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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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gesorgt, um zu verhindern, dass die Amme des Bösen Schmerz leidet, wenn die Katze, die sie säugt, ihre spitzen Zähne in die Zitze bohrt.» Er steckte das kleine Messer in die Scheide zurück.
    Campion hielt den Kopf gesenkt. Tränen rannen ihr übers Gesicht und tropften auf die nackten Brüste. Hervey, der immer noch hinter ihr stand, glitt mit den Händen über ihre Schultern und umfasste ihre Brüste, knetete sie mit kalten, trockenen Fingern und sagte: «Seht, Gentlemen, das Zeichen des Teufels!» Daraufhin packte er den Stuhl bei der Lehne und zerrte ihn herum, sodass sie nun die Zuschauer vor sich hatte. Und wieder tasteten seine Finger nach ihren Brüsten. «Seht Ihr, Brüder? Damit hat Gott die Frau ausgestattet, um Kinder zu nähren. Und hier …», seine rechte Hand fuhr nach unten, während die linke auf der Brust liegen blieb, «das Zeichen des Teufels.» Das Publikum starrte. Es bestand fast ausschließlich aus Männern, in der Mehrzahl Soldaten der im Tower stationierten Garnison, die gekommen waren, um genau das zu erleben, was sich nun vor ihren Augen abspielte. Vor dem Strafgericht blieb eine der Hexerei angeklagte Frau verhüllt. Entblößt wurde sie nur vor einem Tribunal, das Beweise für die Geschworenen sammelte. Die Männer konnten sich, wie es schien, nicht satt sehen. Die in den hinteren Reihen standen auf. Treu-bis-in-den-Tod rieb mit seinen trockenen Händen Campions Bauch zu beiden Seiten des Muttermals und wagte sich mit den Fingerspitzen bis zu den Hüftknochen vor. «Seht her, Brüder. Der Leib einer Hexe!» Er zog die Hände zurück, drehte den Stuhl wieder herum und trat beiseite.
    Campion war gebrochen. Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, das Kleid zu richten. Es ekelte sie vor den Männern und vor deren Verkehr mit Frauen. Sie fühlte sich beschmutzt, die Unschuld, die sie einst am sommerlichen Ufer des Baches empfunden hatte, war verhöhnt. Sie schluchzte.
    «Kann man sie nicht bedecken?», rief Pastor Palley empört.
    Es wurde ein Stück Sackleinen aufgetrieben, das im Winter in die Türritze gestopft wurde, um die kalte Zugluft abzuwehren, und nun ihrer Schande ein passendes Kleid bot.
    Treu-bis-in-den-Tod Hervey starrte sie an, hob langsam den ausgestreckten Finger und sagte: «Sie ist als Hexe überführt.»
    Caleb Higbed aber schien sich immer noch nicht zufrieden zu geben. «Gibt es noch andere Arten der Beweisführung?»
    «Durchaus, Sir», antwortete Hervey. «Wir könnten sie an Händen und Füßen fesseln und in einen Tümpel werfen. Ertrinkt sie, ist sie unschuldig. Schwimmt sie aber auf dem Wasser, so hat der Teufel seine Hand im Spiel.»
    Higbed kicherte. «Dann muss jeder tote Köter im Wassergraben des Towers ein Höllenengel sein.» Es schien, als überlegte er für einen Moment, die Angeklagte einer solchen Prüfung zu unterziehen, nahm aber davon Abstand und fragte: «Andere Verfahren?»
    Hervey nickte. «Da wäre noch eins, Sir.»
    «Ich höre, Bruder Hervey.»
    Treu-bis-in-den-Tod langte in seine Jackentasche und zog eine in schwarzes Leder gebundene Bibel daraus hervor. «Das Vaterunser, meine Herren.» Er schlug die Seite auf. «Eine Hexe kann die Worte unseres Herrn nicht wiederholen, denn es sind Worte von solcher Macht und Heiligkeit, dass sie der Teufel von den Seinen nicht ausgesprochen hören will. Mag sein, dass sie die Worte nachspricht, aber irgendwann wird sie ins Stocken geraten oder zu weinen anfangen, da das Böse in ihr rebelliert.»
    Die Richter hatten auf eine andere Art der Prüfung gehofft, auf eine, die sich wie die erste der körperlichen Verfassung der Angeklagten gewidmet hätte, waren aber neugierig geworden. Einer von ihnen machte sich allerdings Sorgen und fragte, was denn wäre, wenn die Angeklagte nicht ins Stocken geriete, doch Caleb Higbed forderte Treu-bis-in-den-Tod auf, mit der Prüfung zu beginnen. «Wir müssen sicher sein, Bruder Hervey, absolut sicher. Wir sind ein Tribunal des Rechts und darum gehalten, der Gefangenen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.»
    Hervey legte Campion die Bibel auf den Schoß, aufgeschlagen beim sechsten Kapitels des Matthäusevangeliums. Das Buch war so eng gebunden, dass sich die Seiten von allein aufrichteten und den Text kaum erkennen ließen. Doch Campion brauchte die Worte nicht zu lesen, sie kannte sie auswendig. Sie war ein wenig ruhiger geworden und seufzte leise vor sich hin. Treu-bis-in-den-Tod hatte wieder hinter ihr Aufstellung bezogen und rief: «Ihr seht, meine Herren? Es hat

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