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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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eigentlich gar nicht besitzen. Ihr könntet es also beschlagnahmen. Und den Gewinn mit mir teilen.» Er grinste.
    Ebenezer war immer noch nicht zufrieden. «Warum verratet Ihr ihn?»
    Devorax lachte. «Kann man Juden verraten, Mr   Slythe? Sie haben schließlich unseren Heiland getötet. Diesen Mistkerlen eins auszuwischen ist nie und nimmer eine Sünde.»
    Ebenezer konnte dieser Logik folgen, hatte aber immer noch Fragen. «Warum habt Ihr ihm so lange gedient?»
    «Des Soldes wegen, Mr   Slythe. Er hat mich gut bezahlt.» Devorax setzte das Fläschchen wieder an die Lippen. Ebenezer sah, wie ihm dunkle Tropfen durch den kurz geschorenen, grauen Bart sickerten. Devorax starrte auf die im Wind schaukelnden Galgenvögel. «Ich werde alt, Mr   Slythe, und will nicht länger im Sold stehen. Ich möchte einen Hof haben, genug Geld, um mich jede Nacht betrinken zu können, und eine Frau, die mich morgens mit einem Frühstück weckt.» Er blickte missmutig drein. «Ich bin diesen verdammten Juden leid, Mr   Slythe. Er tätschelt mir wie einem Schoßhund den Kopf und wirft mir dann und wann einen Knochen hin. Ich habe es satt, versteht Ihr, Mr   Slythe? Ich bin kein Hund.»
    «Ich verstehe», antwortete Ebenezer, überrascht von dem plötzlichen Wutausbruch.
    «Das hoffe ich, Mr   Slythe. Ich habe lange genug für ihn die Drecksarbeit gemacht und war in ganz Europa unterwegs als sein Kurier, um den Armeen in England und den Niederlanden, in Schweden, Italien, Frankreich und Spanien Geld zukommen zu lassen. Tu dies, tu das, hieß es immer, und zum Dank hat er mir den Kopf getätschelt. Sapperlot! Und ich dachte, er würde mir irgendwann einmal ein Haus schenken. Von wegen. Und dann kommt dieser Bankert von Aretine dahergelaufen. Und was bekommt sie? Geld in Hülle und Fülle. Dabei hat sie’s nicht einmal nötig. Sie ist verheiratet. Soll doch ihr Mann für sie sorgen.»
    Ebenezer bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. «Ihr sagtet, der Jude habe Euch das Leben gerettet.»
    «Jessas!» Devorax spuckte in den Schlamm. «Er hat mich von einer Galeere runtergeholt. Ich war da auf einer Ruderbank festgenagelt und hab mir die Lunge aus dem Leib gekotzt. Zugegeben, dieses eine Mal hat er mir geholfen. Na und? Soll ich Euch verraten, wie vielen Männern ich das Leben gerettet habe, Mr   Slythe? Ich bin ein echter Soldat und keiner dieser zarten Buben, die umherstolzieren und ‹König Charles! König Charles!› rufen. Sakrament! Ich habe Schlachtfelder gesehen, über die das Blut in Strömen floss. Abends klebte meine Faust mit verkrustetem Blut am Schwert fest, und im Schlaf vereisten mir die Haare in Blutpfützen. Ja, ich habe zahllosen Männern das Leben gerettet, aber von keinem verlangt, dass er mir zeit seines Lebens dafür danken muss.» Er setzte wieder die Flasche an, und der Sattel knarrte unter ihm, als er sich zurücklehnte. «Ich behaupte nicht, dass er mich schlecht behandelt hat, Mr   Slythe», fuhr er knurrend fort. «Aber es geht so nicht weiter. Wisst Ihr, wie viel mir der Jude dafür gezahlt hat, dass ich das Mädchen aus dem Tower hole?» Ebenezer schüttelte den Kopf. Devorax lachte. «Fünfzehn Goldstücke. Und die musste ich mit allen teilen, die mir geholfen haben. Habt Ihr eine Vorstellung davon, wie schwierig es ist, jemanden aus dem Tower zu befreien? Weiß Gott, ich habe mehr erwartet und auch mehr verdient.»
    Ebenezer nickte. Vavasour Devorax rührte eine verwandte Saite in ihm an. Vielleicht, so dachte er, war es die schiere Kraft des Soldaten, eine Kraft, die er an sich selbst kannte. Oder vielleicht waren es die Geschichten von der blutverkrusteten Schwerthand und den von Blut getränkten Schlachtfeldern, die einen Widerhall in ihm fanden. «Was also bietet Ihr mir an, Devorax?»
    Devorax grinste. Die kurzen Haare klebten regennass auf seinem Schädel, was ihn noch brutaler, noch bösartiger aussehen ließ. «Ich gebe Euch das Siegel des Apostels Lukas und das Mädchen obendrein. Es wäre Euch doch nicht recht, wenn es fünfundzwanzig Jahre alt würde, oder?» Er nahm wieder einen Schluck Rum aus der Flasche. «Den verfluchten Gatten könnt Ihr auch haben, wenn Ihr wollt.»
    Ebenezer nickte. «Ihr holt das Siegel von Amsterdam?»
    «Nein. Es ist in Oxford.» Devorax lachte. «Sie hat es in Verwahrung, aber nicht verhindern können, dass ich einen Abdruck davon gemacht habe. Nach dem Willen des Juden trägt sie ihn als Erinnerung an ihren Vater um den Hals.» Er lachte über den

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