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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Library gelandet sein? Oder hat es vielleicht eine der Töchter behalten?«, fragte Connie.
    »Ach, das glaube ich nicht«, erwiderte Beeton. »Hier bei den ›Seltenen Handschriften und Büchern‹ versuchen wir die größeren Sammlungen, die durch unsere Hände gehen, nicht aus den Augen zu verlieren.« Das sagte er mit großer Bestimmtheit. »Natürlich hofften wir, dass die Familie wieder an uns denken würde, wenn sie die Sammlung des Athenäums noch einmal veräußerte. Doch laut meinen Informationen gingen ein oder zwei Bände an die Töchter – waren beide nicht gerade Leseratten – und nach Junius Lawrences Tod im Jahre I925 wurde die Sammlung gestiftet, und zwar … ja, da ist es … an Harvard.« Er reichte Connie den Nachruf, ausgeschnitten aus dem Boston Herald und übertitelt mit »Junius Lawrence, Philanthrop, Granitmagnat stirbt im Alter von 74 Jahren«. Ein weiteres Blatt Papier wurde Connie in die Hand gedrückt, wie sich herausstellte, eine Kopie von Junius Lawrences Testament, in dem seine Schenkungen postenweise aufgeführt waren. Vier Jahre später haben seine Töchter diese Großzügigkeit wahrscheinlich bedauert , überlegte Connie, aber erst dann begriff sie, was Beeton da gerade eben gesagt hatte.
    Einen Herzschlag lang sagte sie nichts. »Moment mal – Harvard?«, fragte sie mit ungläubiger Stimme.
    »Ja sicher!«, rief Beeton. »Die gelehrten Herren tun so, als würden sie darauf achten, wie alt das Geld von jemandem ist, aber natürlich ist es ihnen letztlich egal.« Er wackelte mit einer seiner dünnen, grauen Brauen in Connies Richtung.

    Jetzt setzten sich in Connies Kopf die Rädchen in Gang. Sie spürte, wie sich die Muskeln in ihren Händen zusammenzogen und ihre Finger sich am liebsten in die Fotokopie des Testaments gekrallt hätten, das sie immer noch in Händen hielt. »Glauben Sie, dass Junius Lawrence jemals eines der Bücher gelesen hat, die er vom Salemer Athenäum gekauft hat?«, fragte sie, und ihre Stimme klang sehr fern in ihren Ohren.
    Mr. Beeton schürzte die Lippen und schien einen Moment lang nachzudenken. »Unwahrscheinlich«, schloss er. »Ich denke, der hatte genug damit zu tun, sein Geld zu verprassen.«
    Das Buch war in Harvard. Es war die ganze Zeit dort gewesen! Sie schaute wieder auf das Testament hinab, dann hoch zu Beeton, der hinter seinen kostbaren Katalogen und Papieren winzig klein wirkte. Er schenkte ihr ein wässriges Lächeln.
    »Das ist sehr hilfreich gewesen«, sagte Connie und musste sich anstrengen, dabei ganz ruhig zu klingen. »Kann ich eine Kopie dieser Liste behalten?«
    »Sie gehört Ihnen«, sagte Beeton und wedelte mit der Hand, als wollte er jegliche Einwände verscheuchen. Dann seufzte er. »Wären doch die Sammler von heute so interessiert, wie Sie es sind, Miss Goodwin.« Beeton schüttelte den Kopf. »Geht alles den Bach runter, fürchte ich.«
    »In der Tat«, sagte Connie und stand auf. Im Geiste war sie schon viel weiter: Sie eilte durch die schummrig beleuchteten Marmorsäle der Widener Library in Harvard, wo Deliverances Buch auf sie wartete. Schon morgen würde sie es vielleicht in Händen halten! Dann konnte sie auch herausfinden, was Chilton damit vorhatte. Das Buch war irgendwo, gerade eben außerhalb ihrer Reichweite, aber endlich wusste sie, wo genau sie danach suchen musste.

    »Vielen, vielen Dank.«
    »Viel Glück«, glaubte sie Mr. Beeton noch sagen zu hören, während sie sich über den Flur auf den Rückweg machte, die Fotokopie von Junius Lawrences Testament an die Brust gedrückt.
     
    »Es ist in Harvard, Mom!«, platzte Connie heraus, kaum dass in der Wüste von Santa Fe der Hörer abgenommen wurde.
    »Was denn?«, fragte Grace Goodwin.
    Connie atmete aus. »Deliverances Medizinbuch. Heute habe ich so einen lustigen kleinen Mann kennengelernt. Der hatte schon den Großteil meiner Nachforschungen für mich erledigt.« Sie zog die lange Telefonkordel hinter sich her, während sie ihre üblichen Runden durch Grannas Esszimmer machte und sich mit den Händen im Dunkeln an verschiedenen Dingen entlangtastete.
    »Was für ein Glück«, sagte Grace. Aus ihrer Stimme klang ein Hauch von Ironie. »Ich vermute, du hast dich nicht bei ihm bedankt, oder?«
    » Mom « , warnte Connie.
    »Ja, mein Liebes. Ich weiß.« Grace schniefte. »Und was machst du als Nächstes? Schaust du im Katalog unter: ›Genau Das Buch Hab Ich Gesucht‹?« Grace kicherte. Es war ein überraschend mädchenhaftes Kichern, tief aus ihrer Kehle

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