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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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hat von dem Geld Werlatton gekauft, ein Zuhause für dich.» Er betrachtete sie mit müdem Blick. «Hast du das Siegel?»
    Sie antwortete nicht. Er sah den Zorn in ihrem Gesicht und schien selbst den Tränen nah zu sein. «Ich bin darauf nicht aus, Dorcas, nicht mehr. Gib ihm das Siegel. Gib es ihm, und ich werde behaupten, dass wir die Ehe vollzogen haben. Damit würden sie sich zufrieden geben, und du könntest gehen. Bei Gott. Ich gebe dir mein Wort darauf. Du kannst gehen. Sir Grenville wird sich die Hälfte des Vermögens unter den Nagel reißen, mehr als die Hälfte, aber dir bliebe der Rest. Für mich wünsche ich bloß, in Ruhe gelassen zu werden.»
    «Gütiger Himmel. Und was, glaubt Ihr, wünsche ich für mich?» Sie dachte an Toby, fragte sich, ob er noch lebte, und sah ihn im Geiste sterbend auf dem Pflaster des Burghofes liegen. «Ihr habt mir Schreckliches angetan, nur um an das Geld heranzukommen.»
    «Ich will Frieden.»
    «Jetzt wollt Ihr Frieden. Denn Ihr habt Angst. Darüber hättet Ihr Euch vorher im Klaren sein sollen. Ich verfluche Euch, Samuel Scammell. Ich verfluche Euch und Eure Schwäche!»
    Er schaute sie an, sah ihre Schönheit im Licht des jungen Morgens und schüttelte den Kopf. All sein Mut war erschöpft. Man hatte ihn in turbulentes Wasser gestoßen, und nun ging es ihm nur noch darum, nicht zu ertrinken. Selbst seine Lust auf Campion war verflogen. Das Gesicht in den Händen vergraben, schien es, als wollte er auch ihre Stimme ausblenden.
    Doch sie gab ihm den gewünschten Frieden nicht. «Ihr wollt mit alldem nichts zu tun haben? Verstehe ich richtig?» Sie sah ihn fast unmerklich mit dem Kopf nicken. «Dann sorgt dafür, dass wir hier herauskommen. Ihr habt doch ein Schwert, oder? Eine Pistole? Dann kämpft, Samuel Scammell. Kämpft, verdammt. Ich mache mir nichts aus dem Geld. An dem Siegel liegt mir nichts, wohl aber an meinem Leben. Wie wär’s, wenn Ihr mir zur Abwechslung einmal helfen würdet? Oder ist dieses Schwert nur zur Zierde da?»
    Sie blickte zum Fenster hinaus und sah eine Gruppe bewaffneter Männer, die im Garten standen und zu ihr hinaufschauten. Sie wandte sich von ihnen ab.
    Die Tür ging auf.
    Ebenezer betrat das Zimmer, machte hinter sich zu und lehnte sich an das lackierte Türblatt. Er musterte die beiden, richtete sich dann an Scammell und sagte: «Ich habe gehofft, dich im Ehebett vorzufinden.»
    Er hielt ein Tablett in der linken Hand, auf dem sich, wie Campion bemerkte, ein Blatt Papier und eine brennende Kerze befanden. Vorsichtig trug er das Tablett zu einem kleinen Tisch und legte es darauf ab. Scammell rührte sich nicht.
    Ebenezer lächelte. «Schwager. Wie steht’s?»
    Immer noch die Hände vorm Gesicht, murmelte Scammell: «Wir müssen tun, was in Gottes Augen das Richtige ist.»
    «Oh! Wirklich und wahrhaftig!», spottete Ebenezer und trat ihm mit seinem lahmen Fuß vors Schienbein. «Seid ihr jetzt Mann und Frau?»
    Scammell blickte auf, wandte sich an Campion und schüttelte den Kopf. «Nein.»
    «In dem Fall, mein lieber Schwager, seid ihr vor Gottes Augen nicht die rechtmäßigen Besitzer des Siegels. Der bin nun ich.» Mit strahlender Miene trat Ebenezer auf Campion zu. «Hast du das Siegel, Schwester?»
    «Ebenezer?» Sie versuchte, in ihrer Stimme Schwesternliebe anklingen zu lassen.
    «Glaub nicht, dass du mich um den Finger wickeln kannst, Dorcas. Ich habe dich etwas gefragt.» Er hatte sich ihr bis auf einen Schritt genähert. Scammell legte wieder den Kopf in die Hände und nahm von den beiden keine Notiz. Ebenezer lächelte. Seine schwarzen Haare waren zurückgekämmt und glänzten wie sein lackierter Brustpanzer. Seine Augen glitzerten, als er langsam den rechten Arm hob. Campion wich zurück.
    Plötzlich schnellte seine Hand vor und griff in den hochgeschlossenen Kragen ihres grauen Kleides. Ihre Gegenwehr war zwecklos. Sie spürte, wie Haken und Öse im Nacken aufplatzten. Er starrte auf ihren Hals. «Du trägst es nicht, Schwester. Wo ist es?»
    «Ich habe es nicht.»
    Er hob die Augenbrauen und tat überrascht. «Dann soll alles umsonst gewesen sein?» Er hielt die rechte Hand jetzt hinterm Rücken versteckt. «Haben wir Lazen Castle für nichts und wieder nichts belagert? Den Tod so vieler Männer in Kauf genommen?» Blitzschnell und schlangengleich kam die Hand wieder zum Vorschein. Campion sah einen langen, schlanken Dolch darin blitzen und spürte den kühlen Stahl unmittelbar darauf an ihrer Wange. «Wo ist es,

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