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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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mit einem Quietschen zu einem Büro öffnete, das mit Akten und Papieren übersät war. Mittendrin saß ein rundlicher, liebenswürdig dreinblickender Mann, der sich die Vergrößerungslinsen eines Juweliers auf die Brille gesteckt hatte.
    »Ah!«, sagte er und erhob sich zu der Andeutung einer Verbeugung – die Geste eines wahren Gentlemans, der dennoch immer in Eile ist. Zwar machte er keinerlei Anstalten, sich vorzustellen, schien sie aber immerhin erwartet zu haben. »Setzen Sie sich, setzen Sie sich.« Mit einem Winken der Hand wies er auf einen Papierturm direkt vor ihm, unter dem sich, wie sich herausstellte, ein steifer Armsessel verbarg. Connie trug vorsichtig die Papierschicht ab – zum größten Teil handelte es sich um Auktionskataloge – und legte sie auf den Boden.
    »Tut mir leid«, begann sie. »Aber sind Sie Mr. …?«
    »Beeton, ja«, sagte er und blätterte dabei weiter in dem Katalog, der aufgeschlagen vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Ich muss schon sagen, dass es eine ganze Weile her ist, seit mich jemand um Hilfe bei der Suche nach etwas gebeten hat, das es wirklich wert ist.« Er gab ein missbilligendes Schnauben von sich. »Die Leute haben einfach keine Strategie mehr, wenn es ums Sammeln geht.« Er blätterte weiter. »Aber dann bekam ich Ihre Anfrage. Mit wem haben Sie eigentlich gesprochen?«
    Connie wollte schon antworten, doch Mr. Beeton schnitt ihr das Wort ab. »Auch egal. Was haben die da unten am
Empfang für nutzlose Mädels angestellt! Wollen sich doch bloß einen Mann angeln! Sollen sie nach New York gehen, wenn sie das wollen, sag ich ihnen. Aber meinen Sie etwa, die hören auf mich?« Wieder schlug er eine Seite um. »Die haben nicht einen Funken Verstand, diese geistigen Leichtgewichte! Kommen von Mount Holyoke und Wellesley und denken, ach, mit meinem süßen kleinen Abschluss in Kunstgeschichte werde ich mir schon einen an Land ziehen, der ordentlich Kohle hat! Als wenn es beim Sammeln von Kunst nur ums Geld ginge!« Er spuckte das Wort regelrecht aus und hob eine graue Hand, um sich die Juwelierslupe zurechtzurücken.
    Connie presste die Lippen aufeinander, um das Lächeln zu unterdrücken, das sich bereits in ihre Mundwinkel stahl. »Übrigens«, erwiderte sie forsch, »war ich auch in Mount -«
    »Sagen Sie mir, Miss Goodwin«, unterbrach sie der respekteinflößende Mr. Beeton. »Was, glauben Sie, ist das Kennzeichen des wahren Connaisseurs, wenn es um die Sammlung von Kunstgegenständen geht? Hmm?« Jetzt legte er den Katalog beiseite, den er durchgesehen hatte, markierte eine Stelle mit einem langen Papierstreifen und zog einen dicken Aktenordner aus dem Regal. »Geht es dabei einfach nur darum, irgendwelchen Schnickschnack zu kaufen, Hauptsache teuer?«
    »Äh, nein«, riet Connie.
    »Oder geht es darum, die diversen Symbole des Geschmacks und des Wohlstands anzuhäufen, bloß weil einem der Innenarchitekt das sagt?« Er blätterte flink in dem Ordner, während er sprach, und leckte sich bei jeder Seite den Daumen ab.
    »Na ja«, wandte Connie ein.
    »Oder handelt es sich nicht vielmehr um die Verfeinerung eines bereits vorhandenen ausgezeichneten Geschmacks
durch Studium und Kontemplation, indem man mittels Disziplin und Weiterbildung ein Verständnis dafür bekommt, was das nur Teure vom wirklich Raren unterscheidet?« Er schaute sie erwartungsvoll über seine mehrschichtigen Augengläser an. Sie öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton heraus. Mr. Beeton wartete und tippte mit den Fingerspitzen aufeinander.
    »Disziplin«, sagte sie schließlich.
    »Genau!«, rief er aus und schob Katalog wie Aktenordner über den Schreibtisch von sich weg. »Junius Lawrence «, sagte er und veränderte seine Sitzhaltung, wodurch sein Ellbogen in gefährliche Nähe eines Papierstapels an der Kante des Schreibtisches geriet.
    »Wie meinen?«, fragte Connie und blickte suchend auf die Akten, die er ihr zugeschoben hatte.
    »Der Knabe, der im Jahre I877 die gesamte Sammlung des Salemer Athenäums gekauft hat. Natürlich hat er einen Mittelsmann benutzt, da dem Mann nichts daran gelegen war zu verbreiten, wie ganz und gar wahllos sein Geschmack war. Und er tat Recht damit.« Mr. Beeton lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    Connie schaute sich den Katalog genauer an, in dem der Verkauf angekündigt wurde, gefolgt von einer Schätzung der selteneren Bücher (zu denen der Almanach offenbar nicht gehört hatte). Dann wandte sie sich der offenen Akte zu, die den Zuschlag des

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