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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Käufers für den Großteil der Sammlung des Athenäums bestätigte; der Kaufbetrag war einer anonymen Beteiligungsgesellschaft in Rechnung gestellt worden. Hinter dieser Liste in der Akte fand sie eine Reihe von Quittungen und Unterschriften, mit denen die Beteiligungsgesellschaft über verschiedene Unterzeichner hinweg bis hin zu einem gewissen Junius Lawrence aus Back Bay, Massachusetts, zurückverfolgt wurde.

    »Aber wer war das?«, fragte Connie und blickte auf. Auf Beetons Gesicht breitete sich ein nur schlecht verhohlenes, selbstgefälliges Grinsen aus. »Ein Industrieller. Neureich. Machte ein Vermögen mit irgendwas Üblem – Granitabbau, glaube ich – und hatte wie die meisten Gentlemen seiner Sorte nichts Besseres zu tun, als sich die gesellschaftliche Glaubwürdigkeit zu erkaufen, die ihm ansonsten fehlte.«
    »Aber warum kaufte er denn Bücher?«, fragte Connie verwirrt.
    »Nun, er hat ja nicht nur Bücher gekauft«, klärte sie Mr. Beeton auf. »Möbel hat er auch erstanden – hauptsächlich Belter und anderen viktorianischen Schnickschnack. Außerdem ein paar Exemplare amerikanischer Landschaftsmalerei. Offenbar hatte er in dem Bereich gute Berater. Ein oder zwei seiner Stücke haben es sogar bis ins Museum of Fine Arts geschafft. Der hat wirklich sein Geld unter die Leute gebracht, der Knabe. Eines seiner Gemälde, ein unbedeutenderes, wird wohl oben gerade aufgehängt. Angeblich ein Fitz Hugh Lane. Luminismus. Wahrscheinlich gefälscht. Aber die Bücher, Miss Goodwin, warum glauben Sie denn, dass er sie wollte?«
    Der Mann ließ sie nicht aus den Augen, und Connie spürte, wie der Staub seines übervollen Büros langsam an ihren Nasenwänden entlang und die Kehle hinabwanderte. Ihre Augen fingen an zu jucken. Warum kaufte denn überhaupt jemand Bücher? Und teure noch dazu?
    »Warum wohl? Natürlich um seine neue Bibliothek damit zu füllen«, fauchte Mr. Beeton, wie als Erwiderung auf ihren unausgesprochenen Gedanken. »Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt, bevor Sie kamen. I874 begann er mit dem Bau eines neuen großen Stadthauses auf der dem Wasser zugewandten Seite der Beacon Street – ich habe hier irgendwo eine Kopie der Baupläne -, und natürlich plante der
Architekt auch eine Bibliothek ein. Nun«, Beeton schnüffelte, »der Mann war Minenbesitzer. Der hat nie in seinem Leben ein Buch gesammelt. Brauchte deshalb ein paar, aber auf die Schnelle. Im Dezember I877 hat dann seine Frau – eine entfernte Cousine der Cabots, natürlich aus dem verarmten Zweig – eine Party geschmissen.« Er legte ihr einen vergilbten Zeitungsausschnitt in die Hände. Der Artikel trug die Überschrift »In der Stadt gesehen« und zeigte den Kupferstich der Fassade des Stadthauses von Familie Lawrence.
    »Offenbar war es die schickste Party im ganzen Jahr. Hat Lawrence das ideale Entree in die Gesellschaft verschafft. Nur gut, dass er ein paar schöne alte Bücher hatte, die er im Haus verteilen konnte. Ist viel leichter, akzeptiert zu werden, wenn man sich entsprechend präsentiert. Als es dann an der Zeit war, hat er die Töchter ziemlich gut verheiratet.« Beeton verzog die Lippen zu einem winzigen, boshaften Lächeln und schob die komplizierte Linsenkonstruktion auf seine Stirn hoch. Der Mann vermochte die gesellschaftlichen Machenschaften aus der Zeit von vor mehr als hundert Jahren mit solcher Begeisterung zu schildern, als wären sie Menschen widerfahren, die er selbst gekannt hatte. Sein Kopf war eine einzige Fundgrube für brahmanische Beziehungsgeflechte, Verwandtenehen, er kannte finanzielle Verhältnisse, wusste über Skandale und Skandälchen Bescheid, alles prallvoll mit Leben. Manchmal vergaß Connie, dass ein guter Historiker immer auch ein Ohr für Klatsch haben musste. Sie reichte ihm den Zeitungsausschnitt zurück.
    »Das ist wirklich faszinierend«, sagte sie und fragte sich, was all das für ihre Suche nach Deliverances Buch bedeutete. »Von der Familie Lawrence habe ich nie gehört.«
    »Haben I89I einen kleinen Flügel der Boston Public Library gestiftet«, sagte Beeton. »Die beiden Töchter wurden gut verheiratet, ihre Spuren verlieren sich irgendwann, was
sicher ein gutes Zeichen ist. Den Rest ihres Geldes hat die Familie beim Börsenkrach I929 verloren. Haben das Stadthaus schließlich einem kleinen College am Ort verkauft.« Er machte ein Geräusch wie ein Ballon, dem man die Luft ablässt.
    »Glauben Sie, der Almanach, nach dem ich suche, könnte im Flügel der Public

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