelte. »Ihr seid der fähigste meiner Kundschafter, Giebelgaup. Doch vergeuden wir die Zeit nicht mit Reden. Wenn Chert Blauquarz, der Funderling, sagt, die Zeit drängt, müsst Ihr unverzüglich in die Tiefen fliegen und diesen Zinnober finden. Seid Ihr bereit?«
    »Augenblicks, Majestät«, sagte er. »Muss nur das Öltuch noch anlegen — der Weg führt durch manchen Vorhang von Wasser, so hoch wie die Türen der Burg!«
    »Ich wünschte, ich hätte es gesehen, so wie Ihr, wackerer Giebelgaup.«
    »Wenn ... alles gutgeht«,

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