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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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hat seinen Londoner Wohnsitz aufgegeben, lässt sein hiesiges Geschäft von einem angeheuerten Stellvertreter führen und ist nach Werlatton gezogen, um Euch ein guter Mann zu sein. Soll er jetzt leer ausgehen, weil Ihr die Sterne vom Himmel holen wollt? Er hat viel Geld in diese Ehe investiert, Dorcas, er hat Opfer gebracht, weil ihm dafür viel versprochen wurde. Darf einem Mann, der für Ware bezahlt hat, deren Auslieferung verweigert werden? Findet Ihr nicht auch, mein liebes Kind, dass Mr   Scammell das Recht auf seiner Seite hat; sicher wird er dieses Recht einklagen.»
    Campion fühlte sich von ihm verspottet, konnte ihren Blick aber nicht von dem grotesken Gesicht wenden, das ihr höhnisch zugrinste.
    «Angenommen, mein liebes Kind, Mr   Scammell wendet sich mit seinem Ehevertrag an das Kanzleigericht, vor dem er Klage darüber erhebt, dass Miss Dorcas Slythe wankelmütig ist und sich statt seiner Tugenden Sonne, Mond und Sterne wünscht. Wollt Ihr wissen, was in diesem Fall geschieht? Ich will’s Euch verraten. Nichts!» Er lachte. «Nach meiner Kenntnis liegen dem Kanzleigericht derzeit nicht weniger als dreiundzwanzigtausend Fälle zur Bearbeitung vor. Dreiundzwanzigtausend. Und es werden täglich mehr! So viel Tinte gibt’s im ganzen Land nicht, geschweige denn anwaltlichen Atem, um all diese Klagen zügig zu verhandeln. Euer Fall wird gehört, Dorcas, er wird gehört, wohl aber erst, wenn Ihr alt und faltig und von schlauen Advokaten ausgeplündert worden seid. Und wer, mein Kind, wollte eine welke Blume heiraten, deren Zukunft an die Gerichtsbarkeit gebunden ist?»
    Campion schwieg. Sie erinnerte sich an Mildred Swans Warnung vor «blutsaugenden Winkeladvokaten» und wusste jetzt, was sie damit gemeint hatte. Ihre Zukunft mit Toby, dieser endlose Sommer unter wolkenlosem Himmel, wurde von diesem feixenden Froschmaul in den Schmutz gezogen.
    Er beugte sich vor und sprach, flüsternd wie ein Verschwörer: «Wollt Ihr Mr   Scammell los sein?»
    Sie sagte nichts. Er schaute sich argwöhnisch um, als wäre zu befürchten, dass jemand lauschte. «Wollt Ihr von Mr   Scammell befreit werden, Dorcas, ohne die Fährnisse des Kanzleigerichts riskieren zu müssen? Wollt Ihr das?»
    Sie nickte. «Ja, Sir.»
    «Dann gebt mir das Siegel, Dorcas. Gebt es mir.»
    «Ich habe es nicht, Sir.»
    «In dem Fall werdet Ihr Mr   Scammell heiraten müssen.» Er sprach wie zu einem kleinen Kind. «Ihr werdet Bruder Scammell heiraten müssen!»
    «Nein!»
    Er lehnte sich lächelnd zurück und schlug einen freundlicheren Tonfall an. «Meine liebe, liebe Dorcas. Was ist mit Euch? Schreckt Ihr so sehr davor zurück, mit Bruder Scammell ins Bett zu gehen und das Tier mit den zwei Rücken zu machen?» Er lachte. «Ich kann Euch schon vor mir sehen, glücklich vereint im Schlafgemach.» Seine Stimme schwoll an, wurde härter. Er quälte sie mit drastisch ausgeschmückten Vorstellungen einer Hochzeitsnacht mit Scammell. Sie versuchte, nicht hinzuhören, schüttelte den Kopf und stöhnte, doch er war unerbittlich in seinen obszönen Entwürfen ihrer Zukunft. Voller Spott sprach er von «Liebe», und seine Worte malten ein Bild aus, das noch viel entsetzlicher war als ihre eigenen Schreckensbilder. Sie war in Tränen aufgelöst, als Cony endlich aufhörte. Er sah sie an und wartete, bis sie weniger heftig schluchzte.
    «Wollt Ihr das verhindern, Dorcas?»
    «Ja.»
    «Dann gebt mir das Siegel.»
    «Ich habe es nicht.»
    «Also werdet Ihr Mr   Scammell heiraten müssen.»
    «Nein!», antwortete sie, halb schluchzend, halb schreiend.
    Sir Grenville Cony musterte sie mit scharfem Blick. «Ein letztes Mal, Dorcas. Ihr habt nur noch diese eine Chance. Gebt mir das Matthäussiegel. Ich will Euch hundert Pfund dafür zahlen, ja, einhundert Pfund. Das wird Euch zum Leben reichen, jedenfalls so lange, bis Ihr jemanden findet, der liebenswerter ist als Bruder Scammell.»
    «Nein!» Sie hatte kaum zugehört, so verstört war sie von den Vorstellungen, die er ihr in den Kopf gesetzt hatte. Doch wagte sie es nicht, ihre Lüge einzugestehen. Sie würde weiter verhört, vielleicht sogar bestraft werden, so sehr, wie sie von ihrem Vater bestraft worden war. Darum hielt sie an ihrer Geschichte fest. «Ich habe das Siegel nicht.»
    «Dann müsst ihr Samuel Scammell heiraten.»
    «Ausgeschlossen.»
    Sie hatte sich ein wenig erholt und nahm den Kampf auf, wenn auch nur mit Worten.
    Er lachte und entblößte gelbliche Zähne. «Ihr werdet Euch nicht

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