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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Stolz seiner Mutter. Als sie sich langsam auf den Besitz zubewegten, deutete Toby auf die Wirtschaftsgebäude, die recht weit entfernt vom Haupthaus lagen, was sich als unpraktisch erwies, sooft Lady Margaret zu einem größeren Fest einlud. Er sprach mit Stolz von den neuen Schlafzimmern, die nun alle einen separaten Zugang hatten, während die alten aneinandergereiht gewesen waren. Man habe, sagte er, nur durch das eine in das andere gelangen können, weshalb die Betten aus Gründen der Sittsamkeit mit Tüchern verhängt worden seien. Außer den Schlafzimmern gebe es im Obergeschoss des Neuen Hauses eine lange Galerie, sie sei das Thronzimmer von Lady Margaret, und dahin wolle er die beiden nun führen.
    Vor dem Torhaus sprang ihnen ein Kind entgegen. Es grüßte Toby überschwänglich und erbot sich, ihm sein Pferd abzunehmen. Seine Rufe lockten etliche Knechte und Mägde ins Freie. Campion und Mrs   Swan hielten ein paar Schritte Abstand, als immer mehr Dienstboten herbeieilten, um Toby zu begrüßen. Sie lüfteten ihre Kappen, verbeugten sich höflich und streckten ihm die Hände entgegen. Mrs   Swan schüttelte den Kopf. «Wie sollen die nur alle über die Runden gebracht werden?»
    Je näher die Begegnung mit Lady Margaret rückte, desto ängstlicher wurde Campion. Toby hatte viel von seiner Mutter erzählt, aber obwohl er voll Liebe und Bewunderung von ihr sprach, war aus seinen Worten deutlich herauszuhören, dass sie sich auf eine herrische Frau gefasst machen musste. Sie führte das Regiment über Lazen: über das Anwesen, die Ländereien, das Dorf und die Kirche, über die Pächter, die Dienerschaft und den Priester, über die ganze Familie und jeden, der in ihre Nähe kam. Sie war eine Respektsperson, eine große Lady, und Lazen Castle war ihre Wirkungsstätte. Toby sagte, sie leite die Geschäfte sehr viel besser als Sir George, was dieser selbst anerkenne, und deshalb habe ihr Wort hier die Wirkung eines Gesetzes.
    Kein despotisches Gesetz, hatte Toby eilig hinzugefügt, um Campion zu beruhigen. Es sei großzügig, voller Wohlwollen und nirgends festgeschrieben. Lady Margarets Wünsche und Forderungen mochten zwar manchmal launisch sein, doch ihr sehnlichster Wunsch bestand darin, ein glückliches Anwesen zu führen, denn nur ein solches sei auch erfolgreich.
    Vor dem Eingang des Hauptgebäudes ließen sie die Dienerschaft zurück und stiegen eine breite Treppe von der Empfangshalle hinauf ins Obergeschoss. Dort führte sie Toby durch ein dunkles Labyrinth von Korridoren, Verbindungsräumen und kurzen Stiegen. Ins Neue Haus gelangten sie durch einen niedrigen, gemauerten Torbogen, der zu einem hohen, lichtdurchfluteten und prächtig geschmückten Treppenabsatz führte. Vor einer Wand hing ein riesiger Gobelin, auf dem ein gefesseltes und gekröntes Einhorn dargestellt war, dessen Kopf auf dem Schoß einer jungen Frau ruhte. Überaus kunstvolles Stuckwerk zierte die Decke mit Blumen und Früchten, die nach allen Seiten hin üppig wucherten und nur in der Mitte ein großes, blankes Oval freiließen, für dessen Gestaltung, wie Toby sagte, noch ein geeigneter Maler gesucht werde. Er grinste Campion und Mrs   Swan an. «Wartet hier.»
    Lazen Castle lag zwar weniger als einen halben Tagesritt von Werlatton entfernt, aber Campion schien es, als gehörte es einer gänzlich anderen Welt an. Überwältigt von den Dimensionen und der Eleganz dieses Ortes, fühlte sie sich klein, linkisch und fehl am Platz. Was sollte Lady Margaret nur von ihr denken? Sie war schmutzig von der Reise und unfrisiert, und obwohl Mrs   Swan ihr die Kleider ausgebürstet und zurechtgezupft hatte, kam sich Campion geradezu liederlich vor. Lachende Stimmen hallten durch das marmorne Treppenhaus. Was konnte sie, Campion, den Herrschaften dieses Hauses bedeuten? Warum sollten sie sich überhaupt um sie kümmern?
    Sie fürchtete Lady Margaret. Aus dem Saal, in dem Toby verschwunden war, drangen unverständliche Wortfetzen nach draußen, und Campion ahnte, dass in diesem Moment über ihr Schicksal entschieden wurde. Von Sir Georges Brief, den der Earl of Fleet hier vor zwei Tagen abgegeben hatte, wusste sie nichts. Hätte sie davon gewusst, wäre ihr noch schwerer ums Herz gewesen.
    «Nur keine Bange, meine Liebe.» Mrs   Swan richtete ihr den Kragen. «Sie wird dich mögen. Wie könnte man dich auch nicht mögen?»
    Toby hatte gesagt, Campion habe gute Chancen, von Lady Margaret akzeptiert zu werden, weil sie allem Neuen gegenüber

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