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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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da!»
    «Sir?»
    «Ihr seid es doch, oder?», knurrte der Mann mit hasserfüllter Miene. «Dieser Lazender!» Er trat einen Schritt zurück und rief: «Ein Verräter! Ein Verräter!»
    «Sir!», erwiderte Toby mit ebenso lauter Stimme. Passanten waren stehen geblieben und hielten sich bereit, dem stämmigen Kerl zur Hilfe zu eilen, doch Toby ließ sich von ihnen nicht einschüchtern. Er entblößte seinen linken Arm und deutete auf eine lange Narbe, die vom Handgelenk bis zum Ellbogen reichte. «Diese Wunde, Sir, wurde mir im vergangenen Jahr auf dem Feld bei Edgehill geschlagen. Wo wart Ihr, Sir?» Toby trat einen Schritt vor und langte mit der rechten Hand nach dem Schwert. «Ich führte diese Waffe für unseren Herrn und Heiland, Sir, doch Ihr wart nicht zugegen, als mich die Mächte des Bösen umzingelten.» Toby schüttelte den Kopf. «Gelobt sei der Herr, Brüder und Schwestern, denn er hat mich, Captain Scammell, von Charles’ papistischen Horden errettet. Ein Verräter, ich? Dann bin ich stolz darauf, für meinen Herrn und Heiland ein Verräter zu sein. Ich habe mich für ihn geschlagen, Brüder. Aber war etwa dieser da an meiner Seite?»
    Tobys Nachahmung eines puritanischen Aufwieglers war so überzeugend, dass die zusammengelaufene Menge ausnahmslos für ihn Partei ergriff. Sein Widersacher entschuldigte sich beflissen und ersuchte Bruder Scammell, gemeinsam mit ihm auf die Knie zu sinken und zu beten. Zu Campions großer Erleichterung zeigte sich Toby hochherzig in seinem Sieg, schlug jedoch die Bitte um ein gemeinsames Gebet aus. Stattdessen gab er ein paar fromme Floskeln zum Besten und schritt durch die Menge, die sich rasch auflöste. Als die beiden wieder allein waren, grinste er ihr zu und sagte: «Die Wunde am Arm habe ich mir vor zwei Jahren bei einem Sturz vom Pferd zugezogen. Hätte nicht gedacht, dass sie mir nochmal nützlich sein würde.»
    Campion lachte, obwohl sie sich verzweifelte Sorgen machte. «Und wenn sie dich finden, Toby?»
    «Ich werde mich verkleiden, wie ein Schauspieler.»
    «Sei vorsichtig.»
    Toby hatte bereits Vorkehrungen getroffen. Er mied das Haus seines Vaters und übernachtete stattdessen bei einem Freund. «Wir müssen nur noch bis morgen durchhalten», sagte er, konnte aber nicht verhehlen, dass auch ihn der Vorfall vor St. Giles beunruhigt hatte.
    «Und dann?»
    Sie waren vor dem Haus von Mrs   Swan angekommen. Er zeigte sein sanftes, amüsiertes Lächeln, das sie so sehr an ihm mochte. «Dann heiraten wir.»
    «Unmöglich.»
    «Wieso?»
    «Dein Vater …»
    «Mein Vater wird sich hoffnungslos in dich verlieben.»
    «Toby! Du hast doch gesagt, er weigert sich, mich zu sehen.»
    Toby lächelte wieder und legte einen Finger an ihre Wange. «Er wird nicht umhin können, mit seiner Schwiegertochter zusammenzutreffen.»
    Campion krauste die Stirn. «Sind wir verrückt, Toby?»
    «Wahrscheinlich.» Er lächelte. «Trotzdem, es wird alles gut werden. Das verspreche ich dir.»
    Sie glaubte ihm. Aber sie war verliebt, und Verliebte glauben immer, das Schicksal sei auf ihrer Seite.

    Allein im Salon seines Hauses, das er in zwei Wochen verlassen würde, stopfte Sir George Lazender eine Pfeife mit seinem Lieblingstabak und wünschte sich, dass die verbreitete Annahme, derzufolge Tabak eine gefährliche Substanz sei, die Leidenschaft und seltsame Gelüste entfache, der Wahrheit entsprach. Mit echten, realen Problemen hatte er genug zu schaffen.
    Seine älteste Tochter und ihr Mann waren ihm fremd geworden, und es stand zu befürchten, dass es zum Bruch mit ihnen käme.
    Jetzt lief ihm auch noch Toby aus dem Ruder.
    Zweimal war sein Haus nach ihm durchsucht worden, und beide Male hatte er den Soldaten wahrheitsgemäß versichert, dass er nicht wisse, wo sein Sohn sich aufhalte. Er wähnte ihn noch in der Stadt und fürchtete tagaus, tagein, die Nachricht seiner Gefangennahme und Inhaftierung zu erhalten.
    An diesem Dilemma war nur das Mädchen schuld. Sir George war wütend. Sie musste ein listiges Mädchen sein, wenn die seinen Sohn so in Bann schlagen konnte.
    Er trat vor das Ostfenster und starrte hinunter auf die Straße. Es war dunkel, nur wenige Fackeln brannten. Zwei Soldaten, auf deren Helmen rötlicher Flammenschein flackerte, marschierten auf die Royal Mews zu. Ein leeres Fuhrwerk rollte in die entgegengesetzte Richtung.
    Und was das für eine Geschichte war, mit der sie Toby um den Finger gewickelt hatte! Hirngespinste von einem Bund, einem Siegel und einem so

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