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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Ziege sein kann, in der Regel sind es aber, wie gesagt, Katze oder Kröte.» Er war am Ende des Raumes angelangt und machte kehrt. «Das Familiar, meine Herren, ist zwar als ein irdisches Tier getarnt, kann sich aber auf Erden nicht ernähren, da alles, wovon Mensch und Tier hienieden zehren, von Gott kommt. Ein Katzen-Familiar zum Beispiel kann keine Maus fressen, es würde daran erkranken.» Mit Blick auf die Zuhörer fuhr er fort: «Stattdessen, liebe Brüder und Schwestern, sorgen Hexen für den Unterhalt dieser bösen Hilfsgeister. Der Teufel stattet sie mit einer dritten Zitze aus, getarnt als ein körperlicher Makel, und an dieser Zitze säugt sie das Familiar und gibt ihm von der Schlechtigkeit zu trinken, die in ihr steckt. Daran, meine Herren», sagte er und wandte sich wieder den Advokaten zu, «genau daran erkennt man eine Hexe. An der dritten Zitze.»
    Einer von Higbeds Kollegen, der bislang noch nichts gesagt hatte, beugte sich vor. «Seid Ihr ein Experte, Bruder Hervey?»
    «Allerdings, Sir. Zugegeben, es ist ein schreckliches Forschungsgebiet voller Dornen und Schlangen, allzeit bedroht durch den Leibhaftigen, doch gibt es einige von uns, die sich auf diesem faulen Weinberg an die Arbeit machen, um Gottes Volk zu schützen.»
    «Ihr habt das Hexenmal gesehen?»
    «Jawohl, Sir.»
    «Wie ist ein Hexenmal von einem normalen Makel zu unterscheiden?»
    Hervey lächelte. «Die Beweise liefert der gnädige Gott, Sir, und ich will euch einen solchen zeigen.» Sein spitzer Adamsapfel ging wieder auf und ab, als er sich umdrehte und an Campion vorbei auf das Publikum zuging. «Die dritte Zitze, Brüder, ist, wie ihr euch denken könnt, eine Ausstülpung, an der das Familiar angelegt werden kann.» Er stand unmittelbar hinter der Angeklagten. «Ich brauche Unterstützung, Soldat.»
    Sie schrie und schlug um sich, war aber wehrlos. Der Soldat hatte seinen Stiefel auf einen ihrer Füße gepflanzt und hielt sie mit beiden Händen an der rechten Schulter gepackt, während Treu-bis-in-den-Tod ihr mit einem kleinen Messer das verschmutzte Kleid aufschlitzte, das auf dem Transport nach London notdürftig geflickt worden war.
    Hervey war erregt. Er hatte das Mädchen begehrt, ohne Aussicht, es jemals in seine Arme schließen zu können. Dann aber war ihm mit einem Mal klar geworden, dass er über das Studium der Hexerei an viele Frauen herankommen konnte. Das Mädchen war voller Schmutz, bis auf die Knochen abgemagert und dünstete üble Gerüche aus. Dennoch spürte er Lust aufkeimen, als er das zerfetzte Kleid öffnete.
    «Da!»
    Campion versuchte sich aufzubäumen und fühlte am Ohr den heißen Atem des Soldaten, der sich über ihre Brüste beugte. Alles gaffte, nur Pastor Palley sah nicht hin, er starrte auf seine gefalteten Hände.
    «Da!» Treu-bis-in-den-Tod fuhr von hinten mit der rechten Hand über ihren Leib und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf den Leberfleck über dem Nabel. «Eine Ausstülpung, meine Herren.»
    Die Protokollanten hatten aufgehört zu schreiben und hielten Maulaffen feil. Zwei Soldaten schlichen weiter nach vorn, um besser sehen zu können.
    Campion schrie, bis ihr die Stimme versagte und nur noch ein Schluchzen zu hören war. Sie zerrte an den Fesseln, bis die Handgelenke aufgescheuert waren, doch es gelang ihr nicht, ihre Blöße zu verbergen und der Demütigung ein Ende zu machen. Sie spürte, wie sich Herveys Finger um ihren Bauch spannten, und sah das Messer in seiner rechten Hand nach unten fahren.
    «Nein, nein!»
    Er zischte ihr ins Ohr: «Halt still, Dorcas. Es wird dir nicht wehtun, wenn du stillhältst. Und hör auf zu schreien.»
    Sie zitterte vor Angst und schnappte nach Luft. Hervey hatte den Kopf über ihre linke Schulter gebeugt und die Augen auf den Leberfleck gerichtet, auf den er nun das Messer zuführte. Sie spürte die kalte Klinge auf dem Bauch und hörte ihn scharf durch die Nase einatmen, als er die Spitze aufsetzte und vorgab zuzustechen. Doch statt des gefürchteten Einstichs spürte sie nur die kalte Klinge auf der Haut.
    Plötzlich sprang er von ihr weg und hielt das Messer in die Höhe. «Seht Ihr? Kein Schmerz. Ihr könnt es bezeugen, meine Herren. Ihr saht das Messer auf dem Hexenmal, saht, wie ich es durchbohrte. Hat sie etwa aufgeschrien? Hat sie sich gewehrt? Nein! Und das, meine Herren, beweist, dass es sich um keinen natürlichen Makel handelt, sondern um ein Hexenmal, denn es ist im Unterschied zu jenem vollkommen unempfindlich. Dafür hat der Teufel

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