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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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tatsächlich
keine Antworten erhalten…
    „So ist es
schon besser. Und jetzt trinkt einen Schluck von diesem hervorragenden Wein.
Glaubt mir, Ihr habt es nötig. Ihr seid sehr blass.“
    Dieses Mal
nahm Emilia einen kräftigen Schluck des blutroten Weins. Kühl und besänftigend
rann er durch ihre Kehle.
    Bramante
beobachtete sie aufmerksam. „Ich verstehe, dass Ihr aufgewühlt seid, meine
Liebe. Denkt in Ruhe über mein Angebot nach. Ich verspreche Euch, wenn Ihr
einwilligt eines Tages meine Frau zu werden, so wird jeder weitere Tag Eures
Lebens ein Fest werden. Doch ich bin kein Unmensch. Ihr habt für Eure
Entscheidung Zeit bis zur Geburt Eures Kindes. Begebt Euch nun zur Ruhe. Morgen
werden wir durch meinen Park lustwandeln.“ Er winkte Conradin heran, der den
ganzen Abend mit ernster Miene über die Dienerschar gewacht hatte.
    Vor ihrem
Gemach ließ er sie allein. Ihre Zofe schlief auf einer kleinen Bank in der Ecke
und erhob sich hastig bei ihrem Eintreten. Doch Emilia beschied ihr, dass sie
ihre Dienste nicht mehr benötigte und schickte sie hinaus. Sie wollte allein
sein. Rasch entkleidete sie sich, löste die Nadeln aus ihrem Haar und schlüpfte
dann unter die seidenen Laken. Entgegen ihrer Befürchtung, keinen Schlaf zu
finden, fielen ihr alsbald die Augen zu. Sie erwachte erst wieder, als ihre
junge Zofe das Zimmer betrat und die Vorhänge der Terrassentür zurückzog.
    „Oh“,
entfuhr es Emilia überrascht. Ihren Augen bot sich ein zauberhaftes Schauspiel:
Die Sonne stieg eben als leuchtender Feuerball über die hohen Mauern des Hauses
hinweg und flutete den Patio mit malvenfarbenem Licht.
    „Ich wusste,
dass es der Herzogin gefallen würde“, strahlte das junge Mädchen. „Wünscht Ihr
Euer Frühstück im Bett einzunehmen?“
    „Das wäre
herrlich“, stimmte Emilia mit echtem Enthusiasmus zu. Das Mädchen übermittelte
ihr eine Nachricht: „Der Herr lässt Euch sagen, dass Ihr Euch zur Mittagsstunde
bereit halten sollt.“ Sie knickste und entfernte sich, um kurz darauf mit einem
vollen Frühstückstablett zurückzukehren. Nachdem Emilia es geleert hatte,
lehnte sie sich in den weichen Kissen zurück. Gesättigt und bei ihrer zweiten
Tasse Kaffee angelangt, dachte sie über ihre nächsten Schritte nach.
Selbstverständlich stand Bramantes Ansinnen außer Frage. Immerhin ließ ihr der
Graf Zeit bis zur Geburt. Trotzdem musste ihre Flucht so bald wie möglich
erfolgen, so lange sie noch beweglich war. Das Klügste wäre, Bramante in
Sicherheit zu wiegen, dass sie sein Angebot annehmen würde. Mehrere Tage würde
sie sich weiter sträuben und sich dann langsam nachgiebiger zeigen. Emilia
seufzte. Sie musste täuschen und taktieren. Ein Umstand, der ihr nicht behagte.
Sie kämpfte lieber mit offenem Visier. Doch um überhaupt die Arena betreten zu
können, war sie genötigt, zu denselben Waffen zu greifen wie der Graf. Trotzdem
war sie ein Neuling in der Disziplin der Intrige. Und sie musste vorsichtig sein.
Bramante war nicht dumm. Eine Biene summte heran und lenkte sie ab. Sie landete
auf ihrem Teller, wo sie sich sofort an einem Marmeladenfleck gütlich tat.
Emilia beobachtete sie. Als das Tierchen ausreichend geschwelgt hatte, flog es davon.
Emilia verfolgte sehnsuchtsvoll ihren Flug. Von ihrem Bett aus konnte sie einen
großen Teil des Patio überblicken. In der Mitte spiegelte sich die Morgensonne
auf der Oberfläche eines kleinen Seerosenteichs. Steinerne Bänke rundherum
luden zum Verweilen ein. Alles wirkte friedlich und heiter, allein Emilia
überkam das jähe Gefühl, ersticken zu müssen. Hastig sprang sie aus dem Bett
und trat auf ihre kleine Terrasse hinaus. Wie eine Ertrinkende sog sie die mit
Rosen- und Jasminblüten geschwängerte Luft ein. Doch so einsam, wie es den
Anschein hatte, war es gar nicht. Ein beleibter Gärtner geriet in ihr
Sichtfeld. Der Mann schickte sich mit einer schweren Kanne bewaffnet am anderen
Ende an, die Beete zu wässern. Er bemerkte sie nun. Interessiert hob er den
Kopf und Emilia wurde sich jäh ihres Nachthemdes aus durchscheinendem Batist
bewusst. Mit einem Bedauern zog sie sich zurück. Doch die frische Morgenluft
hatte ihr gut getan. Das Interesse des Gärtners hatte sie an die Worte
Bramantes erinnert: Als Frau mit den ihr gegebenen Waffen zu kämpfen. Eine Idee
dockte sofort an diesem Gedanken an. Emilia war Bramantes Eitelkeit nicht
entgangen. Er selbst schien sich für unwiderstehlich zu halten und sich eine
Menge auf seine Verführungskünste

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