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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Teufel sie geholt hatte, dieser Höllenfürst mit flammendem Kopf. Da war mir dann alles klar. Alles. Warum damals die Milch so häufig sauer wurde und der Schinken verdarb, was es mit dem Tod der armen Mutter auf sich hatte und wieso der arme Vater so plötzlich sterben musste. Ja, und ich wusste plötzlich auch, warum der liebe, arme Bruder mit einem verkrüppelten Bein zur Welt gekommen ist. Ich bin sofort auf die Knie gesunken und habe Gott gedankt, dass er mich verschont hat. Sie ist eine Hexe!»
    Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Das Tribunal schwieg für eine Weile. Nur die Schreibfedern kratzten.
    «Habt Ihr das Hexenmal gesehen?»
    «O ja, Sir. Und es war so unverkennbar wie die Nase in ihrem Gesicht. Ich habe es gesehen. Gott ist mein Zeuge.»
    Es erübrigte sich, Gott anzurufen, denn schließlich war mit Treu-bis-in-den-Tod Hervey einer seiner Stellvertreter zugegen, und der hatte nun seinen Auftritt. Als die Haushälterin auf ihren Platz in den Reihen der Zuhörer zurückgekehrt war, gab Higbed dem Pfarrer wortlos zu verstehen, dass er vortreten möge. Es herrschte absolute Stille im Saal. Es schien, dass alle Anwesenden schockiert waren von dem, was die Zeugin vorgetragen hatte. Hervey stand auf und ging langsam auf die Richterbank zu. Er ließ sich lange Zeit, und es hatte den Anschein, als fehlten ihm die Worte. Doch plötzlich schnellte sein Kopf in die Höhe. Er blieb stehen und wandte sich dem Publikum zu.
    «Es ist ein Jammer und ein großes Unglück, dass dieses Mädchen, das einst zu meiner Gemeinde zählte, dem Feind zu dienen scheint. Und ich meine nicht den irdischen Feind, nein, sondern den Erzfeind. Er ist unter uns und tobt wie ein gefräßiges Tier. Der Teufel. Luzifer. Belzebub. Satan …» Er stockte, schaute sich mit funkelnden Augen um und fuhr dann mit gedämpfter Stimme und in fast verschwörerischem Tonfall fort: «Er war im Garten Eden, meine Brüder und Schwestern, und jetzt, da wir in diesem Land einen neuen Garten anzulegen versuchen, ist er zurückgekommen. Ja, der Teufel!» Er streckte den Arm aus und zeigte auf Campion. «Dorcas. Bist du von ihm besessen?»
    Sie antwortete nicht. Treu-bis-in-den-Tod schüttelte den Kopf. Sein Adamsapfel hüpfte auf und nieder. «Sie ist zum Schweigen verurteilt, Brüder, weil es ihr an Wahrhaftigkeit gebricht.» Kopfschüttelnd ging er vor dem langen Tisch hin und her, blieb dann wieder stehen und sagte: «Da, wo wir sie neben dem Leichnam ihres guten Gatten vorgefunden haben, war auch eine Katze. Eine tote Katze. Erst Gott, der Allmächtige, wird dieses verruchte Frauenzimmer zum Geständnis zwingen. Ich kann vorläufig nur Mutmaßungen anstellen, bin aber fest davon überzeugt, dass diese Katze, diese tote Katze, ein böses Familiar war, das von ihr Besitz ergriffen hatte.» Er seufzte.
    «Ihr alle habt es gehört!», sagte er und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Reihe der Rechtsvertreter. «Ihr habt gehört, dass sich Goodwife Baggerlie nicht zu erklären vermag, wie ein so mageres Mädchen imstande sein soll, einen geharnischten Mann im Vollbesitz seiner Kräfte zu bezwingen. Das hat sie auch nicht, Brüder.» Er wandte sich wieder dem Publikum zu und schäumte gleichsam über. «Es war der Teufel. Denn er hat der Ruchlosen dieses Familiar zur Seite gestellt. Ja, ich bin überzeugt davon, dass diese Katze auf ihren Befehl hin unserem lieben, verblichenen Bruder die Kehle aufgerissen hat. Oh, Brüder! Das Böse verrichtet grausame Werke. Sterbend tötete Bruder Scammell, indem er Gott um Hilfe bat, seinen Widersacher und entmachtete somit die Hexe. Zwar gewann er diesen Kampf, verlor aber darüber sein eigenes Leben.» Wieder legte er eine Pause ein, um die dramatische Schilderung wirken zu lassen.
    Caleb Higbed räusperte sich und fragte mild und freundlich: «Pfarrer Hervey? Wir haben die Pflicht, den Geschworenen einen umfassenden Bericht vorzulegen, Männern, die in der Dämonenlehre nicht so bewandert sind, wie Ihr es seid. Würdet ihr so gütig sein zu erklären, was es mit einem Familiar auf sich hat?»
    «Selbstverständlich.» Treu-bis-in-den-Tod schritt wieder auf und ab und setzte eine gewichtige Miene auf. «Eine Hexe, meine Herren, dient dem Teufel, der aber nicht gleichzeitig bei all seinen Dienerinnen sein kann. Er ist nicht allgegenwärtig. Darum stellt er jeder einzelnen Hexe ein Familiar als seinen Vertreter zur Seite, meist in Gestalt einer Katze oder einer Kröte. Mir ist bekannt, dass es mitunter auch eine

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