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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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überhaupt so etwas wie Blut fließt, ganz zu schweigen vom Blut eines Gottes.« Er nickte. »Ich will ja schließlich nicht die jahrelange Vorbereitung durch die Verwendung eines mangelhaften Vehikels zunichtemachen.« Auf ein Handzeichen von ihm drehten seine Sklaven die Sänfte zu den Felsen. »Ach ja, und sorgt dafür, dass König Olins Bewacher durch andere ersetzt und anschließend hingerichtet werden. Vor den Augen der neuen Wachen. Und langsam, damit die Lektion auch sitzt.« Er hob die Hand, und die Trägersklaven blieben sofort stehen. »Da war doch noch etwas ...« Der Autarch runzelte die Stirn und schloss zum Nachdenken die leuchtendgelben Augen. »Ah ja, natürlich?«, sagte er und öffnete die Augen wieder. »Arrangiert ein Verhandlungsgespräch mit dem Herrn von Südmarksburg. Allmählich wird die Zeit knapp.«
    Auf ein Wedeln seiner schlanken Finger hin trugen ihn die Sklaven den Strand entlang — damit er zuschauen konnte, wie die restlichen Askorabi in die unterirdischen Gänge entlassen wurden, vermutete Vash. Er sah ihm nach.
    Inzwischen hat wohl selbst der Nordländerkönig erkannt, dass nichts und niemand dem Goldenen Widerstand zu leisten vermag, dachte Pinnimon Vash, als ob jemand etwas Kritisches zu ihm gesagt hätte, aber natürlich war er jetzt allein am Kai.
Nur ein Narr würde irgendetwas anderes tun als ich.

6

Der Baum in der Gruft
    »Als das Kind ins Dorf zurückkehrte, wollten die Räuber es ebenfalls töten, doch stattdessen machte der Räuberhauptmann den Waisenjungen zu seinem Sklaven ...«
    Der Waisenknabe, sein Leben und Sterben und himmlischer Lohn — ein Buch für Kinder
    »Ihr seid ein Säufer und ein Idiot, Krey.« Noch im selben Atemzug ging Hendon Tolly auf den Konnetabel, Berkan Hud, los. »Und Ihr seid auch nicht besser!« Seine Stimme hallte durch die Erivor-Kapelle. »Ich sollte euch beiden augenblicklich die Köpfe abschlagen lassen.«
    »Aber Herr, es ist die Wahrheit!«, beharrte Durstin Krey. »Die Zwielichtler sind fort! Kommt mit mir auf die Festungsmauer und überzeugt Euch selbst.«
    »Nicht mal die Zwielichtler können über Nacht ein ganzes Lager mit mehr als tausend Soldaten völlig geräuschlos verschwinden lassen«, knurrte Tolly. »Und überhaupt, warum sollten sie sich zurückziehen? Sie standen kurz vor dem Sieg! Nein, die Qar und ihr verfluchtes Luder von Feldherrin führen irgendetwas im Schilde ... und Ihr seid zu dumm, um es zu erkennen?«
    Kreys Gesicht verzerrte sich vor Ärger, doch er schloss nur den Mund mit einem fast schon hörbaren
Klapp.
Selbst ein Rohling wie der Baron von Graylock war nicht so dumm, mit einem schlecht gelaunten Hendon Tolly zu diskutieren. Kettelsmit, der sich gut daran erinnerte, wie er Krey und seinen Kumpanen mehrmals nur um Haaresbreite entkommen war, fand diese Zurückhaltung etwas enttäuschend.
    »Zweifellos habt Ihr recht, Herr«, sagte Tirnan Fretup, der Burgvogt.
    »Und deswegen sind wir alle hier — weil wir Eure Klugheit benötigen.«
    »Wenn Ihr mir noch mehr Honig ums Maul schmiert, Fretup, bleibt Ihr noch an mir kleben«, sagte Tolly mit einem finsteren Blick, aber seine Wut schien größtenteils verraucht. Kettelsmit, der dem Reichshüter von Südmark schon einige Tage unfreiwillig Gesellschaft leistete, konnte sich nicht entsinnen, je jemandem begegnet zu sein, dessen Stimmung so plötzlich umschlagen konnte — in einem Moment lachte und scherzte er, im nächsten prügelte er einen Diener fast zu Tode. Er war wie ein Wetterhahn, der sich ständig drehte. »Was sagt Ihr, Hud?«, fragte Tolly den Konnetabel wieder und klang jetzt schon beinah vernünftig. »Sind sie wirklich fort? Wenn Ihr meint, dass dem so ist, erklärt mir bitte, warum.«
    Über den narbenbedeckten, muskulösen Berkan Hud hatte Kettelsmit fast so viele Schreckensgeschichten gehört wie über den Protektor Tolly selbst. Seit Hud das Amt des Konnetabels innehatte, waren Dutzende von Leuten, die man in irgendeiner Weise abfällig über die Tollys hatte sprechen hören — insbesondere jene, die andeuteten, Prinzessin Brionys und Prinz Barricks Verschwinden könnte etwas mit Hendon und seiner Familie zu tun haben —, selbst von jetzt auf gleich verschwunden. Gerüchten zufolge wurden diese Leute in die kleine Festung gebracht, die Berkan Hud sich im Herbstturm geschaffen hatte. Danach hörte niemand mehr etwas von ihnen, wenn auch gelegentlich in der Ostlagune, gleich am Fuß des Turms, gesichtslose Leichen gefunden wurden.
    »Die

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