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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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hatte.
    Connie blieb unter einer eleganten Trauerweide stehen, deren Äste bis zum Boden reichten. Sie lehnte sich im Schatten gegen den Stamm und genoss das Gefühl, als der Schweiß, der sich auf ihrer Stirn und den Armen gebildet hatte, von der leichten Brise fortgetragen wurde. Boston war im Lauf der Jahrhunderte aus einer breiten Ansammlung von kleineren, geordneten Siedlungen entlang des nordöstlichen
Gebietes von Massachusetts entstanden, doch jeder der kleinen Weiler, die dazugehörten, hatte seine eigene, störrische Identität wesentlich besser erhalten, als man es vermutet hätte. Sie hatte ihre Kindheit in der angenehmen Waldgegend rund um Concord verbracht und war seit Beginn ihres Studiums am College auf den gepflasterten Straßen von Cambridge zuhause, doch während beider Zeitabschnitte hatte sie nur selten die Veranlassung gesehen, sich ins Zentrum von Boston zu wagen. Nun hatte sie vollkommen die Orientierung verloren und schaute über die Rasenfläche, die sich von der Boylston Street bis zum Seerosenteich im Stadtpark erstreckte. Touristen schlenderten müßig an den Schwanenbooten vorbei und verschwanden unter dem Brückensteg. Sie griff in ihre Tasche, holte einen zerknitterten Zettel hervor und zog die Wegbeschreibung zurate, die sie sich am Telefon notiert hatte.
    »Providence Street«, las sie laut und schaute in beide Richtungen. Die Adresse sollte ein oder zwei Blocks entfernt sein, aber sie fühlte sich im Zentrum von Boston immer etwas verloren und hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, einfach eine Weile an den fast identischen Stadthäusern vorbeizulaufen, bis sie irgendwann in einer Straße herauskam, die ihr bekannt vorkam. Sie musterte das Ritz-Carlton auf der anderen Straßenseite, das sich hinter einer Reihe von unauffälligen Mietlimousinen versteckte, und die Fassade des Juweliers Shreve’s hinter ihr an der Ecke, wo sich Grüppchen von Frauen, mit Einkaufstaschen beladen, vor den Schaufenstern eingefunden hatten und die glitzernden Auslagen bewunderten. Connie kniff die Augen zusammen, überlegte kurz und überquerte den Boulevard gerade rechtzeitig, bevor der nächste Verkehrsschwall heranrollte.
    Zu ihrer Überraschung stellte sich heraus, dass sie mehr oder weniger richtig geraten hatte, und nach einem Fußweg
von wenigen Minuten stieß Connie die dicken Türen von »Sackett – Auktionen, Ankauf & Schätzungen« auf . Sie betrat einen kühlen Vorraum, der die typisch stolze wie auch leicht abgenutzte Eleganz ausstrahlte, die so vielen Institutionen in Boston eigen war. Der dunkelblaue Orientteppich war stellenweise fadenscheinig, sein Blumenmuster mottenzerfressen. Das Gemälde eines Klippschiffes unter vollen Segeln, in einem vergoldeten Rahmen und mit Tabakrauch braun verschmutzt, hing über einer rissigen Ledercouch. Ein paar Ausgaben der Yankee Home waren fächerförmig auf einem nüchternen Couchtisch ausgebreitet. New York schaut nach vorne, dachte sie, aber Boston kann nicht anders – es blickt zurück . Sie trug sich mit einem Füllfederhalter in das Gästebuch ein und machte sich über die Treppe auf den Weg in die erste Etage.
    Hier wurden offenbar gerade Vorbereitungen für eine Versteigerung von unbedeutenderen amerikanischen Landschaftsgemälden getroffen. Große Leinwände mit dramatischen Wolkengebilden und vom Blitz getroffenen Baumstämmen wechselten sich ab mit undefinierbaren Seestücken: noch mehr Klippschiffe, sowie eine Szene vom vereisten Hafen von Gloucester, die sie auf der Treppe fast zu Fall gebracht hätte, weil die Füße der Auktionshausmitarbeiter, die das Gemälde trugen, unterhalb des Rahmens kaum sichtbar waren. Sie verbrachte einige Minuten lang damit, ständig übersehen zu werden oder im Weg zu stehen und tippte schließlich einem der Arbeiter auf die Schulter, der das Gemälde von dem vereisten Hafen gerade gegen eine Wand lehnte. Mit einem knappen Schlenkern seines Kopfes wies er sie auf eine düstere Tür in einer Ecke des Ganges hin, und Connie dankte ihm mit einem Nicken.
    Sie trat durch die Tür und fand sich auf einem langen Flur wieder, von dem mehrere Holztüren mit Schildern
abgingen, die auf verschiedene Abteilungen hinwiesen. Sie ging an MUSIKINSTRUMENTE, SCHMUCK, DRUCKE UND GRAPHIKEN vorbei und blieb schließlich vor einer Tür stehen, hinter der sich laut Schild SELTENE HANDSCHRIFTEN UND BÜCHER befanden. Vorsichtig klopfte sie an die Tür, die jedoch unter dem leichten Druck ihrer Fingerknöchel gleich nachgab und sich

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