Das Hexenkloster
selbst nicht erklären, aber dieses Prickeln im Blut beim Anblick dieser Frau, das war für sie zwar etwas Neues, aber nichts Unangenehmes.
Jetzt sah es anders aus. Da hatte sie die Realität wieder eingeholt. Sie sah die Frauen, die ebenfalls vom Schein der Kerzen erfasst wurden, und Kelly Turner erkannte, dass noch mehr Lichter brannten. Die Frauen hatten weitere Kerzen angezündet, die in Haltern an den Wänden steckten.
Das Licht sorgte für eine gespenstische Atmosphäre. Schatten huschten umher, wurden vom Flackerlicht verfolgt, und beides legte sich über die Gestalten in den dunklen Kleidern und mit den bleichen Gesichtern, sodass sie in Geister verwandelt wurden, die ihren angestammten Platz im Reich der Toten verlassen hatten.
Assunga drehte sich wieder ihrer besonderen Freundin Kelly zu. »Andere warten schon lange«, erklärte sie, »aber du hast mehr Glück, viel mehr. Ich nehme dich noch heute in meinen inneren Zirkel auf, und du wirst dich glücklich schätzen dürfen, bei mir zu sein. So wirst du die Freuden erleben, die dir eine völlig andere Welt zur Verfügung stellt, und ich werde dich gern in meiner Nähe haben.« Bei diesen Worten schaute Assunga erneut in Kellys Gesicht und deren Augen.
Es war nur ein kurzer Blick, zwei, drei Sekunden vielleicht, nicht länger. Aber sofort kehrte dieses andere Gefühl zurück, dem Kelly bereits nachtrauerte.
Wieder schoss dieser Strom durch ihren Körper. Erneut schien sich der dünne Stoff erhitzt zu haben, und sie kostete die Erotik dieses Augenblicks voll aus. Sie wollte sich hineinfallen lassen in ihre neue Rolle, in die andere Welt, und niemand würde sie mehr davon abhalten können. Sie spürte jetzt keinen Zwang mehr, sondern war bereit, diesen Weg freiwillig zu beschreiten.
Assunga hatte sie gesucht und gefunden. Für Kelly Turner war es keine Hexenfalle mehr. Es war der lange Schritt hinein in ein neues Dasein, vielleicht in ein Paradies, das nur auf sie gewartete hatte.
So sahen Wunder aus...
Und sie durchlebte eins davon.
Assunga nickte ihr zu. »Bist du bereit?«
»ja.«
»Bist du auch breit für die Welt der Hexen?«
»Ich möchte dorthin«, beteuerte Kelly.
»Das habe ich erwartet. Von nun an hast du dein anderes Leben aufgegeben.«
»Das weiß ich.«
»Spürst du Reue?«, fragte Assunga.
»Nein.«
»Auch das habe ich erwartet. Du wirst sehr nahe bei mir sein, und ich werde dir vieles zeigen. Du wirst einen Zauber erleben, von dem du nicht mal geträumt hast, und wenn du mir nicht glaubst, kann du Marnie fragen, der ich einen kurzen Blick in meine Welt gegönnt habe...« Assunga wollte noch mehr sagen, doch sie stutzte und brach ab.
Plötzlich wurde es still.
»Wo ist Marnie?«, wollte Assunga schließlich wissen.
Kelly konnte ihr die Antwort nicht geben. Dafür waren andere Frauen zuständig, und an sie hatte Assunga auch ihre Frage gerichtet. Nur erhielt sie keine Antwort.
Die Schattenhexe stieß einen wütenden Laut aus, der an ein Fauchen erinnerte. »Wo ist sie?«
jemand traute sich mit dünner Stimme, in der ein leichtes Zittern lag, eine Antwort zu geben. »Sie ist nicht hier.«
»Warum nicht?«
»Das wissen wir nicht. Sie wollte kommen. Du weißt doch, sie geht immer ihren eigenen Weg.«
»Dann hätte sie längst bei uns sein müssen«, folgerte Assunga.
»Ja.«
»Ist etwas passiert?«
Die Schattenhexe erhielt nicht sofort eine Antwort. Die anderen Frauen flüsterten miteinander, doch es war nichts Konkretes zu verstehen.
Bis die Sprecherin erneut das Wort übernahm. »Wir können nicht sagen, ob etwas passiert ist. Das musst du uns glauben. Wir waren nicht zusammen...«
Assunga wurde unruhig. Es passte ihr nicht, wenn nicht alles nach ihrer Nase lief. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie die Frauen losgeschickt, um nach Marnie Steel zu suchen, doch jetzt stand jemand vor ihr, die wichtiger war.
»Sie wird schon wieder auftauchen, Kelly«, sagte sie. »Aber dann werden wir beide nicht mehr hier sein.«
»Willst du gehen?«
Die Schattenhexe lachte auf. »Nein, wir werden nicht gehen. Nein, das ist nichts für uns. Wir werden auf eine andere Art und Weise verschwinden, und zwar auf meine.«
»Wie... wie... soll das klappen?«
Die Hexe lächelte. Der Augenaufschlag war wie ein Wink, den Kelly Turner auch begriff.
Noch trennte beide Personen eine gewisse Distanz. Jetzt überwand sich Kelly und trat einen Schritte auf die Schattenhexe zu. Genau das hatte diese gewollt.
Assunga breitete sie Arme aus, um zu
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