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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Wildblumen in unserer Stadt gedeihen. Am Gray’s Inn ist sogar Ackergauchheil zu finden. Ein prächtiger Anblick.» Er schaute sich lächelnd um. «Aber – zu den Problemen. Seid Ihr zu Fuß oder zu Pferde?»
    «Ich reite zurück.»
    «Ah! Zu Fuß sieht man allerdings sehr viel mehr, Mr   Slythe.» Er warf einen Blick auf Ebenezers verkrüppeltes Bein. «Nun ja, ich verstehe. Probleme.» Er hatte sich in Bewegung gesetzt. «Ich frage mich allen Ernstes, ob es nicht klüger gewesen wäre, die Anklage auf Mord zu beschränken. Es besteht doch wohl kein Zweifel daran, dass sie ihren Ehemann getötet hat, oder?»
    «Absolut kein Zweifel, Sir.»
    «Eine Verurteilung wegen Mordes führt ebenso sicher in die Hölle wie ein nachgewiesener Hexereivorwurf. Aber für eine Änderung der Anklage ist es wohl zu spät, richtig?», fragte er und blickte Ebenezer hoffnungsvoll an.
    «Sir Grenville besteht darauf, dass ihr Hexerei vorgeworfen wird.»
    «Ah! Sir Grenville, der gute Sir Grenville.» Caleb Higbed lachte. «Ein Mann des Kanzleigerichts. Er wird sich in Rechtsfragen gewiss nicht korrigieren lassen, schon gar nicht von uns, nicht wahr, Mr   Slythe? Nein, wahrhaftig nicht. Die Hexerei bleibt also in der Anklage. Und dazu ein kleiner Mord.» Er blickte einem Trupp von Soldaten nach, die auf das Haupttor zumarschierten. Das Sonnenlicht funkelte auf Pikenspitzen und Brustharnisch. «Ein schöner Anblick. Daran habe ich immer meine Freude.» Er blickte wieder zu Ebenezer. «Die Geschworenen werden unserer Empfehlung entsprechen. Auch daran kann überhaupt kein Zweifel bestehen. Trotzdem bin ich etwas besorgt, nicht sehr, aber eben doch besorgt.»
    «Sir?»
    «Es geht um das maleficio , Mr   Slythe», sagte er mit gewichtiger Miene.
    Ebenezer lächelte respektvoll. « Maleficio , Sir?»
    «Ah! Es ist wohl eine Krankheit unter uns Anwälten, immer zu erwarten, dass auch die uns verstehen, die keine Anwälte sind. Seit 1604 gilt bezüglich der Strafverfolgung von Hexerei die Forderung einer so genannten maleficio- Erklärung, Mr   Slythe, das heißt, eine der Hexerei angeklagte Person kann nur dann verurteilt werden, wenn ihr maleficio als Tatmotiv nachgewiesen wurde. Sie muss vorher unmissverständlich den Wunsch geäußert haben, das Opfer ihrer Heimtücke zu vernichten. In unserem Fall, Mr   Slythe, brauchen wir also den Beweis, dass Eure Schwester ihren Ehemann vorsätzlich mit den Mitteln der Hexerei getötet hat. Genauer gesagt, sie muss dies vorher angekündigt haben. Könnt Ihr mir folgen?»
    Ebenezer schüttelte den Kopf. «Aber das ist doch Unsinn. Welche Hexe würde denn ihre Absichten öffentlich bekannt geben?»
    «Jungen Männern wie Euch mögen viele unserer Gesetze unsinnig erscheinen. Und Ihr habt durchaus recht, aber Gesetz ist Gesetz, und daran lässt sich nicht rütteln, Mr   Slythe. Kurzum, wir brauchen entweder ein umfassendes Geständnis oder einen Zeugen, der beschwört, dass Eure Schwester ihre scheußliche Tat angekündigt hat.» Und mit zerknirschter Miene fügte er hinzu: «Ich hatte gehofft, Palley könnte ihr das Geständnis abringen, aber er hat leider versagt.»
    «Ein Geständnis?»
    «Und das nach Möglichkeit aus freien Stücken», antwortete Higbed. «Womit wir auf ein weiteres Problem stoßen, Mr   Slythe …»
    «Sir?»
    Caleb Higbed schaute blinzelnd zum großen White Tower empor. «Früher haben dort Turmfalken genistet. In diesem Jahr sind mir aber noch keine zu Gesicht gekommen. Ein Kollege sagte mir, dass sie geschossen worden seien. Sehr schade. Ja, Mr   Slythe, noch ein kleines Problem. Ich bin sicher, dass Ihr Eurer Schwester unter Folter ein Geständnis abpressen könntet, was auch sehr zu begrüßen wäre, doch am Ende würde sie wahrscheinlich noch um einiges schlimmer aussehen. Habe ich recht?»
    Ebenezer nickte. «Durchaus, Sir.»
    Caleb Higbed schmunzelte. «Keine Sorge, Mr   Slythe, wir werden sie schon noch verurteilen, müssen aber umsichtig sein. Mir war, als hätte ich unter all dem Schmutz Reste von Schönheit an Eurer Schwester wahrgenommen. Sie ist ein hübsches Mädchen, nicht wahr?»
    Ebenezer runzelte die Stirn. «Ja, das ist sie.»
    «Ihr seid verwirrt», lachte Higbed. «Nun, glaubt nicht, dass ich nach zwanzig Jahren Rechtspflege an Verstand eingebüßt hätte. Bedenkt, Eure Schwester wird dem Strafrichter und Geschworenen gegenüberstehen, die wir davon zu überzeugen haben, dass sie eine Hexe, eine Mörderin und eine Royalistin ist. Und was werden sie

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