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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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geschieht. Mein Name ist Caleb Higbed. Ich vertrete das Recht. Auch die anderen Herren hier sind vom Gericht bestellt.» Er deutete auf die Männer, die neben ihm saßen. «Dies ist allerdings kein Gerichtsverfahren, Mrs   Scammell. Es wird vermutlich auch gar keins geben.» Er sagte dies, als böte er einem Kind gezuckerte Früchte an. «Heute wollen wir Euch nur einige Fragen stellen, Mrs   Scammell. Wir führen eine Vorverhandlung mit dem Ziel, ein Gutachten zu erstellen, das dann den Geschworenen vorgelegt wird. Diese entscheiden schließlich, ob Ihr vor ein Strafgericht gestellt werdet. Habt Ihr verstanden?» Er hatte sich nach vorn gebeugt und trug eine Höflichkeit zur Schau, die Campion unwillkürlich für ihn einnahm. Sie nickte, worauf sich Higbed lächelnd wieder zurücklehnte.
    «Gut. Wie ich hier lese, werdet Ihr der Hexerei bezichtigt. Aus diesem Grund werden Euch die hier anwesenden Geistlichen verhören. In solchen Fällen verfahren wir immer so.» Er lächelte wieder, er schien sich entschuldigen zu wollen. «Deshalb mussten wir Euch auch die Hände fesseln. Wir wollen schließlich nicht, dass Ihr auf einem Besenstil davonfliegt.» Er hob die Augenbrauen und blickte verschmitzt drein. «Gut. Wir sind alle sehr stark in Anspruch genommen und wollen uns deshalb nicht länger als nötig mit Eurem Fall befassen.» Er rückte seine Unterlagen zurecht. «Sind meine Herren Kollegen einverstanden, dass wir beide Anklagen zusammenfassen? Hexerei und Mord? Es scheint ja, dass sie auch gar nicht voneinander zu trennen sind, nicht wahr?»
    Die anderen nickten bestätigend. Zwei von ihnen studierten konzentriert die Dokumente. In der Menge hinter Campion wurde wieder getuschelt.
    Caleb Higbed lächelte ihr freundlich zu. «Fangen wir also an, Mrs   Scammell. Könnt Ihr mich klar und deutlich hören?»
    Sie nickte.
    «Lauter bitte, Mrs   Scammell. Es ist wichtig, dass Ihr auch für unsere Schreiber zu verstehen seid.»
    Sie nickte. «Ja.» Ihre Antwort war kaum mehr als ein Krächzen. Sie schluckte und versuchte es noch einmal. «Ja, ich kann Euch hören.»
    «Gut. Gut.» Caleb Higbed wandte sich dem Geistlichen zu. «Mr   Palley? Ich glaube, Ihr würdet gern den Anfang machen. Nun denn. Ich erteile Euch das Wort.»
    Pastor Palley, ein Mann mit grimmiger Miene und schütterem Haar, stand auf und trat in den freien Raum zwischen Campion und der Richterbank. Er hatte die Hände gefaltet und sprach mit tiefer, kraftvoller Stimme: «Erbitten wir zunächst den Beistand Gottes.»
    Palley bestürmte den Allerhöchsten mit einem kaum enden wollenden Schwall markiger Worte und betete, dass die Wahrheit offenbart und der Teufel bezwungen werde. Als er schließlich sein «Amen» in den Raum gerufen hatte, wandte er sich ohne Luft zu holen an Campion und schrie sie an: «Seit wann praktizierst du Hexerei?»
    Sie starrte ihn fassungslos an. Tränen traten ihr in die Augen. Die Frage war tatsächlich an sie gerichtet. Palley reckte ihr sein massiges, wutverzerrtes Gesicht entgegen. In den Mundwinkeln schäumte Speichel. Er wartete eine Weile, riss dann den Arm in Richtung Schreiber und rief: «Haltet fest, die Hexe weigert sich zu antworten.»
    Er starrte sie an, die Arme jetzt vor der Brust verschränkt, und wippte auf seinen großen schwarzen Schuhen auf und ab. «Frau!» Seine Stimme dröhnte, als käme sie aus den Tiefen der Erde. «Es wäre besser für dich zu gestehen. Bist du eine Hexe?»
    «Nein!», schrie sie trotzig. «Nein!»
    «Ha!» Er wirbelte auf dem Absatz herum und wandte sich mit triumphalem Grinsen an das Tribunal. «Der Teufel nimmt die Seinen in Schutz, Gentlemen. Ihr seht es. Aus ihr spricht der Teufel, wenn sie leugnet.» Aus dem Publikum war Gemurmel zu hören, das dieser Logik zuzustimmen schien. Die Schreiber ließen ihre Federn übers Papier tanzen.
    Pastor Palley hatte offenbar den Auftrag, der Angeklagten möglichst rasch ein Geständnis zu entlocken, um dem Tribunal eine längere Sitzung zu ersparen. Er versuchte sie einzuschüchtern, beschimpfte sie aufs gröbste und drohte ihr mit Folter. Sie aber blieb bei ihrem einfachen Nein, das Palley wiederholt und lauthals zum Beweis ihrer Schuld erklärte. Obwohl Caleb Higbed dieser Auffassung ausdrücklich folgte, hielt er es doch für angebracht, weitere Beweise zu sammeln. Erschöpft kehrte Pastor Palley an seinen Tisch zurück, den er sich mit seinem stummen, aber aufmerksamen Amtsbruder Treu-bis-in-den-Tod Hervey teilte.
    Caleb Higbed

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