Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
Vom Netzwerk:
Bush! Wer war der Glückliche?»
    Bush starrte voller Angst auf den kleinen, fettleibigen Mann, der ihm zusetzte. Sir Grenville Cony war siebenundfünfzig Jahre alt und von wunderlicher Erscheinung. Sein Gesicht glich dem eines Frosches und seine weißen Haare waren gelockt wie die eines Cherubs. Er lächelte Bush auf jene Weise an, mit der er die meisten seiner Opfer anlächelte.
    «Es war kein Mann, Sir, sondern ein Mädchen.»
    «Ein Mädchen!» Sir Grenville gab sich überrascht. «Das gefällt Ihm wohl, nicht wahr, Bush? Ein Mädchen, was? Hat Er jemals eins gehabt? Weiß Er, wie ein Mädchen im Arm liegt? Na?» Er hatte Bush in eine Ecke getrieben. «Wer war diese Dirne, die dich in Wallung gebracht hat, Bush?»
    Die anderen Schreiber, vierzehn an der Zahl, grinsten verstohlen. Bush fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, hielt den Zettel vor die Nase und las davon ab. «Eine gewisse Dorcas Slythe, Sir.»
    «Wer?» Conys Stimme klang mit einem Male ganz anders, nicht mehr nonchalant und hochnäsig, sondern hart wie Stahl. Mit einer solchen Stimme ließen sich das Parlament oder der Gerichtssaal augenblicklich zum Schweigen bringen. «Slythe? Was wollte sie?»
    «Mit Euch sprechen. Über einen Bund, Sir. Den Bund des Apostels Matthäus.» Bushs Stimme zitterte.
    Sir Grenville Cony rührte keine Miene und flüsterte: «Was hast du ihr gesagt, Bush?»
    «Dass sie nächsten Mittwoch wieder vorsprechen soll, Sir.» Er schüttelte den Kopf und fügte hinzu: «Gemäß Euren Instruktionen.»
    «Meinen Instruktionen! Nach meinen Instruktionen hat Er sein Gehirn zu gebrauchen. Dummkopf! Grimmett!» Seine Stimme war allmählich lauter geworden und der zuletzt genannte Name ein schriller Schrei.
    «Sir?» Thomas Grimmett, der Anführer von Grenville Conys Leibwache, kam durch die Tür. Er war ein großer Mann mit markigem Gesicht und schien in Gegenwart seines Herrn völlig furchtlos zu sein.
    «Grimmett, dieser Bush ist ein Narr und gehört bestraft.» Cony überhörte das Wimmern des Schreibers. «Danach wird er vor die Tür gesetzt. Verstanden?»
    Grimmett nickte. «Ja, Sir.»
    «Sillers! Mitkommen!» Sir Grenville Cony marschierte zurück in seinen Raum. «Such die Slythe-Papiere zusammen. Wir haben zu arbeiten.»
    «Ihr habt aber doch eine Verabredung mit den schottischen Gesandten, Sir.»
    «Die schottischen Gesandten können mir den Buckel runterrutschen, Sillers. Wir haben zu arbeiten.»
    Bushs Bestrafung wurde vor Conys Augen vorgenommen, während dieser zu Mittag aß. Eine bessere Beilage zu Lamm, Kapaun, Garnelen und Rind als Bushs Schmerzensschreie hätte auch seine Küche nicht aufbieten können. Danach fühlte er sich besser, sehr viel besser, und so brauchte er auch nicht zu bedauern, dass er vergessen hatte, Dr.   Chandler rufen zu lassen. Als Bush nach dem Mittagessen außer Haus geschafft worden war, ließ Sir Grenville die schottischen Gesandten zu sich bitten. Sie waren, wie er wusste, allesamt fromme Presbyterianer, und so betete er mit ihnen um ein presbyterianisches England, bevor sie miteinander in Verhandlung traten.
    Wo war das Mädchen wohl in London untergekommen? Ob sie das Siegel bei sich hatte? Würde sie es ihm aushändigen? Heiliger Matthäus! Sollte der vor langer Zeit geschmiedete Plan tatsächlich aufgehen? Cony rieb sich im Stillen die Hände. Er blieb in dieser Nacht noch lange wach, schenkte sich ein Glas Claret ein und hob es vor das bleiverglaste Fenster, um seinem vielfach gebrochenen Spiegelbild zuzuprosten. «Auf den Bund», sagte er. «Auf den Bund.»

    Campion blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Mrs   Swan hatte allem Anschein nach Freude an ihrer Gesellschaft, nicht zuletzt deshalb, weil Campion ihr aus den Nachrichtenblättern vorlesen konnte. Mrs   Swan war selbst nicht imstande zu lesen, aber begierig darauf, das Neuste zu erfahren. Der Krieg hatte die Nachrichtenblätter beim Volk sehr beliebt gemacht, allerdings fand Mrs   Swan an den Londoner Blättern, die aus naheliegenden Gründen das Parlament unterstützten, einiges zu kritisieren. Sie war aus tiefstem Herzen eine Anhängerin des Königs, und was sie im Herzen spürte, ging ihr auch unverfälscht über die Lippen. Sie hörte Campion zu, die von Siegen der Parlamentarier berichtete, quittierte jede Erfolgsmeldung mit verächtlichem Schnauben und bestritt deren Wahrheitsgehalt.
    Tatsächlich hatte das Parlament in diesem Sommer nur wenig Anlass zur Freude. Bristol war gefallen, und ein größerer Sieg an

Weitere Kostenlose Bücher