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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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«Heute Nacht wird’s nicht gehen.»
    Campion war entsetzt. Sie wollte nicht fort, sich nicht in die Welt hinauswerfen lassen, und begriff erst jetzt, dass sie, wenn es denn so sein musste, schon sehr bald aufbrechen musste.
    «Warum?», wollte Toby wissen.
    «Der Mond scheint zu hell», antwortete Washington. «Eine Chance hat sie nur, wenn’s stockdunkel ist. Wäre Wright einverstanden?»
    Toby nickte. «Es wäre ihm eine Ehre.» Er lächelte Campion zu. «Jamie wird dich nach Oxford bringen.»
    Sie würde also fliehen müssen, als Vertriebene aus diesem Paradies, und Schuld daran war das Siegel. Sie konnte ihm nicht entrinnen, ihr Leben war unauflöslich mit diesem Schmuckstück verknüpft. Wie lange noch, fragte sie sich, würde sie vor ihren Feinden davonlaufen müssen? Sie waren ihr nach Lazen gefolgt und sollten sie nun von dort vertreiben. Gab es für sie überhaupt irgendwo Sicherheit, solange sie das Siegel mit dem Beil des Heiligen Matthäus an ihrem Hals trug?
    Am Abend saß sie mit Toby Hand in Hand am Fenster. Die Sonne versank in goldener Pracht hinter den feuchten Weiden und tauchte den mäandernden Fluss von Lazen in hellrotes Licht. Kein Wölkchen war am Himmel zu sehen. Er lächelte ihr zu. «Heute Nacht musst du noch nicht fort.»
    «Ich will nicht gehen.»
    Aus dem Dorf schallte ein Horn, das zum Wechsel der Wachen blies. Bald würden die rings um die Burg eingerichteten Posten neu besetzt werden. Wenn in der übernächsten Nacht Wolken aufzögen, würde sie von James Wright an diesen Posten vorbeigelotst werden. Sie lehnte ihren Kopf an Tobys Schulter. «Ich will dich nicht verlassen müssen.»
    Er streichelte ihre Wange. «Ich möchte das auch nicht.»
    Krähen krächzten. Campion sah sie über dem Fluss aufflattern. «Vielleicht hätten wir uns nie begegnen sollen.»
    Toby lachte, aber sein Gesicht verriet tiefen Kummer. Er hatte in letzter Zeit nur wenig geschlafen, und seine Augen waren müde. «Ist das dein Ernst?»
    Sie war für eine Weile still. Ihre Wange schmiegte sich an sein Lederwams. «Vielleicht sind wir wirklich nicht füreinander bestimmt.»
    Er rückte von ihr ab und sah ihr in die Augen. Er lächelte. «Wir werden noch in diesem Jahr heiraten.»
    Sie lehnte sich wieder an ihn. Ihr war schwer ums Herz. Sie spürte, dass der Fluss ihres Lebens anschwoll und sie von Toby wegzureißen drohte, fort ins Ungewisse, und sie hatte Angst. «Halt mich.»
    Sie griff mit der Rechten nach der goldenen Kette und umklammerte das Siegel, als wollte sie es zerquetschen, um sich aus seiner Knechtschaft zu befreien. Mit einem letzten, triumphalen Aufleuchten rötlichen Lichts ging die Sonne im Westen unter.

    «‹Wolken und Dunkel ist um ihn her; Gerechtigkeit und Gericht ist seines Stuhles Festung. Feuer geht vor ihm her und zündet an umher seine Feinde.›»
    Die jungen Männer sprachen den Psalm im Chor. Der Prediger, Treu-bis-in-den-Tod Hervey, stand mit erhobenen Händen auf einem Karren vor der Mühle. «Lauter!», rief er den Männern zu. «Der Feind soll euch hören. Lauter!»
    Der Chor schwoll an. Die Männer grinsten. Es gefiel ihnen, im Rhythmus des Psalms vereint zu sein und zu wissen, dass der Herr mit ihnen war.
    Ebenezer Slythe stand neben dem großen, dicht bemoosten Wasserrad und hörte zu. Er fühlte sich von den Stimmen emporgehoben und darin bestätigt, dass Gott auf Seiten des Parlaments stand. Das Soldatenleben war ganz nach seinem Geschmack. Er liebte die Gerüche von Leder und Pferden und den Anblick kräftiger Männer. Er war gefürchtet, wie es einem Mann, der für das Parlament arbeitete, zustand, und niemand wagte es, ihn wegen seines verkümmerten Beins zu verspotten.
    Er hinkte ins Haus des Müllers, begleitet vom Schall der psalmodierenden Stimmen, die ihn mit einem Gefühl von Ruhm und Rechtschaffenheit erfüllten. Das Mädchen, das im Wald aufgegriffen worden war, ein erbärmliches Wesen, lächelte ihn an.
    «Raus mit dir!», herrschte er sie an. Nächtens war sie ihm genehm, aber ansonsten verabscheute er sie, zumal sie auf eine für ihn unerträgliche Art um Anerkennung buhlte. Es war natürlich eine Sünde, mit ihr zu verkehren, doch Treu-bis-in-den-Tod hatte ihm versichert, dass der Himmel manchen Männern besondere Privilegien gewährte zum Ausgleich dafür, besonders schwer an geistlicher Verantwortung zu tragen. Denn hatte nicht David auch seine Bathseba gehabt? Sobald aber die Belagerung vorüber wäre, würde sich Ebenezer dieses Weibes entledigen.
    Er

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