Das Herz
macht ihn träge.« Aber der Anflug von schlechter Laune hielt nicht lang vor. »Dann lassen wir die nächsten hinein. Bald schon werden die Stollen unter der Südmarksburg von diesen hübschen Tierchen bevölkert sein.«
Olin sah ihn an, blass und schockiert. »Aber die Stollen unter der Burg — einige führen doch nach Funderlingsstadt und von da nach Südmarksburg und Südmarkstadt.«
»Ja«, bestätigte der Autarch. »Ja, das ist richtig.«
»Und es wäre wohl sinnlos, Euch anzuflehen, das nicht zu tun«, sagte der Nordländerkönig schleppend. »Euch zu versichern, dass ich in jeder Hinsicht kooperieren werde, wenn Ihr nur davon Abstand nehmt?«
»Mehr als sinnlos«, sagte Sulepis lächelnd. »Ihr werdet kooperieren, ob Ihr wollt oder nicht, Olin Eddon — Eure Rolle bei dem, was bevorsteht, ist wichtig, aber nicht gerade subtil. Und wenn ich auch Tausende von Soldaten habe, muss ich doch selbst in die Tiefen unter Eurem einstigen Wohnsitz hinabsteigen. Versteht Ihr? In den dunklen Höhlen gibt es viele geeignete Stellen für einen Hinterhalt. Aber wenn die Askorabi erst einmal durch sind, wird dort nichts Lebendes mehr sein.«
»Nicht der Skorpa ist hier das Ungeheuer«, sagte Olin.
Sulepis lachte nur. Offenbar konnte der Nordländerkönig gar nichts sagen, was den Autarchen in Zorn versetzte — eine bemerkenswerte Gabe und eine, die Vash unendlich gern selbst besessen hätte. »Auch ich bin eine perfekte Maschine, König Olin. Ich lasse nicht zu, dass mir irgendetwas im Wege steht.« Er klatschte in die langfingrigen, mit Gold und Edelsteinen geschmückten Hände, und seine Zeremonialsänfte wurde davongetragen, zurück zu dem riesigen Zelt, das auf dem Hauptplatz der Stadt errichtet worden war — ein zweiter Obstgartenpalast unter dem Himmel der Markenlande.
Der Askorab hatte das, was von dem getöteten Wärter übrig war, hochgehoben und in seiner Wut immer wieder hineingestochen, bis nicht mehr zu erkennen war, dass es sich um einen Menschen gehandelt hatte. Als die schreienden Wärter das vielbeinige Biest langsam auf die Felsen zutrieben, ließ es die zerfetzten Überreste in den Sand fallen. Die anderen Wärter wandten die aschfahlen Gesichter ab. Hinter ihnen ließen Dutzende anderer Arbeiter weitere Käfige vom Deck herab, jeder mit einem monströsen, zischenden Insassen.
»Vermutlich werden wir dort unten ein paar Askorabi verlieren«, erklärte der Autarch fröhlich. »Es sind schließlich keine Hunde — sie kommen nicht zurück, wenn man sie ruft. Interessanter Gedanke, dass ihre Nachkommen noch nach Generationen aus den unterirdischen Gängen auftauchen werden, um unvorsichtige Wanderer zu jagen ...«
Olin bewegte sich so schnell, wie Vash es ihm nie zugetraut hätte; er hatte den Nordländerkönig als jemanden erlebt, der so war wie er: älter, passiv, ein Mann von Verstand und Manieren. Mit einem wütenden Schrei, den er offensichtlich lange unterdrückt hatte, stürmte der Nordländer an seinen Wachen vorbei, erreichte mit zwei schnellen Schritten die Sänfte des Autarchen und wollte sie erklimmen. Der Autarch beobachtete ihn interessiert, als wäre die mörderische Wut des Nordländerherrschers nur eine weitere Zerstreuung. Olins Attacke wurde von den aufgeschreckten Trägersklaven abgeblockt, wobei die ganze Sänfte bedrohlich ins Kippen und Schwanken kam, sodass Olin abrutschte, doch die Leopardengarden waren bereits eingeschritten.
Drei Mann der Elitetruppe packten den Nordländer, zerrten ihn von der Sänfte und warfen ihn zu Boden. Zwei knieten sich auf seine Arme, während ihm der dritte seine Schwertklinge an die Kehle setzte, fest genug, dass eine dünne Linie von Blut erschien.
»Tut ihm nichts«, sagte Sulepis in einem Ton, als hätte Olin sie lediglich mit einem witzigen Trick erschreckt. »Er ist unersetzlich für mich.«
Olin Eddons Gesicht war über dem Bart leichenblass, und er zitterte am ganzen Leib, als ihn die Wachen roh in den Stand emporhievten — er sah aus, als könnte er erneut auf den Autarchen losgehen. Doch zu Pinnimon Vashs immenser Erleichterung entzog sich der Nordländer mit einem Ruck seinen Wachen, die dem nicht viel entgegensetzten, und marschierte davon, zurück zum Lager des Autarchen und dem bewachten Zelt, das sein Gefängnis darstellte. Seine Bewacher eilten ihm hinterher.
Vash war immer noch starr vor Schreck. »O Goldener, ich bin untröstlich ...!«
Der Autarch lachte. »Ich hatte mich schon gefragt, ob in den Adern dieses Mannes
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