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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Mann, der seine Gemeinde von der ersten bis zur letzten Kirchenbank in heiligen Aufruhr versetzen konnte. Er war auf Predigten spezialisiert gewesen, die das Höllenfeuer beschworen und selbst hartnäckigste Sünder in reuige Büßer verwandelten. Er hatte mit zürnenden Worten die Trunksucht gegeißelt, war aber schließlich selbst dem Erzfeind, der die Zitadelle seiner Seele belagerte, erlegen gewesen. Seine Sobrietät Bollsbie predigte nicht mehr.
    Doch selbst als gebrochener Mann und notorischer Säufer hatte Bollsbie seinen Platz in der Gesellschaft. Er war immer schon sehr anpassungsfähig gewesen und jederzeit bereit, die Fahne seiner Überzeugungen an den vorherrschenden Winden auszurichten. Als Erzbischof Laud, noch unangefochten in seiner Vorrangstellung, verfügt hatte, die Gottesdienste im Land nach dem Vorbild der römisch-katholischen Kirche zu gestalten, war Seine Sobrietät der Erste gewesen, seinen Altar zu decken und den Chor mit Kerzen zu beleuchten. Als er dann sah, dass er sich verrechnet hatte und der Heilsweg einer schlichteren, nämlich der puritanischen Vorstellung folgte, scheute er nicht davor zurück, von jetzt auf gleich zu konvertieren. Diskreter Wandel war seine Sache nicht. Er lud die Puritaner ein, dem Abbau seines prunkhaften Altars, der Verbrennung der Kommunionsbänke und dem Zerreißen seiner bestickten Ornate als Zeugen beizuwohnen, und machte seinen Gesinnungswandel öffentlich bekannt. Er hielt eine Predigt, in der er seine Erweckung mit der Wandlung des Saulus zum Paulus verglich, und wurde dank dieser einen Rede zum Liebling der Puritaner.
    Diese Anpassungsfähigkeit war ihm aber letztlich zum Verhängnis geworden. Die engen Beziehungen von Kirche und Staat brachten es mit sich, dass Advokaten wie Sir Grenville häufig auf willfährige Geistliche zurückgriffen, um ihren Zwecken den Segen Gottes angedeihen zu lassen. Genau so ein Geistlicher war Bollsbie.
    Er lebte inzwischen in Spitalsfield, in einer ärmlichen Kammer, wo er von Thomas Grimmett, nachdem dieser Campion ins Haus von Scammell gebracht hatte, in volltrunkenem Zustand vorgefunden wurde. Grimmett hievte ihn aus dem Bett.
    «Lasst mich, guter Mann! Ich bin Priester!»
    «Ich weiß, was du bist.» Grimmett schnappte sich einen Zuber voll schmutzigen Wassers und schüttete ihn über Bollsbie aus. «Wach auf, du Miststück!»
    Bollsbie, durchnässt und elend, krümmte sich am Boden und jammerte: «Oh, mein Gott!»
    Grimmett ging neben ihm in die Hocke. «Wann hat Er das letzte Mal gegessen?»
    «Oh, mein Gott!»
    «Du hast eine Trauung vorzunehmen, Hochwürden. Verstanden? Eine Trauung.»
    «Ich habe Hunger.»
    «Du wirst zu essen bekommen. Komm jetzt und nimm dein Buch mit.»
    Grimmett half bei der Suche nach Bollsbies alter Soutane, seinem Skapulier und dem Gebetbuch und trug ihn dann auf die Straße hinaus, die zum Bishopsgate führte. Vor der erstbesten Garküche hielt er an, stopfte Seiner Sobrietät zwei Fleischpasteten in den Schlund und verabreichte ihm einen guten Schluck Rum. «Erkennst du mich jetzt?»
    Bollsbie lächelte. «Thomas, nicht wahr?»
    «Richtig. Sir Grenvilles rechte Hand.»
    «Ah! Sir Grenville. Wie ist sein wertes Befinden?»
    «Es geht ihm nicht schlecht. Kommt jetzt, es gibt zu tun.»
    Bollsbie schielte hoffnungsvoll auf den mit Flaschen gefüllten Sack, den Grimmett bei sich trug. «Werde ich als Zeuge gebraucht?»
    «Wie schon gesagt, es geht um eine Trauung. Los, Beeilung.»
    «Eine Trauung. Wie schön. Ganz nach meinem Geschmack. Zeig mir den Weg, Thomas, ich folge.»

    Toby Lazender wurde ungeduldig. Das lange Warten in der engen, tristen Gasse schlug ihm aufs Gemüt. Nach einer Stunde ging er zum Strand in der Annahme, dass Campion Conys Haus womöglich durch den Haupteingang verlassen hatte. Doch da traf er nur den Wachposten an, der an dem gemauerten Torbogen lehnte. Toby kehrte in die Gasse zurück und schlenderte bis ans andere Ende hinunter, wo stinkendes Flusswasser und Unrat über das Pflaster schwemmten. Die Mauer von Conys Garten reichte tief in den Fluss hinein, und es gab keine Möglichkeit, einen Blick dahinter zu werfen. Er ging zurück ans Tor, lehnte sich an die gegenüberliegende Wand und starrte auf die schmucklose Fassade. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Bald, so tröstete er sich, sehr bald würde Campion durch diese Tür treten und wieder bei ihm sein.
    Er war verliebt und sah die Welt im Vexierspiegel seiner Gefühle. Ihm war alles einerlei,

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