Das Hexen-Amulett (German Edition)
bedurfte.
Da Septimus Barnegat ein vermögender und angesehener Mann war, nahm er selbst gern irdische Hilfe in Anspruch. So ließ er, wie alle besseren Londoner Astrologen, Julius Cottjens allmonatlich einen erklecklichen Betrag zukommen und zahlte ihm für alle Neuigkeiten, die seine Kundschaft betrafen, ein zusätzliches Honorar.
Barnegat wusste um Sir Grenvilles Furcht vor Lopez und war auch über dessen Erkrankung informiert. Mit dem Zeigefinger, der vom vielen Tabakgenuss ganz gelb geworden war, beschrieb er eine elliptische Kurve und sagte: «Ich sehe da ein Krankenlager.» Und mit Blick auf Sir Grenville: «Ich denke, die Segel bleiben gestrichen.»
Sir Grenville lächelte. Cottjens’ Nachricht war bestätigt. «Und von Westen?»
«Nichts. Nichts als Leere, Sir Grenville.»
«Ausgezeichnet!»
Sir Grenville war glücklich. Seit Monaten berichtete Barnegat von diffusen Einflüssen, aber langsam trat die Wahrheit zutage. Sir Grenville konnte sich in Sicherheit wiegen. Von seinem Widersacher aus Übersee drohte keine Gefahr, und das Problem Dorcas Slythe würde, auch wenn sein Astrologe es noch nicht bestätigt hatte, sehr bald aus der Welt sein. Barnegat rollte seine Karten zusammen, steckte sie zusammen mit den Almanachen in seinen Koffer und äußerte, dass die Presbyterianer seiner Einschätzung nach an Boden verlören, während die radikalen Revolutionäre, Unabhängige wie Ebenezer Slythe, im Aufwind seien. Barnegat, der die wichtigsten Führer der Unabhängigen beriet, ließ Sir Grenville wissen, dass diese bald Geld nötig haben würden.
«Viel Geld?»
«Sie wollen ein eigenes Heer aufstellen», erklärte Barnegat und machte aus seinem Missfallen kein Hehl. «Eine Armee tollwütiger Puritaner, die wahrscheinlich Psalmen singen werden, wenn sie ihren Gegnern die Köpfe einschlagen. Die könnten sehr gefährlich werden, Sir Grenville.»
«Und am Ende den Sieg davontragen.»
«Vorausgesetzt, sie treiben genügend Geld auf. Es scheint, dass ihnen die Niederländer durchaus freundlich gesinnt sind.»
Sir Grenville ahnte, dass sein Astrologe versuchte, ihn auszuhorchen. Er nickte und sagte: «Sie könnten sich die weite Reise sparen. Ich bin gesprächsbereit.»
«Sie wollen die Monarchie abschaffen.»
Sir Grenville lächelte. «Wir haben auch jetzt keinen König, und trotzdem scheint die Welt nicht unterzugehen.» Er konnte darauf verzichten, Barnegat zur Verschwiegenheit aufzufordern. Der Astrologe würde einen Klienten nie verraten und kein Wort darüber verlieren, dass auch Sir Grenville daran dachte, den Presbyterianern, die an der Krone festhielten, den Rücken zu kehren und sich den Unabhängigen anzuschließen, die den König nicht einmal mehr als Galionsfigur für ihr Staatsschiff akzeptieren mochten. «Treffen wir uns nächste Woche wieder?»
«Gern. Zur selben Zeit, Sir Grenville?»
«Natürlich.»
Als Barnegat gegangen war, wartete Cony auf die nächsten Besucher, die mit ihm über politische Fragen zu reden wünschten. Er blickte auf den Fluss hinaus, der am Tower vorbeiströmte, und lächelte. Morgen würde das Mädchen sterben und er, Sir Grenville Cony, würde sämtliche Einkünfte aus dem Bund bekommen. Einen Teil davon würde er an Ebenezer auszahlen, so wie er schon früher einen Teil an dessen Vater ausgezahlt hatte, aber nicht einmal Ebenezer, dieser gerissene junge Mann, würde jemals erfahren, welche ungeheuren Summen ihm entgingen.
Sir Grenville besaß zwei Siegel, und niemand würde sie ihm streitig machen können. Sein Widersacher im Ausland, der einzige Mann, der Dorcas Slythe zu retten vermochte, lag krank danieder. Ja, die Planetenbahnen verliefen, wie Septimus Barnegat gesagt hatte, ganz in seinem Sinne.
Unter einem weniger guten Stern stand Pastor Simon Perilly. Lady Margaret hatte ihn gebeten, sich auf die gefährliche Reise nach London zu begeben, um dort einen Advokaten zu finden, der Campions Verteidigung übernehmen würde.
Als er den ehemaligen Advokaten von Sir George für dieses Amt zu gewinnen versuchte, wurde dieser plötzlich krank. Ein anderer, den Perilly als einen Freund angesehen hatte, drohte damit, Anzeige zu erstatten und ihn als Spion verhaften zu lassen. Perilly sah sich auf ganzer Linie gescheitert und mochte inzwischen selbst nicht mehr daran glauben, dass das Mädchen noch zu retten wäre.
Mit Schrecken dachte er daran, nach Oxford zurückzukehren und vor Lady Margaret seinen Misserfolg einzugestehen. Sie war in die Hauptstadt des
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