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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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hatten. Langsam blätterte sie zum Beginn zurück.
    Die erste Exkommunikation datierte aus dem Jahre I627, doch war ein Teil der Seite durch einen Wasserschaden unleserlich geworden. Alle paar Jahre nach der Gründung der Siedlung waren einzelne Fälle aufgetaucht, jedoch stets ohne eine weitere Erklärung dazu. Eine kleine Gruppe von Fällen, die allesamt innerhalb weniger Jahre vorgekommen waren, schienen mit der sogenannten Antinomischen Krise zusammenzuhängen, bei der ein religiöses Schisma bezüglich der Frage, ob gutes Verhalten genüge, um Gottes Gnade zu erlangen, die puritanische Welt erschüttert hatte. Nachdem die Krise abgeebbt war, traten die Exkommunikationen erneut nur noch sporadisch auf. Schließlich blätterte sie die allerletzte Seite um.
    »Mein Gott!«, rief Connie aus, die nicht in der Lage war, die Aufregung in ihrer Stimme zu zügeln. »Jetzt weiß ich, warum Deliverance Dane in keinem dieser Register auftaucht!«
    »Wie bitte?«, fragte Sam und blickte von seinem Hauptbuch auf.
    Connie drehte ihr Buch auf dem Tisch um, damit er hineinschauen konnte, und wies mit dem Finger auf eine Zeile. Dort, ganz am Ende einer längeren Liste mit hastig hingekritzelten Namen, stand Delliveranse Dane, wobei die mangelhafte Rechtschreibung vermutlich auf die Halbbildung des Schreibers zurückzuführen war.
    »Schau dir das Jahr an«, sagte Connie.
Sams Augen wurden schmal vor Verwirrung. Er blickte zu ihr hoch und wartete darauf, dass sie ihm erläuterte, was sie meinte.
    Das Datum lautete I692.
    »Sam«, sagte Connie und packte über den Tisch hinweg seinen Arm. »Deliverance Dane war eine Hexe!«

FÜNF
     
     
     
     
    E rklär mir das noch mal«, sagte Sam und schob einen schweren Halbliterkrug Bier auf Connie zu. Sie saß, die Ellbogen auf den Tresen gestützt, da und trommelte aufgeregt mit den Fingern gegen ihre Wange. Sam ließ sich auf dem Hocker neben ihr nieder und schlürfte den Schaum von seinem Bier. Am anderen Ende des Tresens standen ein paar Männer mittleren Alters in Regenhäuten und Bootsschuhen, machten Witze und lachten, prosteten sich mit ihren Wodka-Cranberry-Drinks zu. Die Bar, in der sie saßen, war nur schwach beleuchtet und mit Regatta-Wimpeln und Sepia-Fotos von Männern in Hornbrillen dekoriert, die vor vierzig Jahren in die Sonne geblinzelt hatten.
    »Das ist eine der berühmtesten Seglerbars der Welt«, erläuterte Connie. Ihr war eine Randbemerkung in dem Brief eingefallen, den ihre Mutter ihr zusammen mit dem Hausschlüssel geschickt hatte. Grace hatte Connie den Vorschlag gemacht, sie möge doch unbedingt diese Bar aufsuchen, solange sie in Grannas Haus wohnte. Sie hatte in Erinnerungen an ihre Zeit als junges Mädchen geschwelgt, das so manch müßige Stunde in dieser restaurierten Segelmacherei verbracht und dabei zugesehen hatte, wie die Jungs aus dem Ort von einem Constable aus der Kneipe geholt und am Ohr nach Hause gezerrt worden waren. Das Lokal schien von seinem rauen Charakter einiges eingebüßt zu haben, auch wenn die Segler am anderen Ende der Bar nach Kräften versuchten, dies wieder wettzumachen.

    Connie hatte Sam aus einem Impuls heraus mit zu sich nach Marblehead genommen. Sie hatte ihm angeboten, ihm einen auszugeben, als Dank für die Hilfe am Nachmittag, und er war ohne Umschweife mitgekommen. Weder hatte er zuerst irgendwelche Anrufe tätigen noch sich umziehen müssen. Connie blickte ihn gelegentlich von der Seite an, während er sich den Schaum von der Oberlippe leckte, und bewunderte die Glätte seiner Haut. Sie war braun und samtweich, und die Lachfältchen rund um die Augen waren von der Sonne wie eingebrannt.
    »Auweia«, machte Sam, kratzte sich den Stoppelbart und warf den grölenden Seglern einen etwas genervten Blick zu. »Aber das Datum«, hakte er nach. »Im siebzehnten Jahrhundert bin ich nicht besonders bewandert. Erklär’s mir noch mal.«
    »Mhhmm.« Connie seufzte und trank einen Schluck Bier. »Heute war es den ganzen Tag so heiß.« Sie streckte die Arme auf dem Tresen aus und spürte, wie die Aufregung des Nachmittags langsam abebbte und sie sich entspannte. »Normalerweise mag ich kein Bier, aber das hier ist einfach köstlich.«
    » Connie «, ließ er nicht locker und stupste sie am Ellbogen. Sie hielt inne, das Bierglas auf halber Höhe schwebend, den Mund noch offen. Ihr Blick begegnete dem seinen, der herzlich und eifrig war.
    »Also gut«, sagte sie nach einer weiteren Minute lächelnd. »Das Datum.« Sie drehte sich auf

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