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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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dass sie sein Bild vergessen hatte, die heitere Miene und die langen, roten Locken, die seine markanten Wangen- und Kieferknochen umrahmten. Er schaute sie an. «Mein kleiner, gefiederter Engel.»
    Fast hätte sie ihn mit dem Huhn beworfen. Sie war verliebt.

8
    Zwei Tage lang, so schien es, hatten die beiden nichts anderes im Sinn, als miteinander zu reden. Mrs   Swan erwies sich als entgegenkommende Anstandsdame. Sie war jederzeit bereit, die Füße hochzulegen und die beiden allein losziehen zu lassen. Wenn sich aber eine für sie interessante Möglichkeit abzeichnete, wich sie nicht von ihrer Seite. Am zweiten Abend besuchten sie eine Schauspielveranstaltung. Die Puritaner hatten zwar sämtliche Theater geschlossen, doch gab es in manchen großen Häusern private Bühnen, auf denen heimlich dramatische Stücke inszeniert wurden. Das Spiel, das an diesem Abend gegeben wurde, trug den Titel Bartholomew Fayre , und ihm beizuwohnen war umso spannender, als sämtliche Zuschauer und Darsteller Gefahr liefen, noch während der Aufführung verhaftet zu werden.
    Campion hatte noch nie ein Schauspiel gesehen und wusste nicht, was sie erwartete. Gleichwohl drückte sie ein schlechtes Gewissen in Erinnerung an ihren Vater, der immer wieder gepredigt hatte, dass solche Dinge des Teufels seien. Sie amüsierte sich trotzdem. Das Publikum, dem die neuen Herren Londons zuwider waren, hatte großes Vergnügen an Ben Jonsons Farce, die die Puritaner zum Gespött machte. Auch das war für Campion eine neue Erfahrung: dass Menschen wie ihr Vater so verspottet wurden. Doch auch sie konnte nicht umhin, in «Zeal-of-the-land Busy» eine ebenso wahre wie lächerliche Figur zu sehen. Das Publikum klatschte begeistert Beifall, als Busy schließlich an den Pranger gestellt wurde. Campion war im ersten Moment entsetzt über den Hass, der sich ringsum bemerkbar machte. Dann aber schnitt der Darsteller von Busy eine so komische Grimasse, dass sie lachen musste, zumal die grimmige Miene der ihres Vaters genau glich. Toby, der immer spürte, wie es ihr erging, entspannte sich neben ihr.
    Campion hatte mehr Glück, als sie ahnen konnte. Toby Lazender war, was seinen Unabhängigkeitsdrang und sein Temperament anging, nach der Mutter geraten und hatte von seinem Vater Intelligenz und Einfühlungsvermögen geerbt. Sir George war stolz auf ihn und dankte Gott, mit einem solchen Sohn beschenkt worden zu sein. Toby wusste allerdings, dass seine Eltern mit Campion nicht einverstanden sein würden. Sein Vater würde darauf dringen, dass Toby eine reiche Frau heiratete, um den Besitz von Lazen zu sichern. Was Lady Margaret sagen würde, konnte Toby nicht vorhersehen, seine Mutter war eine heikle und unberechenbare Person. Campions Herkunft und Stand sprachen gegen eine Verbindung mit ihr, doch Toby wollte an ihr festhalten. Für ihn war ihre erste zufällige Begegnung ebenso wundersam gewesen wie für sie, und nun, da sie sich wieder gefunden hatten, schien es beiden, als wären sie schon immer ein Paar gewesen. Die beiden hatten sich so viel zu sagen, dass sogar Mrs   Swan, die selbst nicht auf den Mund gefallen war, über ihre Redseligkeit staunte.
    Toby war der alleinige Erbe von Lazen Castle mit den dazugehörigen Ländereien und den Viehherden auf dem Hügelland im Norden. Mit seinen vierundzwanzig Jahren war es für ihn an der Zeit zu heiraten, und er wusste, dass seine Mutter eine Liste junger Frauen führte, die sie als angemessen empfand. Doch von denen wollte Toby nichts mehr wissen. Er war, wie er selbst wusste, leichtsinnig und schwärmerisch, doch nichts konnte ihn abbringen von dem puritanischen Mädchen, dem er im Sommer des vergangenen Jahres am Ufer des Baches begegnet war. Er hatte sich verliebt, so unerwartet, jählings und toll, wie man sich nur verlieben konnte. Mrs   Swan schien Gefallen daran zu haben. «Ihr seid wie Eloise und Abelard, wie Romeo und Julia, wie Will und Beth Cockell.»
    «Wer?», fragte Campion, als sie spätabends mit ihrer Gastgeberin allein war.
    «Die Cockells wirst du nicht kennen, Liebes. Will war Bäcker in St. Sepulchre’s. Als er Beth zu Gesicht bekam, war ihm auf den ersten Blick klar, dass er mit ihr sein Leben verbringen wollte.» Mrs   Swan seufzte. «Und sie waren sehr glücklich miteinander, bis er an einem Gallenstein verstarb und sie mit gebrochenem Herzen zurückließ. Sie folgte ihm eine Woche später, sagte, dass sie ohne ihn nicht leben könne, legte sich ins Bett und verschied. Jetzt

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