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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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weigern können, Dorcas. Ich bin Anwalt, vergesst das nicht. Ich kann sehr viel in Bewegung setzen, sogar das Kanzleigericht. Es wird ungewöhnlich zügig arbeiten, wenn Sir Grenville Cony darauf besteht.» Er schmunzelte und schickte seine linke Hand auf den Weg, diesmal jedoch nicht zum Kuchen, sondern zu einem Blatt Papier, das er nun in die Höhe hielt. Es war, wie sie sah, mit schwarzer Tinte beschrieben und am unteren Rand mit rotem Siegellack markiert.
    «Soll ich Euch verraten, was das ist? Ein Dokument, eine Rechtsurkunde. Sie ist mir heute Morgen vom Gericht zugeschickt worden, das ich über Eure Zwangslage bereits in Kenntnis gesetzt hatte, denn ich wusste ja, dass Ihr mich besuchen würdet. Ah! Welch ein Trauerstück! Eine Waise, keine einundzwanzig Jahre alt, ganz allein und fern von ihrem Zuhause. Der Richter war tief bewegt. Ich sagte ihm, sie brauche Schutz, so auch ihr Bruder. Und wisst Ihr, Dorcas, wie entschieden wurde? Ihr seid nun beide Schutzbefohlene des Gerichts.» Er lachte. «Euer Bruder ist glücklich darüber, und das werdet auch Ihr sein. Ihr seid Mündel des Gerichts, und ich, Grenville Cony, bin Euer Vormund. Eure Zukunft liegt in meinen tüchtigen Händen.» Er legte das Dokument auf den Tisch, lehnte sich zurück und lachte triumphierend.
    Campion war fassungslos. All ihre Träume schienen wie Seifenblasen zerplatzt zu sein. Sie sah das aufgedunsene, lachende Gesicht vor sich. Tränen verschleierten ihren Blick. Sie hörte Cony nach seinem Sekretär rufen.
    «John! Schließ die Tür auf, John!» Seine Stimme klang vergnügt. «Und nun kommt herein, alle, die ihr da seid!»
    Plötzlich füllte sich der Raum. Gesichter starrten ihr entgegen, neugierig und voller Ablehnung. Sie schüttelte den Kopf, wie um sich von einem Albtraum zu befreien. «Nein!»
    «Aber ja!» Cony hatte sich erhoben. «Diesem Gentleman seid Ihr, so glaube ich, ja bereits begegnet. Thomas Grimmett. Er ist mein erster Leibwächter und ein treuer Diener.» Der Mann, der Campion vor dem Stall von Werlatton gestellt und ihr sein Knie zwischen die Beine gestoßen hatte, grinste hämisch auf sie herab. Auf seiner breiten, gebrochenen Nase hatte sich ein eitriger Furunkel gebildet.
    «Und hier, Euer lieber Bruder, Ebenezer», krächzte Cony. «Was für ein feiner junger Mann! Ich habe ihm angeboten, in meine Dienste zu treten. Und wen haben wir da? Die treue Haushälterin, Goodwife Baggerlie. Sie ist überglücklich, dass ihr entlaufenes Küken in Sicherheit ist.»
    Es schien, als wollte die Haushälterin vor Campion ausspucken. Ebenezer betrachtete seine Schwester mit hasserfüllter Miene.
    Cony lachte. «Und Bruder Scammell! Seht, da ist Eure Braut! So erfüllt uns angewandtes Recht mit Freude.» Samuel Scammell schaute Campion lächelnd an und schüttelte seinen geschorenen Kopf. Sie fühlte, wie sich die großen Klauen von Gesetz und Pflicht, von Religion und Sühne um ihre Seele klammerten. Hoffnung, Liebesglück und Freiheit schwanden dahin wie das Sonnenlicht auf dem Fluss. Sie senkte den Kopf und weinte. Tränen tropften auf das feine, silbrige Gewebe ihres Umhangs.
    Sir Grenville mimte Mitgefühl. «Ah, wie bewegt sie ist! Sie weint. Der Himmel frohlockt, wenn ein Sünder bereut.»
    «Amen», sagte Scammell.
    «Amen», bekräftigte Sir Grenville. «Ebenezer! Goodwife! Bruder Scammell! Führt jetzt Dorcas nach nebenan. Thomas wird gleich folgen. Geht! Adieu, meine liebe Dorcas. Euer Besuch hat mich hoch erfreut, ja, hoch erfreut.»
    Goodwife Baggerlie schob Campion mit beiden Händen zur Tür hinaus, die Cony hinter ihnen zuschlug, um mit seinem Handlanger Thomas Grimmett allein zu sein. Cony rieb sich die Augen. «Das Mädchen hat Temperament.»
    «Hat sie das Siegel, Sir?»
    Cony zwängte sich hinter seinen Schreibtisch und nahm auf dem Sessel Platz. «Nein, ich glaube nicht.» Er lachte. «Ich habe ihr einen Preis genannt, den sie gewiss nicht ausgeschlagen hätte. Nein. Sie hat es nicht.» Er blickte zu Grimmett auf. «Das Schmuckstück ist immer noch in diesem verfluchten Haus, Thomas. Durchsuch es noch einmal. Lass keinen Stein auf dem anderen und grab den Garten um, wenn’s sein muss. Du musst es finden.»
    «Ja, Sir.»
    «Aber zuerst …» Cony kramte in seinen Unterlagen und fischte ein Blatt Papier daraus hervor. «Scammells Heiratsurkunde, auf den heutigen Tag datiert. Es fehlt nur noch ihre Unterschrift.» Sir Grenville klang müde. «Sie muss einwilligen, Thomas, sie muss. Verstanden?»
    «Wenn Ihr

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