Das Hexen-Amulett (German Edition)
Schwester?»
Sie wagte nicht sich zu rühren. Lächelnd drückte ihr Ebenezer die Seite der Klinge auf die Haut. «Wo, Schwester?»
Vor Angst wie gelähmt, gab sie keinen Laut von sich. Matthew Slythe hatte seine Grausamkeit an den Sohn vererbt, der sie allerdings im Unterschied zu seinem Vater mit kaltblütiger Gelassenheit einzusetzen verstand. Sie wusste, er würde sich durch nichts erweichen lassen.
Die Katze schrie auf. Ebenezer hatte sie seiner Schwester mit der linken Hand vom Arm gezerrt und setzte dem Tier nun den Dolch ans Fell.
«Sag’s mir, Schwester.»
«Nein!» Sie versuchte ihm Mildred zu entreißen. «Nein!»
Das Messer ritzte ihr den Daumenballen auf. Sie schnappte vor Schreck nach Luft, als sie die Blutstropfen sah. Ebenezer hielt die Katze im Nacken gepackt und führte ihr die Klinge an die Kehle. «Sprich!»
«Ebenezer! Nein!»
Die Katze fauchte, wand sich und versuchte, ihre Krallen in die Faust zu schlagen, die den Dolch umklammert hielt. Mit blutender Hand ergriff Campion ihren Bruder beim Arm, doch er riss sich von ihr los. «Willst du, dass die Katze stirbt?»
«Ebenezer!» Sie schüttelte den Kopf. «Bitte!»
«Ich werde sie töten, Dorcas. Du kennst mich. Ich werde sie töten und mir dann dich vorknöpfen, liebe Schwester.» Er lachte. «Wenn Bruder Scammell keine Lust mehr auf dich hat, wüsste ich von einem Dutzend anderer Männer, die dir liebend gerne beiwohnten. Einer nach dem anderen. Möchtest du das, Schwester?»
«Ebenezer!»
Scammell sah mit Entsetzen zu. Er rührte sich nicht.
Ebenezer lächelte. Ohne auf die Katze zu achten, die sich nach Kräften gegen die Dolchspitze zu wehren versuchte, fragte er: «Wo ist das Siegel, Schwester?»
«Ich hab’s. Ich habe es und will es nicht.»
Ebenezer verzog das Gesicht zu einer triumphierenden Grimasse und bohrte, mit unverhohlener Lust in den Augen, den Dolch in Mildreds zuckenden Körper, den er seiner Schwester so vor den Kopf hielt, dass ihr das Blut ins Gesicht spritzte. Dann ließ er den erschlafften, blutverschmierten Körper von der Klinge gleiten und zu Boden fallen. «Du hast es also. Wo?»
Er bedrohte nun wieder sie mit dem Dolch.
Sie nestelte an ihrem Kleid herum, kam aber nicht an das Schmuckstück heran, das sich an der Taille zwischen den Stofffalten verfangen hatte. Sie starrte auf die Klinge und roch das Blut ihrer Katze in ihrem Gesicht. «Ich werde es herausholen.»
Er griff ihr mit der Linken an den Kragen und setzte das Messer an. Die Klinge kratzte ihr übers Brustbein, als er das Kleid aufschlitzte. Mit lautem Schrei wich sie zurück. Das Oberteil glitt ihr von den Schultern, fiel bis auf die Hüfte herab und gab die goldene Kette frei. Ebenezer langte danach, warf einen flüchtigen Blick auf ihre Brüste und grinste, als sie ihre Blöße zu bedecken versuchte.
«Das Siegel.»
Es hing an der schweren goldenen Kette von seiner linken Hand herab. Die kostbaren Edelsteine, die den Zylinder schmückten, glitzerten. Das Siegel des Apostels Matthäus. Ebenezer ging zum Tisch und legte es geradezu weihevoll darauf ab.
Scammell starrte auf das Schmuckstück, als habe er bis zu diesem Augenblick an seiner Existenz gezweifelt.
Campion kauerte unter der Fensterbank am Boden und hielt mit beiden Händen das aufgeschnittene Kleid zusammengefasst. Die Katze lag in ihrem Blut zu ihren Füßen.
Ebenezer trat vom Tisch zurück. Die Kette hing von der Kante herab und schwang leicht hin und her. Er lächelte. «Wem gehört es jetzt?»
Niemand antwortete. Unten im Garten wurden Gefangene auf die Ruine des Torhauses zugeführt. Der Rauch der Schlacht hatte sich über das ganze Tal ausgebreitet.
Ebenezer griff nach den Bettvorhängen. Die Kordeln zum Auf- und Zuziehen waren abgenommen und zu Lunten für die Musketen zerschnitten worden. Er wischte seinen Dolch an dem kostbaren Brokat ab, steckte ihn in die Scheide zurück und trocknete sich dann die Hände an den Vorhängen wie an einem Lappen. «Ich fragte, wem es jetzt gehört.»
Scammells Rüstung schepperte, als er sich umdrehte, um Ebenezer anzusehen.
Ebenezer rieb sich die Hände. «Ist es deines, Bruder Scammell, oder meins? Ich dachte, wir wären verschwägert.»
Scammell blieb stumm.
«Komm, Bruder Scammell!» Ebenezer schlug einen munteren Ton an. «Sie ist doch deine Frau, oder? Willst du sie nicht? Hübsch genug wäre sie doch. Auch wenn sie keine Jungfrau mehr sein sollte, so ist sie doch deine Gattin. Möchtest du mit ihr keine Nachkommen
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