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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Und intakt ist es auch noch!« Sie legte ihre Hand auf einen der Katalogschränke. »Und sogar katalogisiert!«
    »Meistens jedenfalls. Ein paar Lücken gibt’s schon hie und da.« Der Mann verschränkte die Arme über der Brust und lächelte. » Ihr hier stimmt übrigens nicht. Ich arbeite nur bei der Restaurierung der Kuppel mit. Sollte irgendwann im Juli, August fertig werden. Dann mache ich noch den Turm, und es geht weiter zu einem anderen Job oben in Topsfield.« Er zog eine Visitenkarte aus einer Tasche seines Overalls und reichte sie Connie. SAMUEL HARTLEY, stand da. TURMARBEITER. »Sag ruhig Sam.«

    Connie brach in schallendes Gelächter aus, bevor sie es verhindern konnte. » Turmarbeiter? Ist das dein Ernst?«
    Der Mann – Sam – schaute sie mit vorgetäuscht verletztem Stolz an. »Aber natürlich!«, erwiderte er. »Ich gebe ja zu, dass es nicht mehr viele von unserer Zunft gibt. Nach dem Studium hab ich eine Weile bei der Gesellschaft für die Förderung des Antiquarianismus in Neuengland gearbeitet.«
    »Die haben da ganz tolle Denkmalschutzprogramme«, warf Connie ein, die sich an den verzwickten Namen erinnerte. »Einige von diesen Bauten würden einfach abgerissen werden, wenn die nicht wären.«
    »Das stimmt«, pflichtete Sam ihr bei. »Die machen interessante Sachen. Aber ich fand es schrecklich, den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen. Ich meine, schließlich hatte ich mich ja für Denkmalschutz entschlossen, damit ich mit all den tollen alten Sachen in Berührung komme, die sonst niemand anfassen darf. Und so« – er zeigte auf seinen Werkzeuggürtel – »bin ich in die Restaurierung übergewechselt. Neuengland ist so ziemlich die einzige Gegend, wo es so viele alte Türme gibt.«
    Connie grinste ihn an. »Und du kannst diese coole Abseilmontur tragen«, sagte sie.
    »Das auch, ja«, sagte Sam und erwiderte ihr Lächeln. »So, und was forschen wir denn so?«
    Für einen kurzen Moment überlegte Connie, ihm den Schlüssel zu zeigen. Sie fand Sams Herzlichkeit und seine Begeisterungsfähigkeit ansteckend – weil sie so ganz anders war als das eiskalte Kalkül vieler Akademiker, die nur Karriere machen wollen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie Manning Chilton vor Begeisterung über seine obskuren geschichtlichen Abhandlungen zum Thema Alchemie strahlte, aber es wollte ihr nicht recht gelingen. Selbst Thomas, der Student, dessen Tutorin sie war und bei dem sich Connie
sicher war, dass er für das akademische Leben geboren war, pflegte seine Passion auf so methodische Weise, dass man das Gefühl hatte, nichts könne ihn mehr zum Staunen bringen. Mit Sam zu reden erinnerte sie an eine Zeit, als sie Geschichte noch aufregend, prickelnd gefunden hatte. Er lehnte in der Tür, die Arme verschränkt. Seine Unterarme, die unter den aufgerollten Ärmeln seiner Arbeitsklamotten hervorlugten, waren braungebrannt und mit Muskeln durchzogen. Sie merkte, wie sie ihn anstarrte, und wandte rasch den Blick ab.
    »Ich habe ein paar alte Dokumente im Haus meiner Großmutter in Marblehead durchgeschaut«, sagte sie und wand sich ein wenig bei ihrer Beschreibung, weil sie beschlossen hatte, den Schlüssel doch nicht zu erwähnen. »Und ich hab etwas gefunden. Ich glaube, es ist ein Name, aber ich bin mir nicht sicher.« Sie zog das winzige Pergamentfetzchen aus der Tasche und hielt es ihm hin.
    Sam rieb mit dem Daumen über das Papier und betrachtete es. »Könnte sein.« Er nickte. »Und bei der historischen Gesellschaft hast du es auch schon probiert, nehme ich an?«
    »Nichts. Keine einzige Deliverance. Dann habe ich es in der Kirche versucht, und die haben mir gesagt, dass die gesamten Unterlagen hier sind.«
    »Und du glaubst, es stammt aus der frühesten Periode der kolonialen Ansiedlung?«, fragte er. »Warum?«
    »Na ja, wegen dem Alter des Materials und wegen der Handschrift«, sagte Connie. »Und wenn es ein Name ist, dann kommt er mir auch zu altmodisch für die Revolutionszeit vor. Stammt er wiederum aus dem neunzehnten Jahrhundert, dann wäre Temperance vermutlich wahrscheinlicher als Deliverance, oder? Aber das sind alles noch Vermutungen. Vielleicht ist es ja gar kein Name.«

    Sam kratzte sich die Bartstoppeln an seinem Kinn. »Alles, was du sagst, erscheint mir sinnvoll. Jedenfalls erinnert mich die Handschrift an einige Beispiele, die ich gesehen habe.« Er ertappte sie erneut, wie sie ihn mit erhobenen Augenbrauen anschaute. »Ich verbringe eine Menge Zeit im Büro der Kommission für die

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