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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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sein.»
    «Bruder Hervey?» Ebenezer gab sich tief beeindruckt.
    Treu-bis-in-den-Tod trat einen weiteren Schritt vor. «Ich brauche Eure Hilfe. Fürchtet Euch nicht, Gott ist mit uns.» Er brauchte ihnen nicht zu erklären, was er vorhatte. «Jetzt!»
    Im Nu hatten die drei das Mädchen aufs Bett geworfen. Die Haushälterin hielt es an den Händen gepackt, Ebenezer an den Beinen. Campion schrie und wehrte sich vergebens, als ihr Treu-bis-in-den-Tod den Schal wegzog und das Kleid auseinanderriss.
    «Festhalten!» Treu-bis-in-den-Tod beugte sich über sie. Campion spürte seinen heißen Atem auf der Haut und versuchte, sich aufzubäumen, was aber nur dazu führte, dass ihr Bruder und die Haushälterin umso brutaler zupackten.
    Mit trockenen, rauen Händen berührte der Pfaffe ihre Brüste. Als er zu sprechen anhob, war es, als erklärte er die Lehre von der Dreifaltigkeit. «Dies, Bruder Slythe, ist der Milchquell für Säuglinge und als solcher von Gott gewollt, weshalb eine Hexe den Satan nicht an ihrem Busen nährt.» Seine Hände glitten nun tiefer und kneteten die Haut über den Rippen. «Wir suchen nach anderen Zeichen, die sie als Hexe verraten. Ah!» Er zeigte auf das Muttermal über dem Nabel, mit dem Toby sie am Weihnachtstag gehänselt hatte. «Da ist er. Der Beweis.» Und obwohl dieser angeblich gefunden war, fuhren seine Hände wieder hinauf zu den Brüsten.
    «Sir! Seht!» Die Haushälterin hatte das Siegel entdeckt. «Ist es das, wonach Ihr suchtet?»
    «Ja, das ist es!»
    Treu-bis-in-den-Tod musste der Haushälterin helfen, das Siegel zu lösen. Vom Zugriff der beiden befreit, wälzte sich Campion zur Seite und schluchzte ins Kissen. Sie fühlte sich beschmutzt und geschändet.
    «Seht!» Ebenezer hatte den Zylinder aufgedreht und zeigte dem Pfaffen das Kruzifix.
    «Eine papistische Hexe!»
    Campion weinte, sie glitt wieder in den Abgrund. Sie hörte kaum mehr, wie Treu-bis-in-den-Tod den dreiundzwanzigsten Psalm anstimmte, und als der Bruder nach den Wachen rief, wurde sie ohnmächtig. Man wickelte sie in ein Tuch, damit die Soldaten von Oberst Fuller nicht sahen, was mit ihr geschah, und trug sie nach unten zur Kutsche, die vorgefahren war.
    Ebenezer wandte sich grinsend an Hervey und sagte: «Ihr hattet recht, Bruder.»
    «Der Himmel meint es gut mit uns.»
    «Ja, so ist es.»
    Der Pfaffe setzte eine ernste Miene auf und schüttelte den Kopf. «Sie muss vor Gericht gestellt werden, Bruder.»
    «In der Tat.» Ebenezer trat ans Fenster und sah, wie seine Schwester unter der Aufsicht von Goodwife Baggerlie in die Kutsche gehievt wurde. Für ihn war der Fall abgeschlossen. Alles Weitere lag in der Hand des Richters, und der konnte allenfalls darüber entscheiden, ob Dorcas im Feuer oder am Galgen sterben sollte.
    «Kein Zweifel», beteuerte Treu-bis-in-den-Tod, «sie ist eine Hexe.»
    «Kein Zweifel.»
    Ebenezer zuckte mit den Achseln und hinkte zurück in die Galerie, wo er mit der Hand auf das Stuckwerk an der Decke wies, auf Vorhänge und Teppiche, auf die Gemälde und edlen Möbel und sagte: «Hexerei hat sie an diesen Ort geführt. Wie sonst, wenn nicht durch infame List, hätte sie hier Aufnahme finden können?»
    Auf Herveys Antwort achtete er nicht. Stattdessen schaute er sich in dem prachtvoll eingerichteten Saal um und hasste, was er sah, denn alles Schöne war ihm zuwider, vor allem, weil sich der Adel damit schmückte. Er verabscheute ihn.
    Inzwischen aber zählte er selbst zu den Privilegierten. Nach Scammells Ableben war nun er rechtmäßiger Besitzer des Matthäus-Siegels und Nutznießer des Bundes. Seinen Reichtum aber, so beschloss er, die Spitze eines Tischtuchs befingernd, würde er gewiss nicht für solchen Tand verschwenden, sondern besseren Zwecken zuführen. Er wollte sich für ein England einsetzen, das sich den Gesetzen Gottes beugte und darum eine strenge, vorausschauende Herrschaft nötig hatte. Das Königreich Gottes würde kommen – mit ihm in der Regierung. Er hatte in den letzten Monaten entdeckt, dass er die Gabe hatte zu führen, fürchtete aber immer noch die Macht und Erfahrung älterer Männer. Darum nahm er sich vor, ihnen zu schmeicheln und nachzueifern.
    An Hervey gewandt, in dem er einen zukünftigen Gefolgsmann sah, sagte er mit barscher Stimme, die er in seiner neuen, erhabenen Position für angemessen hielt: «Ich glaube, es ist an der Zeit für ein Wort des Dankes, Bruder.»
    «Wahrhaftig.»
    Sie knieten unter den heidnischen Gottheiten aus Gips nieder und

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