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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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höfischer Gesellschaft nicht nach meinem Geschmack ist.» Die grauen Augen richteten sich auf Campion. «Habt Ihr das Siegel?»
    «Ja.» Es hing versteckt an Tobys Hals.
    «Wohnt Ihr immer noch im Haus von Lord Tallis?»
    Von seiner rüpelhaften Art verunsichert, warf sie einen flüchtigen Blick auf Toby und antwortete: «Wir ziehen nach Woodstock um, Sir.»
    Er grinste. «Tut das nicht.»
    Ein Bischof versuchte, sich an ihnen vorbeizuzwängen, um dem König näher sein zu können. Devorax knurrte ihn auf eine Weise an, die Campion daran erinnerte, dass Lopez seinen Leibwächter mit einem Wolfshund verglichen hatte. Erschrocken wich der Bischof zurück und entschuldigte sich vielmals.
    Toby nahm Anstoß an Devorax’ rüdem Verhalten und fragte verstimmt: «Warum sollten wir das nicht tun?»
    «Weil Ihr schon bald nach Amsterdam reisen werdet.»
    «Schon bald?» Campion zeigte sich überrascht.
    «Mit drei Siegeln im Gepäck. Vorausgesetzt natürlich, dass Ihr an Eurem Vermögen noch interessiert seid.»
    Campion schwieg. Sie war in sich gekehrt und schien die lärmende Menge um sich herum vergessen zu haben.
    Toby krauste die Stirn. «Wie gedenkt Ihr, die beiden anderen Siegel zu beschaffen?»
    «Durch Mord. Das ist wohl die schnellste Methode.»
    «An Sir Grenville?»
    «Sie sind in seinem Besitz.» Devorax machte einen gelangweilten Eindruck. «Ich werde Euch abholen. Falls ich selbst nicht kommen kann, schicke ich Mason. Bereitet Euch auf die Reise vor. Ihr werdet an der Ostküste in See stechen. Und packt nur die nötigsten Sachen. Wir wollen schließlich kein Aufsehen erregen.» Er nickte den beiden zu und wandte sich ab.
    Campion war verwirrt. So einfach, wie von Devorax dargestellt, hatte sie sich die Beschaffung der Siegel nicht vorgestellt. «Oberst?»
    «Ja.» Er warf ihr einen überraschten Blick zu.
    Sie wusste im Grunde nichts zu sagen und fragte: «Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht zum Essen kommen wollt?»
    «Ja, ich bin mir sicher.» Dann war er verschwunden.
    Toby schüttelte den Kopf. «Ein unangenehmer Kerl.»
    «Mir gegenüber war er immer höflich.»
    Es regnete, als sie die Christ Church verließen. Der Winter stand vor der Tür, und es war damit zu rechnen, dass die aufgeweichten Straßen kaum mehr zu befahren sein würden. Campion bekam es plötzlich mit der Angst zu tun. Sie hatte sich in Oxford sicher und geborgen gefühlt und scheute vor der Reise zurück, die voller Gefahren sein würde und womöglich weitere Todesopfer forderte, ehe sie Kit Aretines Erbe antreten könnte.
    «Du machst dir Sorgen, nicht wahr?», fragte Toby.
    «Ja.»
    «Wie wär’s, wenn ich alleine führe?»
    Sie schüttelte den Kopf. Ihre Reise hatte im Haus von Matthew Slythe ihren Ausgang genommen. Sie würde ungeachtet aller Befürchtungen diese Reise zu Ende führen und auch die übrigen Siegel beschaffen.

29
    Ebenezer Slythes Auslobung einer Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung der Hexe führten, hatte nur die üblichen Narren auf den Plan gerufen, die glaubten, mit einer Lüge zweihundert Pfund erschwindeln zu können.
    Im September berichtete dann der Mercurius Aulicus , das Nachrichtenblatt der Royalisten, dass die aus dem Tower entflohene «Hexe», jene Dorcas Scammell, die die gesamte Londoner Garnison zum Narren gehalten habe, in Oxford vor den Traualtar getreten sei und sich nun Lady Campion Lazender nenne. Ebenezer schmunzelte, als er diese Nachricht las. Glaubte sie wirklich, das sie unter verändertem Namen ihren Feinden entkommen könnte?
    Sir Grenville reagierte weniger gelassen. «Was gibt es da zu lachen? Sie ist in Oxford, geschützt von den Streitkräften des Königs. Schlimmer noch: Sie ist verheiratet. Herr im Himmel! Wir müssen sie töten, alle beide. Rechtlich hat er jetzt alle Vollmacht über das Vermögen.»
    Drei Wochen später aber zeichnete sich ab, dass die Prediger recht behalten sollten. Es geschahen wieder Zeichen und Wunder auf Erden, nicht zuletzt in England, wo die Heiligen nach der Macht strebten. Und Ebenezer war Zeuge eines solchen Wunders. Inständig hatte er von Gott erbeten, in den Besitz der Siegel zu gelangen, und nun schienen seine Gebete erhört worden zu sein.
    Es war an einem kalten, verregneten Montagmorgen, als ein Fremder an die Tür klopfte und sich von den Wachen in eine düstere Kammer führen ließ, die ihn anscheinend nur wenig beeindruckte. Er warf einen Blick auf die glühenden Kohlenpfannen, den fleckigen Tisch mit den am Rand verschraubten

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