Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
Vom Netzwerk:
hielt große Stücke auf ihn, der wie kein anderer mit einer Holzfälleraxt umzugehen und diese auch gegen Rundköpfe zu führen verstand.
    Trotzdem machte sich Campion Sorgen. Um sie zu trösten, setzte Toby auf Samuel Scammell ein Kopfgeld von fünf Pfund aus. Er machte die Kanoniere und Musketiere auf ihn aufmerksam, und sooft sich Bruder Scammell in den feindlichen Reihen blicken ließ, wurde er unter Beschuss genommen. Doch während die Männer rings um ihn fielen, blieb er unverletzt. Er schöpfte Trost aus dem 91. Psalm: «Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen.» Gleichwohl fürchtete er die Stunden seines Wachdienstes und fragte sich, ob womöglich Campion veranlasst hatte, dass all die mörderischen Salven gezielt auf ihn abgefeuert wurden.
    Am 11. Juni fiel das Torhaus. Vom feindlichen Beschuss geschwächt, stürzten die alten Mauern ein und begruben zehn Männer unter sich. Der Belagerungsring zog sich enger zusammen. Die Moral der Verteidiger nahm ab, denn obwohl sie den Angriffen standhielten, war kein Ende der Kämpfe abzusehen, die nunmehr schon dreißig Tote gefordert hatten. Ebenso viele lagen unter grausamen Schmerzen im Sterben, und es würde weitere Opfer geben, denn aus den Geschützen wurde weiter gefeuert. Sie waren jetzt auf das Alte Haus gerichtet und hatten bereits große Löcher gerissen, durch die die Räume im Nordflügel den Frühjahrsschauern und feindlichen Brandanschlägen schutzlos ausgesetzt waren.
    Unter dem Eindruck dieser Gefahr und weil er einsehen musste, dass vom König wegen des schwelenden Krieges im Norden keine Hilfe zu erwarten war, schrieb Sir George, ungeachtet der Proteste seiner Frau, einen Brief an Atheldene, mit dem er ihn an sein Versprechen erinnerte, den Frauen sicheres Geleit zu gewähren. Sie würden, so schrieb er, mit seiner, Lord Atheldenes, Erlaubnis und unter seinem Schutz das Schloss verlassen und nach Oxford gehen.
    Die Geschütze verstummten, als der Bote mit einem weißen Lappen am Schwert auf das gegnerische Lager zuritt. Der Brief kam einem Eingeständnis der Niederlage gleich, auch wenn diese nicht der Überlegenheit des Gegners geschuldet war, sondern der zermürbenden Abnutzung infolge des anhaltenden Beschusses. Tief bekümmert packte Campion ihre Kleider in einen großen, ledernen Reisekoffer und hörte, wie die Pferde vor die Kutsche gespannt wurden, in der sie, Lady Margaret, Caroline und die Dienstmägde fortgebracht werden sollten. Wie Sir George war auch Oberst Washington überzeugt davon, dass Lord Atheldene sein Versprechen halten werde.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Darin hieß es, dass Lord Atheldene nach London zitiert worden sei, wo ihm der Prozess gemacht werde, weil er «unseren Feinden in Lazen Castle erleichternde Zugeständnisse gemacht» habe. Die Parlamentstruppen standen nun unter dem Befehl von Oberst Fuller, dem Verfasser des Antwortschreibens, der behauptete, von Lord Atheldenes Zusage eines sicheren Geleits nichts zu wissen.
    «Fuller!» Oberst Washington kniff die Brauen zusammen. «Den kenne ich.»
    «Wer ist das?», fragte Sir George.
    «Einer dieser neuen Männer.» Oberst Washington zupfte an seinem Schnurrbart. «Ein geifernder Puritaner, mit Verlaub. Er war Schuster in Bedford und nennt sich jetzt Oberst.»
    «Ist er honorig?»
    «Ich fürchte, er kann dieses Wort nicht einmal buchstabieren.» Oberst Washington zuckte mit den Schultern. «Allerdings ist er kein schlechter Soldat.»
    Sir George schaute wieder auf den Brief und las laut daraus vor. Fuller hatte durchaus höfliche Worte gewählt. Er gewährte sicheres Geleit, versprach sogar, bewaffnete Wachen abzustellen zum Schutz von Lady Margaret, ihrer Tochter «und allen anderen weiblichen Personen des Haushalts, die das Anwesen zu verlassen wünschten» – mit einer Ausnahme.
    «In Eurer Mitte weilt eine gewisse Dorcas Scammell, die Ehefrau eines meiner Offiziere. Sie können wir nicht ziehen lassen. Ihre Ehe wurde vor Gott, dem Allmächtigen, geschlossen, für dessen Sache wir kämpfen. Unsere Zusicherung des Geleitschutzes für die erwähnten Frauen steht und fällt mit der Zurückführung von Dorcas Scammell an ihren rechtmäßigen Ehemann.»
    Lady Margaret hatte für ihn nur ein Wort übrig. «Bastard!»
    Es wurde bedrückend still in der langen Galerie. Campion fühlte wieder das entsetzliche Gewicht ihrer Vergangenheit auf sich lasten, und ihr war, als würde der Fluss

Weitere Kostenlose Bücher