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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Sorge. Wir werden auch hie und da kleine Geldbeträge springen lassen.»
    Dann legte er einen Stoß Briefe auf den Tisch, allesamt Zeugenaufrufe. Davon sollten vierundzwanzig an Mitglieder der Nachtwache gehen und fünfundvierzig an Soldaten, die an der Belagerung von Lazen Castle teilgenommen hatten. Francis Lapthorne erklärte, ihre Namen den Stammrollen des Parlaments entnommen zu haben, und rieb sich vergnügt die Hände. «Die Gegenseite wird es noch bereuen, es mit uns aufgenommen zu haben. O ja, sie werden am Ende wie ausgemachte Dummköpfe dastehen.» Er lachte über ihren Einwand, dass die puritanischen Soldaten womöglich vor einer Zeugenaussage zurückscheuen würden. «Ihr habt vielleicht bislang nur die harsche Seite unserer Rechtsprechung kennengelernt, werdet aber bald sehen, dass sie eine behutsame Wahrerin der Wahrheit ist. Die Männer werden aussagen, wenn sie dazu aufgerufen werden. Lest Euch nun die Briefe durch und unterschreibt sie dann.»
    «Durchlesen? Den ganzen Berg an Briefen?», fragte sie lachend.
    «Ihr solltet immer vorher lesen, was Ihr unterschreibt, meine Liebe», antwortete er, versicherte ihr aber, dass in allen Briefen dasselbe stehe, sodass es reiche, wenn sie nur einen lese. Er sah ihr zu, wie sie einen Brief nach dem anderen signierte, und erklärte unterdessen, dass er Abstand davon genommen habe, Lady Margaret oder Pastor Perilly, wie von ihr vorgeschlagen, als Zeugen aufzurufen, weil er dies als zu gefährlich erachte. «Bekennende Royalisten sollten sich derzeit lieber nicht in London aufhalten. Versteht Ihr?»
    «Ja.»
    «Sorgt Euch nicht. Wir werden gewinnen, o ja, das werden wir.» Francis Lapthorne streute Sand über die frische Tinte, schüttelte den Sand dann von den Briefen ab und steckte sie ein.
    «War das alles?»
    «Wollt Ihr mehr?» Er lachte. «Ja, das war alles.»
    Er versprach, am nächsten Morgen wieder zur Stelle zu sein, und verabschiedete sich. Campion sah ihn die von Erzbischof Laud hinterlassene Spur überqueren. Unter dem kleinen Torbogen blieb er noch einmal stehen, schaute zu ihr auf und verbeugte sich. Sie winkte.
    Wenig später betrat Francis Lapthorne ein Hinterzimmer in dem Wirtshaus «Bear Inn», das nahe der London Bridge gelegen war. Er hatte alle Papiere verbrannt, bis auf zwei blanke Bögen, die Campions Unterschrift trugen. Diese legte er nun mit großer Geste vor Ebenezer Slythe auf den Tisch. «Die zu beschaffen war nicht gerade einfach, Sir.»
    «Du bist gut dafür bezahlt worden.»
    «In der Tat. So viel hätte ich vom Theater nicht bekommen.» Da die Puritaner alle Bühnen geschlossen hatten, waren Schauspieler wie Francis Lapthorne arbeitslos. «Es ist mir immer ein Vergnügen, Sir Grenville gefällig zu sein.»
    Ebenezer musterte ihn mit saurer Miene. «Das Vergnügen beruht in gewisser Hinsicht zweifellos auf Gegenseitigkeit.»
    Lapthorne zuckte mit den Achseln. «Mit ihm befreundet zu sein ist eine große Ehre», entgegnete er wie zur Entschuldigung.
    Ebenezer hörte nicht hin. Er starrte auf die unterschriebenen Blätter. «Herrgott nochmal!»
    «Wie bitte?»
    «Sieh dir das an!» Ebenezer schob die Papiere über den Tisch. «Idiot!»
    «Wieso?» Lapthorne verstand nicht. «Ihr habt zwei Unterschriften verlangt, und die habe ich Euch besorgt. Was wollt Ihr mehr?»
    Ebenezer drehte eins der Blätter herum und las mit sarkastischer Stimme: «Dorcas Campion Scammell. Was zum Teufel soll das heißen?»
    «Das ist ihr Name.»
    «Campion? Ihr Name ist nicht Campion.»
    Lapthorne zog die Schultern ein. «Den hat sie mir genannt und gesagt, es sei ihr zweiter Name.»
    «Idiot!»
    Der Mime gab sich beleidigt. «Jeder kann sich nennen, wie es ihm gefällt. Wenn sie sagt, dies sei ihr Name, dann ist er das. Für ein Geständnis wird er allemal ausreichen.»
    «Bete zu Gott, niemals vor mir ein Geständnis ablegen zu müssen.» Ebenezer nahm die beiden Blätter an sich. «Und bete, in dieser Sache hier recht zu behalten.» Er warf zwei Münzen auf den Tisch.
    Lapthorne war sichtlich enttäuscht, denn es waren vier Münzen versprochen gewesen – für Schreibarbeit und Mühen, die eigentlich das Doppelte hätten einbringen müssen. Aber er wollte mit diesem jungen Mann, dessen dunkle Augen gefährlich funkelten, nicht streiten. Er lächelte und sagte: «Übermittelt bitte Sir Grenville meine herzlichsten Grüße.»
    Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, hinkte Ebenezer nach draußen. Gestützt auf einen Stock und von seinen Leibwächtern

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