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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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sonderbaren Hochgefühl.
    Scammell sah Campion in den Hof treten. Er ergriff den Hauptmann der Wache beim Arm und rief: «Haltet sie auf!»
    «Hier lang!» Toby wirbelte Campion, die er am Handgelenk gefasst hielt, herum. Der blaue Umhang flog auf. «Komm!» Hand in Hand rannten sie über die Werft auf das kleine Boot zu, das, wie sich Toby erinnerte, neben der Anlegestelle im Schlick lag.
    «Haltet sie!», brüllte Scammell angesichts seiner Braut, die mit einem fremden Mann davoneilte. Die Wachmänner stimmten ein. Die Werft war nicht mehr zu retten, und auch die benachbarten Häuser drohten niederzubrennen. Doch immerhin schienen die Schuldigen ausgemacht zu sein. Auf Rache sinnend, nahmen die Männer unter lautem Gebrüll die Verfolgung auf.
    Die beiden Flüchtigen sprangen vom Steg. Campion stürzte der Länge nach in den Morast. Toby durchschnitt mit blutiger Klinge die Leine, mit der das kleine Boot festgemacht war. «Hilf mir!»
    Toby warf das Schwert auf die Ruderbank und machte sich daran, den Kahn ins Wasser zu schieben. Campion half nach Kräften. Sie versanken bis zu den Knien im Schlick und drohten zu scheitern, denn das Boot schien fest im Schlamm verankert zu sein. Endlich aber löste es sich und rutschte auf die Uferwellen zu.
    «Feste!»
    «Ich geb mein Bestes!» Campion lachte, erleichtert und erregt zugleich. Die hohen Flammen warfen flackerndes Licht auf den Fluss. Im Hintergrund stürzte brennendes Gebälk in sich zusammen, Funkenkaskaden sprühten durch die Luft. Campion, schwarz von Schlamm, brach in wildes Gelächter aus.
    «Stehenbleiben!» Der Hauptmann der Wache hatte den Pier erreicht. Das Boot aber lag mit seinem Bug schon im Wasser. Toby stemmte sich mit aller Kraft gegen das Heck. Als der Kahn auf den Wellen schaukelte, drehte er sich um, hievte Campion aus dem Schlick und warf sie über den Dollbord. «Setz dich auf die Rückbank.» Das Boot vor sich her schiebend, watete er tief ins Wasser.
    «Stehenbleiben! Im Namen des Königs!» Der Hauptmann der Wache hatte in seiner Aufregung vergessen, dass der Name des Königs nichts mehr galt. Er zog eine Pistole mit langem Lauf aus dem Gürtel und rief erneut: «Stehenbleiben!»
    Toby war schon mit einem Bein im Boot und stieß sich mit dem anderen kräftig ab. Von der Strömung erfasst, trieb der Kahn davon.
    Der Hauptmann wusste um die Reichweite seiner Waffe und richtete, ohne sich von Scammells wilden Rufen irritieren zu lassen, den Lauf auf die Flüchtigen. Dank der hellen Flammen war die Sicht gut. Er zielte auf Tobys Rücken und drückte ab.
    Den Blick über die Schulter zurückgeworfen, sah Toby das Steinschloss zünden und eine hellrote Flamme aus der Mündung zucken. Dann schlug das Geschoss ein und riss einen großen Splitter aus der Ruderbank. Der Knall hallte von der Brücke wider.
    «Toby!»
    «Es ist nichts passiert. Bleib ruhig sitzen.»
    Sie nahmen Fahrt auf und schlingerten auf die gefährlichen Stromschnellen vor der Brücke zu. Wenn das Boot an einen der Pfeiler prallen würde, drohten sie in der wirbelnden Gischt zu kentern. Toby musste sich zur Ruhe zwingen und wuchtete die schweren Ruder in die Dollen. Pistolenschüsse krachten, doch das kleine Boot war jetzt von Dunkelheit umhüllt. Er legte sich in die Riemen, drehte bei und ruderte stromaufwärts. Es war mühsam und kostete Toby alle Kraft, doch sie waren jetzt in Sicherheit und querten den schwarzen Fluss.
    «Toby?»
    Er schmunzelte. Ihr Gesicht war eine Maske aus Schlamm mit weißen, freigewischten Augen.
    «Er hat mich geheiratet, Toby.»
    «Muss ich dich jetzt Mrs   Scammell nennen?»
    «Toby!» Es war nicht zu erkennen, ob sie weinte oder lachte.
    Sie ruderten im weiten Abstand an der brennenden Werft vorbei, über der sich eine gewaltige Rauchwolke ausbreitete. Lodernde Flammen warfen ihr Licht auf Häuser, Zinnen und Türme, ja sogar auf die große Kathedrale St. Paul’s.
    Toby schaute Campion an. «Hallo, Liebste.»
    Donnernd stürzten die Schuppen in sich zusammen. Campion starrte wie gebannt auf die Feuersbrunst am fernen Ufer, dann auf Toby. «Toby.»
    Scammell verlangte brüllend nach einem Fährmann, um seiner Braut nachsetzen zu können, doch Campion und Toby waren außer Reichweite. Toby ließ einen Moment von den Rudern ab, beugte sich vor und berührte ihre lehmverschmierte Hand.
    «Alles wird gut. Mrs   Swan wartet auf uns im Paris Garden. Wir fahren nach Lazen.»
    «Lazen?» Sie schüttelte den Kopf. «Aber deine Mutter?»
    «Mach dir wegen

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