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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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während sie Saqris Leichnam herrichteten. Er kroch zu Qinnitan, die unbeachtet neben ihr lag, und bettete den Kopf auf ihre Brust, um dem langsamen, aber beruhigenden Takt ihres Herzschlags zu lauschen. Als er sich wieder aufrichtete, sah er über ihrer Stirn einen schwachen silbrigen Lichtschimmer, und die Feuerblume in ihm vibrierte wie eine mitschwingende Saite. Als er sich auf die Beine empormühte, schwankte er so, dass ihn selbst die Gelassensten unter den Anwesenden besorgt ansahen. »Macht einen Wagen für Königin Saqris Leichnam bereit«, sagte er. »Wir bringen sie nach Qul-na-Qar, damit sie bei ihren Vorfahren ruhen kann und ihre verbliebenen Untertanen um sie trauern können, wie sie es verdient hat.«
    »Und die andere?«, fragte eine der Heilerinnen. »Das Mädchen?«
    »Kleidet sie in Brautgewänder«, sagte er. »Sie lebt, sie schläft nur. Auch sie kommt mit nach Qul-na-Qar. Seht ihr, wie die Feuerblume in ihr glimmt? Sie ist das, was von Saqri und Saqris Müttern geblieben ist. Kümmert euch um sie. Sorgt dafür, dass sie ... dass sie es bequem hat.« Einen Moment konnte er kaum sprechen. »Sie ist meine Liebste.«

49

Zwei Boote
    »Verzweifelt ging die Göttin zu ihrem Vater Perin und ihrem Onkel Erivor und flehte sie um Beistand an ... Doch die anderen beiden Brüder befanden, dass der Erdherr im Recht sei und der Waisenknabe nicht wieder leben dürfe, da Zoria es nicht geschafft habe, ihn hinauszubringen.«
    Der Waisenknabe, sein Leben und Sterben und himmlischer Lohn — ein Buch für Kinder
    Das ist ja jetzt eine Stadt aus Steintrümmern und Seidenzelten — Schönheit inmitten von Ruinen — und wie schön ...!
Ferras Vansen hatte es nicht so mit dem Neuen und Unbekannten, aber er war ohnehin schon aus der Welt gefallen, die er kannte. Es gab kein Zurück — das Unmögliche war jetzt der Lebenssaft, der in seinen Adern pulste, und es schien in ihm zu schäumen wie Meeresgischt.
Hat sie wirklich ernst gemeint, was sie gesagt hat? Natürlich, du dummer Kerl, und sie hat dir mit ihren Lippen und Armen bewiesen, dass es ernst gemeint war!
Aber änderte das irgendetwas an den Realitäten?
    »Bei Perins Hammer, Doff, warum sind da keine Bogenschützen auf den Mauern?« Seine gute Laune war augenblicklich verflogen, verscheucht von Angst. Die Verantwortung für Brionys Sicherheit schien fast schon uneinlösbar riesig. »Was sollen die Männer da oben denn tun, wenn die Xixier irgendetwas Krummes planen? Sie bespucken? Es geht um das Leben der einzigen Tochter des Königs?«
    »Die Bogenschützen sind schon unterwegs, Hauptmann«, versicherte ihm Davis. »Zehn Kertewaller, jeder ein Meisterschütze. Sie werden da sein, wie Ihr's angeordnet habt.«
    »Noch wohler wäre mir, wenn Ihr ›zehn Dalerstroyer‹ gesagt hättet.« Vansen wischte sich die Stirn. Er hatte schreckliche Angst, dass irgendetwas schiefgehen könnte, ausgerechnet in dem Moment, da er ein Glück in Händen hielt, das er nie auch nur für möglich gehalten hatte. »Sagt mir Bescheid, wenn die Bogenschützen postiert sind.« Vansen sah sich um. Der neu errichtete Pavillon nahm fast die ganze Steinmole vor dem Basiliskentor ein, den Rest des einstigen Dammwegs hinüber zum Festland. Vansen glaubte eigentlich nicht, dass die Xixier in hinterhältiger Absicht kamen, nicht, wenn ihr neuer Herrscher dabei war, aber irgendeine arrogante Dummheit war natürlich nicht auszuschließen. Wie ihm Donal Murroy immer eingeschärft hatte — Vorsehen war besser als Nachsehen.
    Es war ein schöner, sonniger Tag geworden, mit einem warmen, aber frischen Wind von der Bucht her, und die Bediensteten rollten gerade die Vorhänge des Pavillons zurück, als Briony eintraf, begleitet vom Rest ihrer Garden und dem Prinzen Eneas, der ebenfalls einen kleinen Trupp seiner Männer mitgebracht hatte — »Tempelhunde«, wie er sie nannte. Ferras Vansen fand das einen ziemlich hochtrabenden Namen für etwas, das letztlich auch nur ein Haufen Soldaten war. Er hatte die syanesische Sitte selbstverherrlichender Spitznamen noch nie leiden können.
    Er ging auf Prinzessin Briony zu, verbeugte sich und sagte: »Die Garden sind sämtlich postiert, Hoheit. Ihr werdet hier so sicher sein, wie Männer es nur gewährleisten können.«
    Zu seiner Bestürzung lachte sie. Er sah auf, fürchtete Spott auf ihrem Gesicht zu sehen, aber ihr Ausdruck wirkte eher freundlich. »Hauptmann Vansen, wir werden bald auf das Thema Eurer Beförderung zurückkommen müssen. Wenn Ihr bei

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