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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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vorbei und schlug in die gegenüberliegende Höhlenwand; ein Steinhagel ging auf die flüchtenden Xixier nieder und tötete viele von ihnen.
    Der Autarch und seine Leoparden rannten zu dem Gang, der von der Insel ins Labyrinth zurückführte, doch ehe sie ihn erreichten, ergriff der riesige Zosim die Kanone, die sie eben abgefeuert hatten. Er zerquetschte die mächtige Bronzekanone zu einer formlosen Masse und rammte sie in die Gangöffnung wie einen Zapfen ins Spundloch, sodass dem Autarchen und seinen Soldaten der Fluchtweg versperrt war.
    »HUSCH, IHR AMEISEN!«, rief Zosim lachend auf sie herab, griff sich dann die nächststehenden Soldaten und verformte sie aufs Grässlichste, während sie in seinen Fingern schrien und weinten.
    Barrick rannte über die felsige Inselmitte auf die gigantische Gestalt zu, sein Zwielichtlerschwert fest umfasst. Vansen rief ihm etwas nach, aber er wusste, der Gott musste hier aufgehalten werden. In Kürze würden Zosim die Opfer ausgehen, und dann würde sich sein Trachten auf die Burg über ihnen richten.
    »Bringt einfach nur meinen Vater und das Mädchen weg!«, rief Barrick Vansen zu. »Hier könnt Ihr nichts tun.«
    »Ich kann Euch nicht allein lassen!«
    »Bei den Göttern, Mann, warum nicht?«
    »Eure Schwester hat mir befohlen, es nicht zu tun! Und ich habe es versprochen!«
    Vansens Worte lösten etwas in Barrick aus, eine kleine Kette von Gedanken nur, die ihn dennoch mitten im Lauf innehalten ließ.
Es stimmt ... ich bin beides. Qar und Mensch. Das Blut in mir ... ist auch ihr Blut. Briony. Ich erinnere mich ...!
    Er rannte wieder los, noch schneller jetzt, als ob er wirklich etwas ausrichten könnte — als ob er, ein Sterblicher, tatsächlich gegen einen Gott kämpfen könnte.
    Zwei unnatürliche Gestalten fielen Zosim aus der riesigen Hand und landeten vor Barrick auf dem steinigen Boden — Xixier, die der Gott so zerdrückt hatte, dass sie aussahen wie aus weichem, braunem Kerzenwachs gemachte Krabben. Sie krochen auf ihn zu. Das Schrecklichste war der jämmerlich hilflose Ausdruck auf ihren verformten Gesichtern.
    »WO STECKST DU DENN, KLEINER AUTARCH?«, flötete der Gott und wühlte mit seinen Riesenfingern in dem Haufen von zappelnden, schreienden Leoparden und Priestern, den er zusammengefegt hatte. Zosim pickte eine Gestalt heraus und inspizierte sie, schüttelte dann aber das mächtige, lohende Haupt. Das strampelnde Wesen in seiner Hand ging in Flammen auf, schmolz und rann dem Gott durch die Finger wie warmes Fett. Er nahm eine besonders dicke Gestalt — es hätte der xixische Oberpriester sein können —, schob sie sich in den Mund wie eine Weintraube und leckte sich dann grinsend die flammenden Finger. »KÖSTLICH! SCHMECKT NACH ANBETUNG!«
    »Hier ist einer, der keine Angst vor dir hat!« Barrick rannte auf das monströse Etwas zu, das vor einem Haufen von schreienden Gefangenen hockte. »Hierher, Trickster. Mein Ahnherr hat dich besiegt, und sein Blut in mir ist immer noch stark!«
    Doch ehe Barrick auch nur sein Schwert schwingen konnte, schoss Zosims glühend heiße Hand hervor und packte ihn. Der Schmerz war so fürchterlich, dass Barrick beinah schrie wie ein hilfloses Kind, aber seine Haut schien nicht zu brennen: Offensichtlich wollte Zosim den Spaß noch etwas länger auskosten. Zosim hob Barrick näher an sein Gesicht, das so groß war wie eine Hausfassade. »DEIN AHNHERR, SAGST DU? UND WER WAR DAS? IRGENDEIN STERBLICHER, DER IN DIE ECKE EINES MEINER TEMPEL GEPISST HAT? IRGENDEIN BAUERNRÜPEL, DER MEINEN NAMEN ALS FLUCH MISSBRAUCHT UND SICH DANN FÜR DEN REST SEINES LEBENS VERKROCHEN HAT, AUS ANGST, ES KÖNNTE MIR ZU OHREN KOMMEN?«
    »Nein.« Barrick wand sich im Griff des Monsters. »Nein, du Stück Dreck. Mein Ahnherr war Kupilas — Krummling, der dich geschlagen und verbannt hat!«
    »ACH?« Zosim schien erfreut. Er hob Barrick an seine Nase und beschnupperte ihn. Seine Nasenlöcher waren so groß wie Schießscharten. »AH, DU STINKST IN DER TAT NACH IHM. WIE AMÜSANT! DANN KRAUCHT SEIN BLUT ALSO IMMER NOCH IN STERBLICHENGESTALT AUF DER ERDE HERUM! ABER KRUMMLING IST TOT, UND ICH BIN FREI. WAS SAGST DU DAZU, KLEINE AMEISE?«
    »Das!« Beidhändig stieß Barrick das Schwert in die Hand des Monsters. Mit einem überraschten Knurren schüttelte Zosim ihn von sich. Barrick schlug so hart auf dem Steinboden auf, dass ihm die Luft wegblieb, aber immerhin — er hatte seinen riesigen Gegner geärgert.
    »DAS WAR EIN MIESER TRICK, KLEINE AMEISE.

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