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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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begleitet, überquerte er die Straße und stieg langsam die Stufen zur Anlegestelle hinab, wo sein Boot auf ihn wartete. Er nahm auf der Heckbank Platz und nickte den Ruderknechten zu. Die Unterschriften, so dachte er, sollten wohl tatsächlich für die Geständnisse reichen. Mit dem einen würde sich Dorcas der Hexerei bezichtigen und mit dem anderen zum Mord an Scammell bekennen. Seine Schwester war dem Untergang geweiht, und nicht einmal der Jude aus Amsterdam konnte sie noch retten. Ebenezer lächelte. Alles war gut, und auch die Nachrichten aus Europa ließen vermuten, dass Hervey in seinem törichten Ehrgeiz keinen Schaden angerichtet hatte.

    Julius Cottjens, der Mann, der seiner Kundschaft exklusive Nachrichten aus der Finanzhauptstadt des Nordens zukommen ließ, schlenderte zum Hafen wie an jedem Abend, seit ihn Sir Grenvilles leicht hysterischer Brief erreicht hatte. Cottjens kam dieser Aufgabe gern nach, denn er ging gern spazieren. Sein Hund sprang munter um ihn herum, die Pfeife schmeckte, und dass er auch noch für diesen abendlichen Rundgang bezahlt wurde, war ein besonders glücklicher Umstand. Cottjens fühlte sich rundum wohl und zufrieden.
    Er machte immer an derselben Stelle halt und setzte sich auf einen Poller. So auch an diesem Abend. Der Hund beschnüffelte Tuchballen, während der Rauch aus der Pfeife in der warmen Sommerluft über das stille Wasser des Kanals trieb.
    Die Wanderer , der Grund für seine abendlichen Spaziergänge, hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Die Bordwände ragten weit aus dem Wasser heraus, was darauf schließen ließ, dass die Frachträume im Innern des Schiffes nach wie vor leer waren. Zwar war der Hauptmast wieder aufgerichtet worden, doch die Spiere lagen noch alle festgezurrt an Deck. Ein prächtiges Schiff, dachte Cottjens, wenn es auch Tage dauern würde, es seeklar zu machen.
    Ein Matrose schleppte eine Kiste voller Holzkeile über den Landungssteg. Cottjens winkte mit der Pfeife und rief: «Schiffe, die stillliegen, bringen kein Geld.»
    « Mijnheer ?»
    Cottjens wiederholte seine Bemerkung, worauf der Matrose mit den Schultern zuckte und sagte: «Die hat schon jede Menge Geld eingefahren, Mijnheer .»
    Cottjens zeigte sich beeindruckt. Er verwies auf den Namen, der mit eleganten Buchstaben unter den Fenstern des Heckaufbaus geschrieben stand. «Ein englisches Schiff, nicht wahr?»
    «O nein, Mijnheer . Es wurde hier gebaut und gehört Mordecai Lopez. Ich glaube, ihm gefallen englische Namen.»
    «Der gute Mordecai? Ist er wieder in Amsterdam?»
    Der Seemann verlagerte die Kiste auf die andere Schulter. «Ja, aber er ist krank. Möge der Herr im Himmel seine Hand über ihn halten.»
    «Amen.» Cottjens klopfte die Pfeife am Poller aus. «Schwer krank?»
    «So heißt es, Mijnheer . Ihr entschuldigt mich jetzt?»
    Cottjens rief seinen Hund und machte sich wieder auf den Rückweg. Er hatte eine weitere Nachricht für Sir Grenville, eine, die den dicken, schlauen Engländer gewiss zufrieden stimmen würde.
    Er schlug einen kleinen Umweg ein, der ihn an Lopez’ Haus vorbeiführte. Im Parterre und ersten Obergeschoss waren die Fensterläden geschlossen, wie üblich. Weiter oben aber drang Lampenlicht durch die Scheiben, und hinter einem Vorhang bewegte sich ein Schatten.
    Cottjens pfiff den Hund zu sich. Er war, wie Ebenezer Slythe in London, wieder ein wenig älter, reicher und weiser geworden, kurzum, ein glücklicher Mann. Er würde Sir Grenville die gute Nachricht übermitteln können, dass Mordecai Lopez krank war und völlig außerstande, ihn bei seinen Geschäften zu stören.

22
    Der Tag vor Campions Hinrichtung begann trüb und feucht. Von Westen waren Schauer aufgezogen, die den Fluss in einem tristen Zinngrau erscheinen ließen.
    Die Bäcker machten sich Sorgen. Bei schönem Wetter liefen die Geschäfte besser. Zwar würde sich, selbst wenn es in Strömen regnete, eine Menge Volk auf dem Tower Hill einfinden, um der Hinrichtung zuzusehen, doch nur wenige würden Interesse an aufgeweichten Backwaren haben. Und so beteten die Bäcker, dass die Wolken aufreißen und der Herr im Himmel für besseres Wetter sorgen würde. Am späten Vormittag schienen die Gebete erhört worden zu sein. Am Himmel tat sich eine große Wolkenlücke auf, durch die strahlendes Sonnenlicht auf Whitehall und Westminster fiel, und die Wetterapostel sagten für den folgenden Tag heiteres Wetter voraus.
    Noch war kein Urteil gesprochen worden, das hielt die Bäcker aber nicht davon

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