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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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der Stadt angehalten und von Soldaten durchsucht worden. Mrs   Swan schnaubte. «Nichts als kleine Rotznasen. Kaum haben sie sich die Köpfe rasiert, glauben sie, die Welt beherrschen zu können. Hier lang, meine Kleine.»
    Mrs   Swan führte Campion in eine Gasse, die so eng war, dass die beiden nicht Seite an Seite gehen konnten. Auf sich allein gestellt, wäre Campion im Labyrinth der kleinen Straßen verloren gewesen, doch zu ihrer Erleichterung hielt Mrs   Swan schließlich vor einer blau lackierten Tür an, schloss auf und ließ sie in eine kleine Diele eintreten. Campion war am Ziel. Hier, in dieser großen, verwirrenden Stadt, würde sie das Geheimnis des Siegels lüften. Hier würde es auch zu einem Wiedersehen mit Toby Lazender kommen, der in dieser fremden Welt einen noch größeren Platz in ihren Gedanken einnahm. Sie war in London, endlich frei.
    Mrs   Swan ließ sich auf einen Hocker fallen, lupfte die Röcke und zog ihre Holzschuhe aus. «Oh, meine armen Hühneraugen! Nun, Liebes, wir sind da.»
    Campion lächelte. «Wir sind da.» Da, wo sie Antwort auf ihre Fragen zu finden hoffte.

7
    Campion hatte sich in den Tagen, bevor sie von Werlatton weggelaufen war, so eigenbrötlerisch verhalten, dass ihre Abwesenheit am ersten Morgen bei Goodwife Baggerlie nur ein Kopfschütteln hervorrief. Sie hatte schon immer gewusst, dass diesem Mädchen nicht zu trauen war. Als Campion auch am späten Nachmittag noch nicht aufgetaucht war, schlug Scammell Alarm. Er ließ ein Pferd satteln und ritt die Grenzen des Grundbesitzes ab.
    Selbst als kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, dass Campion verschwunden war, hielt es niemand für möglich, dass sie sich zu einer so dramatischen Abkehr entschlossen hatte, dass sie geflohen war. Am frühen Morgen des zweiten Tages schickte Scammell den Stallknecht Tobias Horsnell auf die Suche in den Dörfern im Norden, während er selbst gemeinsam mit Ebenezer im Süden und Westen nach der Verschwundenen fahndete. Aber es gelang ihnen nicht mehr, ihre Fährte aufzunehmen, und als man am Abend in der großen Halle zusammentraf, regte sich in Samuel Scammell eine unheilvolle Furcht. Das Mädchen, sein Pfand für unermesslichen Reichtum, war ihm entwischt.
    Wie alle Propheten des Untergangs, die sich durch schlechte Nachrichten bestätigt sehen, fand Goodwife Baggerlie offenbar Gefallen an Campions Verschwinden. Sie hatte sich an Matthew Slythes Bestrafungen seiner Tochter stets mit Eifer beteiligt, einem Eifer, der im Neid auf ihr Aussehen und ihren unbeugsamen Geist begründet lag. Jetzt, da Campion geflohen war, zählte die Haushälterin einen schier endlosen Katalog lässlicher Sünden auf, die Campion begangen hatte. «Sie ist vom Teufel besessen, Master, vom Teufel.»
    Treu-bis-in-den-Tod Hervey, der sich an der Suche beteiligt hatte, blickte auf. «Vom Teufel?»
    «Ihr Vater, Gott hab ihn selig, hatte ihn noch beherrschen können», die Haushälterin schniefte geräuschvoll und betupfte ihre geröteten Augen mit der Schürze. «‹Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn, wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn.›»
    «Amen», sagte Scammell.
    «Gelobt sei sein Wort», stimmte Ebenezer ein, der von seinem Vater nie verprügelt worden war, aber häufig dabei zugesehen hatte, wie die Schwester mit dem schweren Gürtel geschlagen wurde.
    Treu-bis-in-den-Tod Hervey legte die Hände vor seinem auf- und abspringenden Adamsapfel zusammen, sodass sie aussahen wie ein Kirchturm. «‹Ein schönes Weib ohne Einsicht ist wie ein Juwel in einer Schweineschnauze.›»
    «Wirklich und wahrhaftig.» Scammell suchte nach geeigneten Worten aus der Heiligen Schrift, um nicht hintanzustehen. Doch ihm fiel nur ein unpassender Vers aus dem Hohelied Salomos ein, den er nicht auszusprechen wagte: «Deine zwei Brüste sind wie zwei junge Rehzwillinge.» Er stöhnte im Stillen und fragte sich, wie wohl die Brüste seiner Verlobten aussehen mochten, Brüste, die er so gern liebkost hätte. Nun war sie verschwunden und mit ihr seine Hoffnung auf Wohlstand. «Wir müssen wachen und beten.»
    «Amen», sagte Ebenezer. «Wachen und beten.»

    Campion hatte richtig vermutet. Grenville Cony war tatsächlich Advokat. Mehr noch, wie Mrs   Swan zu berichten wusste. «Er wurde zum Ritter geschlagen und darf sich Sir Grenville nennen. Er ist so mächtig und sein Stand ist so hoch, dass er unsereins gar nicht bemerkt. Er ist Politiker. Advokat und Politiker.» Ihre Worte ließen keinen Zweifel daran,

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