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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Ich bin nicht so alt und hässlich, dass du fürchten müsstest zu versteinern.»
    Die Stimme passte zu der Frau, die Campion vor sich sah. Margaret war von stattlicher Erscheinung. Sie hatte eine gebogene Nase und blaue Augen, die Neugier und Kampfeslust verrieten. Toby hatte von seiner Mutter nicht nur die hohe, aufrechte Gestalt, sondern auch den markanten Kiefer und die Form der Lippen geerbt. Von alt und hässlich konnte wahrhaftig nicht die Rede sein. Sie war, wie Campion wusste, fast fünfzig Jahre alt, hätte aber auch zehn Jahre jünger sein können.
    «Leg den Umhang ab, Kind, und lass dich ansehen.»
    Campion kam sich schäbig vor. Lady Margaret trug einen blassgelben Rock, bestickt mit weißen Veilchen. Das Mieder war mit Farbsprenkeln befleckt, Kleckse, die auch auf der rechten Hand zu sehen waren und Campions Interesse weckten. «Nimm die Haube vom Kopf, Kind.» Campion trug die schwarze Puritanerhaube, die Mrs   Swan ihr zusammen mit den übrigen Kleidern mitgebracht hatte.
    «Unansehnlich bist du nicht. Jetzt verstehe ich, warum sich Toby so energisch für dich eingesetzt hat. Er sagt, es sei unangenehm, einen Mann zu töten. Findest du das auch?»
    Campion nickte. «Ja, Lady Margaret.»
    «Ich bin mir nicht sicher, ob es mir auch unangenehm wäre. Dreh dich um.»
    Campion gehorchte.
    «Ganz herum, Kind, ich will mich nicht mit deinem Rücken unterhalten.» Campion wandte sich ihr zu. Lady Margaret seufzte wieder. «Mir scheint, die wenig anziehenden Dornengewächse der Slythes haben eine Rose hervorgebracht. Findest du die Taten meines Sohnes, die er dir zuliebe begangen hat, gerechtfertigt?»
    Campion schluckte. «Ich hätte das Gleiche für ihn getan, Lady Margaret», antwortete sie nach kurzem Zögern.
    Zu ihrer Überraschung fing Lady Margaret an zu lachen. «Er ist manchmal recht voreilig, unser Toby. Von wem er wohl seinen Enthusiasmus geerbt hat? Gewiss nicht von seinen Eltern. Ebenso schleierhaft ist mir, wem er seine scheußlichen roten Haare verdankt. Vermutlich dem Umstand, dass er bei Vollmond empfangen wurde. Ich habe das so in meinem Tagebuch vermerkt. George hat sich zur besagten Stunde nicht einmal die Mühe gemacht, seine Stiefel auszuziehen.» Lady Margaret äußerte all dies in einem so nüchternen Tonfall, als spräche sie über alltägliche Haushaltsdinge. «Bist du noch Jungfrau, Kind?»
    Campion war wie vom Donner gerührt, erholte sich aber schnell. «Ja.»
    «Ganz sicher?»
    «Ja.»
    «Und du bist zwanzig Jahre alt?»
    Campion nickte. «Ja, Lady Margaret.»
    «Dann hast du dich ja doch recht lange zurückgehalten. Sind das die Kleider, die du zu Hause getragen hast?»
    «Ja, Lady Margaret.»
    «Wie schrecklich! Dein Vater ist mir einmal in Shaftesbury begegnet. Ein unangenehmer Mann. Ich erinnere mich, dass seine Schultern voller Schuppen waren. Ob er in einen Schneesturm geraten sei, habe ich ihn gefragt.» Sie ging nicht weiter darauf ein, nahm einen Brief von dem Tischchen zu ihrer Seite und las laut daraus vor. «‹Das Mädchen ist nach Tobys Bekunden mehr schlecht als recht gebildet und weiß allenfalls die Heilige Schrift zu lesen.› Stimmt das?»
    Campion nickte niedergeschlagen. «Ja, Lady Margaret.»
    Die Blicke von Lady Margaret verrieten Missfallen. «Welche Stellen in der Heiligen Schrift sind dir am liebsten?»
    Campion fragte sich, mit welcher Antwort sie Lady Margaret beeindrucken konnte, entschied sich aber für die Wahrheit. «Das Hohelied Salomos.»
    «Ha! Das zeugt immerhin von Geschmack. George hat natürlich unrecht, wenn er glaubt, dass Eleganz und Geschmack allein auf Geburt und Stand zurückzuführen seien. Du hast meinen Schwiegersohn Fleet noch nicht kennengelernt. Er ist ein Graf, sieht aber in seiner Rüstung aus wie ein Schwein im Lederwams. Wenn eine hohe Geburt nicht Besseres hervorbringt, kann sie mir gestohlen bleiben. Du bist ein bisschen flach auf der Brust, Kind.»
    «Bin ich das?», fragte Campion erstaunt. Lady Margaret fing an, ihr zu gefallen. Es war aufregend, nie zu wissen, was sie als Nächstes sagen würde.
    «Ein paar Kinder könnten Abhilfe schaffen. Und auch die Liebe. Meine älteste Tochter war, was das betrifft, zum Glück schon vor ihrer Heirat mit Fleet großzügig ausgestattet, sonst hätte sie wohl nur wenig Hoffnung auf Zuwachs gehabt.»
    Lady Margaret deutete unter die Decke. «Was hältst du davon?»
    Campion schaute nach oben. Im Unterschied zum Stuckwerk des Treppenhauses, das mit herkömmlichen Motiven der Ernte

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